SZ-Kolumne "Bester Dinge":Melodien für Millionen Autos

(Foto: Sakib Ali/ imago images/Hindustan Times)

Der indische Verkehrsminister möchte das ordinäre Gehupe von Fahrzeugen durch die Klänge traditioneller Instrumente ersetzen. Na, wie wär's, Herr Scheuer?

Von Martin Zips

Der indische Verkehrsminister Nitin Gadkari hat gerade ein Gesetz angekündigt, laut dem alle Fahrzeuge im Land nur noch wie indische Musikinstrumente hupen sollen. Auch die Sirenen von Krankenwagen und Polizeifahrzeugen sollen durch wesentlich beruhigendere Melodien ersetzt werden. Stichwort: Verkehrslärm.

Eine hervorragende Idee! Hatte nicht schon Ravi Shankar mit seinem Auftritt 1969 in Woodstock gezeigt, wie beruhigend Sitar-Klänge auf Massen wirken? Und ist es nicht enttäuschend, dass es der bayerische Landesverein für Heimatpflege bis heute nicht geschafft hat, das Erklingen des Defiliermarsches unmittelbar mit der Bildung einer Rettungsgasse zu verknüpfen?

Das Problem scheint jetzt erkannt zu sein. Sicher: Wäre Tino Chrupalla indischer Verkehrsminister, so hätte er wahrscheinlich selbst rezitierte Gedichte nationaler Größen als akustisches Rettungssignal vorgeschlagen. Da muss man unbedingt wachsam sein! Dass in Deutschland allerdings Andi Scheuer, der privat einen BMW aus der Flotte von Franz Josef Strauß besitzt, der deutschen Automobilindustrie plötzlich den Einsatz eines gedämpften Haydn-Paukenschlags oder eines Tristan-Akkords beim Betätigen der Hupfunktion anweist, darauf sollte niemand warten.

Hat nicht Christian Lindner gerade im Magazin Rolling Stone über Klaus Doldingers Soundtrack zu "Das Boot" geschwärmt? Das wäre doch toll, so im innerstädtischen Verkehr. Und Olaf Scholz, so hört man, hört gerne Fleetwood Mac und Robert Habeck mag U2. Eine "Ampel-Koalition" ergäbe also durchaus Sinn, vor allem aus Sicht aller Verkehrslärmopfer.

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