Ortsplanung in der Marktgemeinde:Zeitreise nach Kirchseeon 2040

Kirchseeon / Eglharting wg. Vollsperrung B304 im August

Der Verkehr ist ein Dauerthema in Kirchseeon. Entsprechend ist auch die Mobilität einer der Aspekte eines neuen Leitbildes für den Ort.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Zusammen mit dem Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum will Kirchseeon ein neues Leitbild erarbeiten. In den Prozess sollen auch die Bürger eingebunden werden, die ihren Ort dadurch mitentwickeln können

Von Andreas Junkmann, Kirchseeon

Im Jahr 2000 ist Kirchseeons Bürgermeister Jan Paeplow (CSU) gerade 24 Jahre alt geworden und hat noch gar nicht in der Marktgemeinde gewohnt. Damals hätte er sich wohl kaum vorstellen können, einmal dort Rathauschef zu werden. In gut 20 Jahren kann sich also vieles verändern, was nicht nur für das Leben des heutigen Gemeindeoberhaupts gilt, sondern auch für den Ort selbst. Denn zu Beginn des neuen Jahrtausends war es, als der Markt für sich selbst ein Leitbild definiert hat, wie die künftige Entwicklung aussehen soll. Diesen Prozess will Kirchseeon nun erneut anstoßen, auch um auf dieser Grundlage später einen neuen Flächennutzungsplan zu erarbeiten.

"Wo wollen wir wohnen, wo sollen Gewerbeflächen entstehen, wo wollen wir uns hinentwickeln?", umriss Bürgermeister Paeplow in der Gemeinderatssitzung am Montagabend die Intention des durchaus ambitionierten Vorhabens. Für dieses hat sich die Gemeinde Unterstützung von Experten des Planungsverbands Äußerer Wirtschaftsraum München geholt, die den Kommunen im Einzugsgebiet der Landeshauptstadt bei ihrer Ortsentwicklung helfen. Durch die sich immer rascher verändernden Rahmenbedingungen und zunehmenden Anforderungen an die Gemeinde würden vorausschauendes Handeln und ganzheitliche Entscheidungen immer wichtiger, heißt es dazu in einem Schreiben der Planer an das Rathaus. Durch ein Leitbild solle entsprechend ein "Entwicklungspfad für die Zukunft" formuliert werden, der Planungsverband nennt dieses Projekt "Kirchseeon 2040".

Wie die Reise in die Zukunft vonstatten gehen soll, das erklärte Architektin und Stadtplanerin Kathrin Geßl in der Sitzung. "Man muss sich fragen, was brauchen wir künftig in unserer Gemeinde?", sagte sie. Um das herauszufinden, hat der Planungsverband ein zweistufiges Modell entwickelt, über das der Ort auf den richtigen Weg gebracht werden kann. Der erste Schritt ist demnach eine Bestandsanalyse von außen - was nichts anderes heißt, als dass sich die neutralen Planungsexperten ein Bild vom Kirchseeoner Ist-Zustand machen. Dabei fließen Geßl zufolge verschiedene Faktoren mit ein, die das Zusammenleben in einem Ort ausmachen: von Wohnformen, über Arbeitsmarkt und Mobilität, bis hin zu Ressourcennutzung, Kultur- und Vereinsleben sowie Angeboten für die Jugend. Besonders Letztere dürfe nicht vergessen, sondern müsse mitgenommen werden. Schließlich ist das neue Leitbild für die kommenden 20 Jahre ausgelegt - und betrifft somit die heutigen Jugendlichen mit am meisten.

Ist diese Analyse von "Mängeln und Potenzialen", wie Geßl sagte, abgeschlossen, kommen die Gemeinderäte mit ihrer Innenansicht des Ortes ins Spiel. In Workshops sollen zunächst verschiede Themenfelder erarbeitet und diese anschließend priorisiert werden. Daraus soll dann ein Gesamtkonzept entstehen, wohin sich der Ort in den kommenden Jahren entwickeln wird. Ganz wichtig ist es der Planerin zufolge aber, die Kirchseeoner Bürger in den Prozess mit einzubinden. "Dadurch entsteht in der Regel eine große Identifikation mit dem Leitbild", so Geßl.

Dieses soll aber nicht nur hübsch in Broschüren gedruckt werden, sondern auch tatsächlich einen Zweck erfüllen. Es soll nämlich als Basis für die Neuaufstellung eines Flächennutzungsplans dienen. Es sei eine mühsame, aber sehr lohnende Kleinarbeit, sagte Planungsverbands-Expertin zu dem Prozess, der sich wohl über lange Zeit hinziehen wird. Allein das formelle Verfahren, einen Flächennutzungsplan zu entwickeln, dauert mehrere Jahre. Dieser solle dann aber auch 15 bis 20 Jahre halten - und brauche ein entsprechend solides Grundgerüst, so Geßl.

Die Vorarbeiten dafür sollen in diesem Winter beginnen, dann wollen sich die Stadtplaner ein erstes Bild von der Marktgemeinde machen. Für Frühjahr nächsten Jahres sind dann die Workshops mit den Gemeinderäten vorgesehen. "Das ist genau der Prozess, den wir jetzt anstoßen sollten", sagte dazu Bürgermeister Paeplow, der sich auf Nachfrage von Susanne Höpler (Grüne) zu den genauen Kosten nicht äußern wollte. Es sei eine Größenordnung, "die ich freigeben kann", sagte Paeplow, was eher für eine niedrigere Summe spricht - die nach Ansicht aller Gemeinderäte sehr gut investiert ist.

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