Im Zeitalter des Barock kollidierte der wissenschaftliche Fortschritt mit der Religion, der Klimawandel der Kleinen Eiszeit und der Dreißigjährige Krieg der Konfessionen erschütterten Europa, globaler Handel revolutionierte das Wirtschaften und die aufkommende zentralstaatliche Gewalt die Politik. Wie ließen sich all diese Veränderungen und Unsicherheiten aushalten? Vielleicht nur durch Kunst und Architektur, die im 17. und frühen 18. Jahrhundert immer strahlender, immer großspuriger und inszenierter daherkamen. Zwei Maler widersetzten sich diesem Zeitgeist: Der Italiener Caravaggio und der Spanier Diego Velázquez erkundeten schonungslos die Schattenseiten des Lebens. Die Kunsthistorikerin und SZ-Meinungsredakteurin Kia Vahland erzählt in ihrem neuen Buch anschaulich und szenisch vom Leben und Werk der beiden epochalen Menschenmaler und ordnet ihre widerborstige und bis heute wirkmächtige Kunst in ihre Zeit ein. Dabei zeigt sich: Die Gegenwart verbindet mit dem Barock viel mehr, als ihr lieb ist.
Kia Vahland: Schattenkünstler. Von Caravaggio bis Velázquez. Insel, Berlin 2021. 115 Seiten, 14 Euro.