Neuhausen:Der Schlüssel zur Kultur

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Nach 14 Jahren Planungen, Umplanungen und Auseinandersetzungen können die Akteure im neuen Trafo-Zentrum endlich loslegen. Am Freitag war Übergabe an den Trägerverein

Von Thomas Kronewiter, Neuhausen

Eine rauschende Fete war es noch nicht, die soll erst nächstes Jahr kommen, doch gefeiert haben sie schon ein erstes Mal am Freitagabend, im Kreise von fünf Dutzend geladenen Gästen. Bei der Schlüsselübergabe für das Trafo-Stadtteilkulturzentrum hinter dem gleichnamigen Bibliotheksgebäude an den Verein für Stadtteilkultur Neuhausen-Nymphenburg war allen Beteiligten die Freude anzumerken, nach 14 Jahren Planungs-, Umplanungs- und Bauzeit endlich loslegen zu dürfen. Jahre voller Kummer, nach Klagen von Anwohnern gegen ein als Lärmbelastung empfundenes Projekt, aber auch des Optimismus, weil es immer wieder irgendwie weiterging. Die Vereinsvorsitzende Ingeborg Staudenmeyer hatte über die Jahre, zunächst als Chefin des Bezirksausschusses Neuhausen-Nymphenburg, später als Trägervereinsvorsitzende die Aufs und Abs hautnah miterlebt, sie schlüpfte nun mühelos in die Rolle der geräuschlos agierenden Organisatorin. Wie ihr zumute sei? "Genauso wie gestern."

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(Foto: Stephan Rumpf)

Schlüsselübergabe im festlichen Rahmen: Kulturreferent Anton Biebl, Vorgänger Hans-Georg Küppers und die Vereinsvorstände Ingeborg Staudenmeyer sowie Wolfgang Schwirz (von links).

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(Foto: Stephan Rumpf)

Das Bühnenprogramm im neuen Trafo-Kulturzentrum gestalteten Jasmin Bayer & Band und...

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(Foto: Stephan Rumpf)

... das Fastfood-Improvisationstheater.

Der Saal "Neuhausen", die Gruppenräume "Nymphenburg I und II" sowie "Gern I und II" waren allesamt belegt, die Bühnenscheinwerfer strahlten, Jasmin Bayer & Band sowie das Fastfood-Theater gaben einen ersten Eindruck, was man vom neuen Kulturtreff an der Nymphenburger Straße 171 a noch alles erwarten darf. Das Haus selbst präsentiert sich auf dem schwer zu bebauenden, da überaus schmalen Grundstück technisch perfekt ausgestattet, inklusive lärmtechnisch sorgfältig abgeschirmter Musikübungsräume. Das Bistro mit seiner kleinen, sonnenverwöhnten Hinterhof-Freischankfläche dürfte - nur wenige Schritte vom Rotkreuzplatz entfernt - zu einem beliebten Treff werden. Ein blendender Ersteindruck des von Felix & Jonas Architekten sowie Mahl Gebhard Konzepte geplanten Hauses also, und so geht Kulturreferent Anton Biebl natürlich davon aus, dass das 31. Stadtteilkulturzentrum längst nicht das letzte sein wird. Man habe weitere in Planung, sagte er, übrigens auch Stadtteilbibliotheken. 20 Millionen Euro hat die Stadt letztlich für das Zentrum, 15 geförderte Wohnungen und eine Kindertagesstätte ausgegeben, das städtische Planungsreferat hat am Ende die völlig verfahrene Situation mit mehrfach vom Gericht gekippten Baugenehmigungen als Bauherr gerettet. "Ein Sprung ins kalte Wasser", wie Ulrike Klar von der städtischen Planungsbehörde einräumte. Dass der Komplex in Betrieb gehen musste, war aber spätestens klar, als der zuvor vom Kulturverein genutzte Kulturpavillon am Romanplatz abbrannte. Auch das Planungsreferat hatte noch mit Problemen zu kämpfen - etwa, als eines Tages der Baustrom im sogenannten Trafo 2 komplett weg war und erst wieder gefunden werden oder als man Taubenpärchen aus der Tiefgarage umsiedeln musste.

Das Kulturzentrum Neuhauser Trafo. (Foto: Stephan Rumpf)

So blieben auch nach dem Ende der Prozessphase Verzögerungen nicht aus. Anton Biebl verlor auf der Zielgeraden sogar noch eine Wette gegen Ingeborg Staudenmeyer, als er im Februar vergangenen Jahres die Eröffnung spätestens für den folgenden Mai ankündigte - eigentlich übervorsichtig prognostiziert, wie er dachte, weil ihm die eigene Verwaltung sogar noch den März 2020 für wahrscheinlich erklärt hatte. Nicht der letzte Irrtum auf der Trafo-Baustelle.

Dass selbst der Oktober 2021 noch alles andere als ein ausgeruht vorbereiteter Eröffnungstermin war, zeigte sich im Hintergrund. Die Homepage des Kulturvereins mit Informationen etwa zum Programm sei noch in Bearbeitung, hieß es, auch wenn erste Programme bereits feststehen. So wird es in Kürze Ausstellungen des Malers Hans Böbel und des Künstlers Wolfram Kastner geben. Ein Hoagarten schwebt den Vereinsmitgliedern vor, ein Weiberfasching ist für den Januar fest vorgesehen. Und auch Nutzer für die Räume sind bereits gefunden: Dort gibt es Tangokurse, Bands haben sich eingebucht, der Sozialverband VdK und die Gewerkschaft Verdi haben sich angemeldet.

Man habe aber durchaus noch Luft, versichert die Vereinsvorsitzende. Ingeborg Staudenmeyer verzichtete für diesmal auf eine eigene Ansprache. Wenn man nächstes Jahr die große Eröffnungssause feiere, bei hoffentlich schönem Wetter, gedenkt sie das nachzuholen. "Das reicht dann auch."

© SZ vom 04.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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