Im Landkreis:Rundgang mit den Rettern

Im Landkreis: Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks erklären den Besuchern am Infoabend die einzelnen Fahrzeuge, die vielen Werkzeuge, mit denen sie Arbeiten und die Aufgaben, die sie übernehmen.

Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks erklären den Besuchern am Infoabend die einzelnen Fahrzeuge, die vielen Werkzeuge, mit denen sie Arbeiten und die Aufgaben, die sie übernehmen.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Beim Infotag des Technischen Hilfswerks informieren sich Interessierte über die Abläufe und Einsatzmöglichkeiten, die sich in diesem Ehrenamt bieten. Wer mitmachen will, sollte sich zumindest ein wenig für Technik interessieren

Von Dorothea Gottschall

Langsam hebt die Ladebordwand vom Boden ab, die Christian Feicht per Funk steuert. Dass in diesem Moment mehrere Personen auf ihr stehen, bereitet der Hebebühne kein Problem. Sie ist Teil des Mehrzweckkraftwagens, einem wahren Alleskönner unter all den Fahrzeugen, die dem Ortsverband des Technischen Hilfswerks zur Verfügung stehen. "Die Rollcontainer im Innenraum transportieren sämtliche Werkzeuge an ihre Einsatzstellen. Von Tauchpumpen und Stromaggregaten bis hin zu diversen Ziehgeräten ist alles dabei", erklärt Feicht der Besuchergruppe, die er auf einem Rundgang über das Gelände begleitet. Er selbst ist einer der 77 Helferinnen und Helfer, die mit ihrem freiwilligen Dienst Teil des Ortsverbands Fürstenfeldbruck sind.

Damit Interessierte die Einsatzbereiche und Ausbildungsmöglichkeiten des THW besser kennenlernen können, hat Phillip Donath kürzlich zu einem Informationsabend geladen. Donath ist seit 2013 Ortsvorsteher, aber bereits 15 Jahre beim THW dabei. Zunächst berichtet er von grundlegenden Aufgabenfeldern, mit denen sich die Freiwilligen befassen müssen: "Im Kern geht es immer um den Schutz der Bevölkerung." Das Spektrum der Einsätze reiche von Ölschäden, die am Strand beseitigt werden, über Bergungsarbeiten nach einem Lawinenunglück, bis hin zu Räumaktionen bei Überflutungen. Letztere waren Anlass für die jüngsten überregionalen Einsätze im Zuge der westfälischen Hochwasserkatastrophe. Anders als die Feuerwehr oder die Rettungsdienste ist das THW nämlich nicht Sache der Länder und Kommunen, sondern offiziell dem Bundesinnenministerium untergeordnet. "Wir reagieren lediglich auf Anforderung der zuständigen Behörden. Wenn unsere Fachberater einen Bedarf an weiteren Helfern erkennen, wird das Team des jeweiligen Ortsverbands verständigt", klärt Donath auf.

Auch internationale Projekte stehen auf der Tagesordnung. Die Auslandseinheiten sind zur Stelle, wenn es um Trinkwasseraufbereitung in strukturschwachen Gegenden geht oder mit Spezialhunden nach Überlebenden gesucht wird, wie es bei der Explosion im Beiruter Hafen der Fall war. Donath selbst war bereits mit diversen Helferteams in Kabul und Bosnien im Einsatz.

Doch nicht jeder kann sofort solch spezielle Hilfe leisten. Es bedarf zunächst einer erfolgreich abgeschlossenen Grundausbildung, wie sie auch in Fürstenfeldbruck angeboten wird. Für etwa sieben Monate treffen sich die freiwilligen Auszubildenden hier wöchentlich, um theoretische und praktische Basiskenntnisse zu erlangen. Auch welche Bedingungen für eine Teilnahme erfüllt werden müssen, wird beim Infotag thematisiert: "Beinahe jeder kann mitmachen. Neben ein paar medizinischen Voraussetzungen geht es vor allem darum, offen für Neues zu sein und sich für technische Zusammenhänge begeistern zu können", betont Donath. Der inklusive Ansatz des THW erlaubt es auch älteren Interessierten oder Menschen mit Behinderung die Ausbildung zu absolvieren: "Es gibt einfach so viele Möglichkeiten, da ist für jeden was dabei."

Unter den Besuchern ist an diesem Abend Lara Wirthmüller. Sie hat von der Veranstaltung über Facebook erfahren und ist im Rettungsdienst tätig. Was sie am THW interessiert, umschreibt die Auszubildende wie folgt: "Für mich wäre es eine Bereicherung, meinen Blick für gewisse Einsatzlagen zu weiten." Eigentlich wollte er die junge Interessentin nur begleiten, aber auch Julian Parellos Interesse wurde am Infoabend geweckt. Für ihn sei es eine tolle Sache, sich neben der Arbeit ehrenamtlich zu engagieren, er fragt sich nur: "Ist das alles am Ende tatsächlich mit meinem Job vereinbar?" Diese Bedenken teilte anfangs auch Katharina Goetze, die seit nunmehr zehn Jahren beim THW aktiv ist. Goetze gibt an, dass sich für sie trotz einer zeitintensiven Beschäftigung als Krankenschwester Beruf und Ehrenamt kombinieren ließen. Auf die Nachfrage, welcher Einsatz sie nachhaltig beeindruckt hätte, antwortet sie prompt: "Das war bei dem Schneechaos in Garmisch-Partenkirchen vor zwei Jahren. Nach stundenlangem Räumen der Dächer mussten wir dort sogar übernachten!" Zwar würden die Einsätze selbstverständlich ein gewisses Maß an Disziplin erfordern, aber hinter den Kulissen gibt sich der Ortsverband beinahe familiär: "Wir sind eine lockere Truppe und veranstalten gern Helferfeste. Auch die ein oder andere Weihnachtsfeier war dabei", erinnert sich Ortsvorsteher Donath.

Bereits vier Teilnehmer haben sich für den neuen Basislehrgang angemeldet. Obwohl die Grundausbildung eigentlich bereits Ende September begonnen hat, freut sich Phillip Donath auf weitere Teilnehmer, ein verzögerter Einstieg sei kein Problem, sagt er. Die Gruppe trifft sich an jedem Dienstag von 19.30 bis 21.30 Uhr im Hauptgebäude des Ortsverbands Fürstenfeldbruck, Am Hardtanger 3. Eine Anmeldung per E-Mail unter info@thw-ffb.de ist erwünscht.

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