Corona-Regeln:Impfarzt findet: Es reicht

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Friedrich Kiener, einer der ärztlichen Leiter im Unterschleißheimer Impfzentrum, spricht sich für ein Ende aller Beschränkungen aus. Die Herdenimmunität sei erreicht.

Von Bernhard Lohr, Unterschleißheim

Friedrich Kiener ist unverdächtig, die Gefahren durch das Coronavirus verharmlosen zu wollen, und doch spricht er sich mittlerweile für einen radikalen Schnitt in der Pandemie-Bekämpfung aus. Er sagt, es wäre das Beste, "man lässt jetzt alle Corona-Beschränkungen fallen". Ausdrücklich schließt sich Kiener, der einer der ärztlichen Leiter im Impfzentrum in Unterschleißheim ist, damit der umstrittenen Haltung des Vorstandsvorsitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, an, der für Ende Oktober eine Aufhebung aller Beschränkungen gefordert hatte. Bis dahin sei noch Zeit, sich impfen zu lassen.

Ähnlich argumentiert Kiener, der registriert hat, dass in den Impfzentren und auch in den Arztpraxen die Zahl der Immunisierungen stark zurückgegangen ist. An Impftagen in seiner Praxis setzt Kiener durchschnittlich etwa zwölf Spritzen. Die Impfbereitschaft durch erhöhten Druck wieder anzukurbeln, hält er nicht für effektiv. "Man sieht es ja, dass es anscheinend nicht geht", sagt er. Besser wäre Kieners Überzeugung nach, an das Verantwortungsbewusstsein jedes einzelnen zu appellieren. Auch wenn - außer der zentralen Einrichtung in Haar - demnächst drei der vier Impfzentren schließen, könne jeder beim Hausarzt weiter seine Spritze bekommen.

Aus Sicht des Impfarztes ist das Ziel, einen Schutz durch Herdenimmunität zu erreichen, im Landkreis praktisch erreicht. Kiener kommt auf mehr als 75 Prozent geschützte Personen, wenn er die Zahl der Geimpften von etwa 68 Prozent mit jener der Genesenen von etwa fünf Prozent zusammenzählt, und dazu eine angenommene Dunkelziffer von fünf Prozent nicht registrierten Corona-Genesenen. Im Landkreis haben mittlerweile 234 000 Menschen zwei Impfungen erhalten. Die Impfquote könne zudem steigen, wenn die Aussicht auf Lockerungen motiviert. Allerdings wird die Forderung nach Lockerungen wie in England oder Dänemark etwa von Virologen wie Christian Drosten kritisiert, der von einer vorübergehenden Beruhigung der Infektionslage spricht und weiter die Gefahr einer vierten großen Infektionswelle sieht.

Eine Lockerung, die Kiener besonders wichtig ist, wird schon Realität. Für Schüler entfällt am Montag die Maskenpflicht, sobald sie am Sitzplatz sind.

© SZ vom 02.10.2021 / belo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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