Ernährung:Verzerrte Kalkulation

Ob vom Acker nebenan oder eingeflogen aus Übersee, ist nicht dasselbe. Doch weil der Transport ohne CO2-Steuer erfolgt, hinken die Vergleichs­rechnungen.

Über die Kosten der verschiedenen Ernährungsansätze lässt sich streiten - je nachdem, ob beispielsweise der Kohlendioxid-Verbrauch beim Transport einkalkuliert wird. (Foto: Imago)

"Dilemma Mandelmilch" vom 2. September:

Schade, dass die reißerische Schlagzeile die Aussage des WWF-Berichts verzerrt. Umweltmotivierte Veganer meiden sowieso problematische Produkte aus fernen Ländern. Jeder weiß: Mandel- statt Hafermilch, Avocado statt Kohl oder Trauben statt Äpfel zu verzehren schadet dem Klima, und Beeren im Winter können nur von weit weg eingeflogen sein. Nicht was wir essen ist unser Problem, sondern von wo und wie es zu uns kommt. Ihr Supermarkt bezahlt für den Transport einer Erdbeere aus der Region genauso viel Energie- und CO₂-Abgaben wie für eine aus Übersee. Denn der Transport per Flugzeug ist abgabenfrei. Einheimische Obst- und Gemüsebauern subventionieren also mit ihren Steuerzahlungen die Energie- und CO₂-steuerfreie Einfuhr von Obst und Gemüse aus Übersee. Nur wer saisonal und regional isst, schützt die Umwelt. Aber solange Subventionen in Form von Steuerfreiheit für eingeflogenes Obst und Gemüse bestehen bleiben, schaden wir anderen Ländern und uns selbst. Leider schweigt Ihr Artikel über diese Steuerfreiheit.

Er unterschlägt auch die Aussage des WWF-Berichts auf Seite 55: Pflanzliche Proteine - besser für die Umwelt, besser für den Menschen. Ganz zu schweigen von der durch Massentierhaltung verursachten Einfuhr von Soja aus abgeholzten Regenwaldgebieten, der dadurch verursachten hiesigen schädlichen Stickstoffemissionen und Verunreinigungen des Grundwassers. Ihr Artikel kann missverstanden werden als eine Werbung für Fleisch. Herr Tönnies hat sich sicher sehr über den unerwarteten Umsatzzuwachs gefreut.

Die bestehenden Subventionen, keine Energie- und CO₂-Abgabe für die Luftfahrt, das sehe ich mit größter Besorgnis.

Klaus Siersch, München

© SZ vom 02.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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