Kommunale Entwicklung:Grasbrunn geht weiter auf Nummer sicher

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Trotz Corona ist die Gemeinde, was Geld und Infrastruktur betrifft, "in der Spur". Die auf der Bürgerversammlung veröffentlichte Kriminalstatistik überrascht

Von Lars Brunckhorst, Grasbrunn

Ein Jahr danach ist von Entspannung keine Spur. Im Oktober 2020 war Grasbrunn die erste Gemeinde, die eine Bürgerversammlung unter Corona-Bedingungen organisierte. Desinfektionsmittel, Mund- Nasen-Schutz und Kontaktformulare waren Pflicht; am Donnerstagabend wurde zusätzlich der Impfstatus überprüft, und wer nicht geimpft ist, konnte sich in einem Nebenraum des Bürgersaals Neukeferloh schnell testen lassen. Drinnen liefen aus der Grundschule ausgeliehene Luftfilter, von denen die Gemeinde 27 Stück für 100 000 Euro angeschafft hat. Dass der in weiten Abständen bestuhlte Saal ziemlich leer blieb, mag zu einem Gutteil auch diesen Sicherheitsmaßnahmen geschuldet gewesen sein.

Kaum 30 Einwohner verfolgten jedenfalls eine Stunde lang den peniblen Rechenschaftsbericht von Bürgermeister Klaus Korneder (SPD), in dem dieser wie ein Notar alle erdenklichen Statistiken referierte: von der Einwohnerzahl - aktuell 6880 - über die Anzahl der zugelassenen Kfz (1,24 pro Kopf) und die Müllmenge (gering) bis zur Zahl der Bauanträge (wieder mehr). Wer das durchhielt, erfuhr immerhin auch, dass die Gemeinde trotz Corona "in der Spur" sei, das heißt ihren Haushalt 2020 mit einem Überschuss abschließen konnte und auch für heuer ein positives Ergebnis erwartet wird; dass die Restschulden getilgt und Rücklagen gebildet werden konnten, obwohl für annähernd neun Millionen Euro eine neue Turnhalle gebaut wurde - und zwar ohne Kreditaufnahme allein durch Erspartes.

Durch die neue Halle, deren Baukosten laut Korneder deutlich unter der Kostenkalkulation liegen werden und die voriges Wochenende eröffnet wurde, wird nun Platz für eine Erweiterung der Schule frei. Wie Korneder sagte, soll im Gemeinderat "zu gegebener Zeit" über einen Abriss der alten Turnhalle und einen Neubau für Klassen, Mittagsbetreuung oder Hort gesprochen werden. Eine weitere Neuigkeit: Der Radweg von Grasbrunn nach Neukeferloh, der aktuell noch am Sportpark endet, soll bereits im kommenden Jahr bis zum Kreisverkehr zu Ende gebaut werden. Der Gemeinde sei es gelungen, das letzte nötige Teilgrundstück zu sichern. Auch für einen Radweg von Grasbrunn nach Harthausen erscheine eine "Regelung möglich"; Baubeginn könnte 2023 oder 2024 sein. Für einen Radweg nach Keferloh ist dagegen Korneder zufolge "ein kurzfristiger Erfolg nicht zu erwarten". Dafür soll 2022 der schon länger geplante Kreisverkehr an der Forstwirtkreuzung verwirklicht werden. Dafür wird von Mai an die Kreisstraße M 25 bis voraussichtlich August gesperrt werden müssen.

Die, auch für Korneder, überraschendste Nachricht des Abends aber brachte Stefan Jochim mit. Der stellvertretende Leiter der Polizeiinspektion in Haar musste den Grasbrunnern mitteilen, dass die Kriminalität in der Gemeinde binnen eines Jahres um 185 Prozent zugenommen hat. 482 Delikte zählte die Polizei, das sind 313 mehr als noch ein Jahr zuvor. Grasbrunn, voriges Jahr noch das mit Abstand sicherste Pflaster im Dienstbereich der Haarer Inspektion, plötzlich eine Hochburg der Verbrecher? "Klein-Chicago", wie der Bürgermeister witzelte?

Natürlich nicht. Wie der Haarer Polizeibeamte erklärte, sind 320 Fälle auf zwei Verfahren gegen eine Grasbrunner Firma zurückzuführen. Dieser werden Betrugsdelikte in ganz Deutschland zur Last gelegt. Auf die Sicherheit am Ort habe das keine Auswirkungen. So sind sogar Gewaltdelikte und Fahrraddiebstähle zurückgegangen. "Wegen Corona waren halt weniger auf der Straße", sagte Jochim dazu. Und weil die Menschen mehr zuhause sind, zählte die Polizei heuer auch keine Einbrüche. Die Sicherheitsmaßnahmen in Grasbrunn wirken also auch im zweiten Corona-Jahr.

© SZ vom 09.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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