Studierendenunion:Jüdische Studierende prangern alltäglichen Antisemitismus an

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Am 5. Oktober 2021 haben sich vor dem Leipziger Hotel Westin Hunderte Menschen mit Gil Ofarim solidarisiert. (Foto: Dirk Knofe/dpa)

Sie erlebten Judenhass in der Schule, Uni, U-Bahn oder auf der Straße - und das immer häufiger.

Nach den Antisemitismus-Vorwürfen gegen ein Leipziger Hotel haben jüdische Studierende alltäglichen Judenhass in Deutschland angeprangert. "Der antisemitische Vorfall im Westin Hotel Leipzig hat erneut gezeigt, wie verbreitet Antisemitismus in allen gesellschaftlichen Milieus ist, und dass Jüdinnen und Juden mit diesem überall im Alltag konfrontiert werden", sagte die Vorsitzende der Jüdischen Studierendenunion, Anna Staroselski, der Rheinischen Post. Sie erlebten Judenhass in der Schule, Uni, U-Bahn oder auf der Straße. In den vergangenen Jahren sei ein Anstieg antisemitischer Taten und Äußerungen zu verzeichnen, wie sich etwa auf den Corona-Demonstrationen oder den antisemitischen Protesten im Mai und Juni gezeigt habe.

Der Musiker Gil Ofarim hatte in einem Video geschildert, dass ihn ein Hotelmitarbeiter am Montagabend aufgefordert habe, seine Kette mit Davidstern abzunehmen. Der beschuldigte Hotelmitarbeiter erstattete laut Polizei seinerseits Anzeige wegen Verleumdung. Er schilderte den Vorfall deutlich anders als der Künstler.

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Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hotels hatten am Dienstagabend bei einer Solidaritätskundgebung vor dem Gebäude ein Banner hochgehalten, auf dem neben dem Hotelnamen auch die Flagge Israels und der islamische Halbmond zu sehen waren. Das stieß auf Kritik des Zentralrats der Juden. Bei dem Hotel gebe es offenbar wenig Bewusstsein dafür, dass Juden ein Teil der deutschen Gesellschaft seien.

Ofarim sagte am Mittwoch bei Bild TV, er habe von dem Hotel bislang keine Entschuldigung erhalten. Von anderen Gästen des Hotels habe er keine Unterstützung bekommen. Allerdings habe sein Video auf Instagram viele positive Reaktionen ausgelöst.

Der Davidstern ist eines der bekanntesten Symbole die mit dem Judentum verbunden werden. Obwohl das Hexagramm als jüdisches Zeichen bereits im 7. Jahrhundert vor Christus vorkommt, schmückt der Davidstern erst seit dem Mittelalter Synagogen und seit 1948 die Flagge des Staates Israel. Während des Nationalsozialismus wurde der Davidstern den Juden als Stigma ("Judenstern") aufgezwungen.

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