Pandemie in München:Das Ende der kostenlosen Coronatests

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Wer ins Restaurant oder auf ein Konzert will, muss nachweisen, dass er oder sie vollständig geimpft oder genesen ist. Getestet geht auch, aber das kostet. (Foto: dpa)

Von Montag an muss man für Antigen-Schnellnachweise selbst bezahlen. Die Betreiber der Stationen legen sich fest, wie viel sie für einen Test verlangen. Und das Testzelt der Stadt steht nur ausgesuchten Personengruppen offen.

Von Ekaterina Kel, München

Eine Corona-Gewohnheit geht am 11. Oktober zu Ende: Der Schnelltest wird von kommendem Montag an nicht mehr kostenlos für alle sein. Wer ins Restaurant will, ins Kino oder auf ein Konzert, muss nachweisen, dass er oder sie vollständig geimpft oder genesen ist. Getestet geht auch - dafür muss man jedoch schon sehr bald Geld in die Hand nehmen. Aber wie viel eigentlich? Und wird es weiterhin an jeder Ecke Teststationen geben?

Der Großteil der Tests entfällt auf die privaten Teststationen, die ab März überall in der Stadt wie Pilze aus dem Boden sprossen, als der Staat die Kosten von 11,50 Euro pro Test übernahm. Doch wie viele der Stationen demnächst wieder verschwinden, lässt sich nur mutmaßen. Auch die privaten Betreiber schauen in eine ungewisse Zukunft.

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"Wir werden einfach abwarten, was passiert", sagt Alexander Spierer. Seine Teststation im Club Pacha am Maximiliansplatz gehörte zu einer der ersten Stunde - schon Ende November vergangenen Jahres bot er Antigen-Schnelltests an, damals noch für 39 Euro. Seitdem hat sich vieles getan. So hat Spierer am Freitagvormittag mitgeteilt, dass die Teststation am Pacha geschlossen wird. Er vermutet, dass von Montag an weniger Menschen kommen werden. "Wir halten auf jeden Fall die Stellung. Und warten die Resonanz ab", sagt der Clubbetreiber. Auf der Homepage seiner Teststationen - mittlerweile sind es neben dem Pacha noch die Freiheizhalle an der Donnersbergerbrücke und der Hofbräukeller am Wiener Platz - steht bereits der neue Preis, den Spierer ab 11. Oktober für einen Corona-Schnelltest verlangen wird: 14,90 Euro.

Man habe sich in den vergangenen Wochen bei den Stammgästen umgehört, die wiederholt zum Testen zu ihnen kommen, welchen Preis zwischen 10 und 20 Euro sie für angemessen hielten. "Wir wollten fair bleiben", so Spierer, deshalb werde man "so niedrig wie nur geht" einsteigen, um die Kosten abzudecken und den absehbaren Rückgang der Nachfrage halbwegs abzufangen.

In der Kaufinger Passage kommen etwa 75 bis 100 Menschen pro Tag zum Testen vorbei

Wie lange sich das Testen überhaupt noch lohnt? Das müsse sich zeigen. Laut Spierer ist es "eine absolute Fehlentscheidung", die Tests jetzt kostenpflichtig zu machen. Die Geimpften könnten ja trotzdem noch ansteckend sein und das Virus an die vielen ungeschützten Mitbürger weitergeben. Laut Gesundheitsreferat haben knapp weniger als 60 Prozent der Münchner den vollen Impfschutz. Klar, mittlerweile hätte jeder die Möglichkeit zur Impfung gehabt, sagt Spierer. Aber solange die Entscheidung freiwillig sei, "muss der Staat auch für die Menschen sorgen, die sich dagegen entscheiden".

Es ließen sich auch viele Geimpfte regelmäßig testen, gibt Natalie Besl zu bedenken. Sie ist Geschäftsführerin einer Firma mit drei Teststationen in Bayern, eine davon in der Kaufinger Passage. Zurzeit kämen etwa 75 bis 100 Menschen am Tag zum Testen vorbei, und man entdecke ungewöhnlich viele positive Fälle, erzählt Besl. Geimpfte seien regelmäßig unter den Positiven dabei. Jetzt, da die Tests kostenpflichtig werden, gäbe es bei ihren Kunden viel Verunsicherung: "Die Menschen hätten gern noch weiter dieses Kontrollinstrument", weiß Besl. Auch bei ihr selbst herrsche Verunsicherung: Wie dokumentiert man die Nachweise derer, die weiterhin Anspruch auf einen kostenlosen Test haben? Etwa Menschen, die aus medizinischen Gründen keine Corona-Impfung bekommen können, Kinder unter zwölf Jahren oder Besucher von Pflegeheimen? Sie werden jedenfalls erst mal weitermachen und die Nachfrage beobachten, so Besl. Für den Schnelltest verlangt sie ab Montag 18 Euro.

Mit der neuen 3G-Plus-Regel, für die sich viele Einrichtungen entscheiden können und die in Clubs verpflichtend gilt, kommen auch PCR-Tests wieder stärker ins Spiel. Diese sind teurer, man muss mit Kosten um die 70 bis 90 Euro rechnen - wobei der Test für Menschen mit Kontakt zu einer infizierten Person oder einem positiven Schnelltest kostenlos bleibt.

Im Testzelt der Stadt auf der Theresienwiese gibt es noch kostenlose Tests. Aber dann nur bei Ausnahmen. Etwa für Menschen, die einen Warnhinweis von der Corona-Warn-App bekommen haben, für Kinder und Jugendliche, Schwangere und Studierende oder Besucher und Beschäftige von Pflegeheimen.

Die meisten Apotheken und Ärzte haben sich aus dem Testgeschäft bereits rausgezogen - zu gering war die Nachfrage. Er habe vielleicht drei Anfragen pro Woche, sagt Apotheker Peter Sandmann aus Giesing, das lohne sich nicht mehr. Auch der Münchner Sprecher des Bayerischen Hausärzteverbands, Oliver Abbushi, bestätigt die geringe Nachfrage. "Nachdem jeder die Gelegenheit hatte, sich impfen zu lassen, kann man auch nicht mehr rechtfertigen, dass der Staat solche Tests bezahlt", findet er. Was Abbushi aber alarmiert, sei die lasche Kontrolle in der Gastronomie. Man könne sich ohne jeglichen Nachweis einfach durchmogeln. "In München können sich die Leute nicht darauf verlassen, dass wirklich überall 3 G herrscht", kritisiert er.

© SZ vom 08.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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