Umwelt und Naturschutz in Bayern:Staatsforsten in den Miesen

Staatsforsten haben 1,5 Millionen neue Bäume gepflanzt

Die bayerischen Staatsforsten haben erneut große Verluste erwirtschaftet.

(Foto: Nicolas Armer/dpa)

Obwohl es den Wäldern im vergangenen Jahr deutlich besser ging, macht der Staatsbetrieb 19,2 Millionen Euro Verlust. Eine Ursache dafür: die Preisschwankungen auf dem internationalen Holzmarkt.

Von Christian Sebald

Der Borkenkäfer und andere Schädlinge haben den Wäldern in Bayern dieses Jahr weniger übel mitgespielt als in den Jahren zuvor. Auch die Holzpreise haben wieder angezogen. Dennoch haben die Bayerischen Staatsforsten (BaySF), die die Staatswälder im Freistaat bewirtschaften, zum zweiten Mal in Folge ein kräftiges Minus hingelegt. 19,2 Millionen Euro beträgt ihr operativer Verlust im Geschäftsjahr 2021. Der Nettoverlust, also inklusive Rückstellungen für Pensionen, beläuft sich sogar auf 64,2 Millionen Euro. Der Umsatz summierte sich auf knapp 340 Millionen Euro.

Gleichwohl hat sich die Lage des Staatsunternehmens verbessert. Das haben Aufsichtsratschefin und Forstministerin Michaela Kaniber (CSU) und der Unternehmensvorstand bei der Präsentation der Zahlen am Freitag betont. Zum einen hat sich das operative Minus im Vergleich zum Vorjahr annähernd halbiert. Der Umsatz hat vor allem dank der steigenden Holzpreise um gut 25 Millionen Euro angezogen. Kaniber zeigte sich zuversichtlich, "dass wir am Ende der seit Jahrzehnten schwersten Holzmarkt-Krise stehen" und sich die BaySF schon bald wieder stabilisiert haben werden.

Die BaySF sind mit 41 Forstbetrieben quer durch den Freistaat und 2700 Mitarbeitern Deutschlands größtes Forstunternehmen. Die 808 000 Hektar Fläche, die sie bewirtschaften, entsprechen gut elf Prozent der Landesfläche. 756 000 Hektar davon sind Wald. Ursache der BaySF-Krise ist die Fichte. Im zurückliegenden Jahr schlug das Unternehmen 4,1 Millionen Festmeter Holz ein. Der Löwenanteil waren Fichten. Die Fichte ist traditionell der Brotbaum der Forstwirtschaft, also die Baumart, die den meisten Umsatz bringt. Zugleich ist sie besonders anfällig für die Klimakrise und Schädlinge, in den vergangenen Trocken- und Hitzejahren fielen Unmengen an sogenanntem Fichten-Schadholz an.

Die Folge war eine Überschwemmung des Holzmarktes mit Fichte und ein immenser Preisverfall bei Fichtenholz. Er belief sich allein 2020 auf 17 Euro je Festmeter Stammholz. Bei einem Einschlag von 2,3 Millionen Festmeter Fichtenstämmen summierte sich der Verfall auf fast 40 Millionen Euro und entsprach damit ziemlich genau dem 36,3-Millionen-Euro-Loch in der BaySF-Kasse im Jahr 2020. Auch dank der großen Nachfrage in Übersee hat sich der Fichtenpreis inzwischen wieder erholt. Zudem sind wegen der kühleren und feuchteren Witterung in diesem Jahr die Schadholz-Mengen rückläufig. Aktuell werden für den Festmeter Fichtenholz zwischen 120 und 140 Euro bezahlt. Das ist ein Niveau, das Kaniber zufolge wieder "ein ordentliches Wirtschaften ermöglicht".

Der BaySF-Vorstandsvorsitzende Martin Neumeyer versicherte, dass sich sein Unternehmen "einer modernen Klimapolitik verpflichtet" fühle. "Wir wollen und können unseren Beitrag zur CO2-Reduzierung leisten", sagte er. "Indem wir die Wälder erhalten und möglichst ausbauen, durch ihren zukunftsgerichteten Umbau zu Klimawäldern und durch zusätzliche Baumpflanzungen." Die BaySF wandeln nach eigenen Angaben seit geraumer Zeit pro Jahr etwa 7000 Hektar reine Fichtenwälder in artenreiche Mischwälder um, die der Klimakrise besser widerstehen. Nun wollen sie den sogenannten Waldumbau auf 8000 Hektar im Jahr ausdehnen. Pro Jahr werden dazu nach Unternehmensangaben sechs Millionen Bäume gepflanzt, im zurückliegenden Jahr waren die Hälfte davon Eichen.

Der Grünen-Abgeordnete Hans Urban begrüßte, "dass die BaySF das wirtschaftliche Tal am Holzmarkt durchschritten haben". Aus seiner Sicht wird es künftig aber immer öfter Holzkrisen geben. Deshalb sollten die BaySF von nun an verstärkt aktiv auf den Holzmarkt und die Holzpreise einwirken. Etwa indem sie in Krisenzeiten gefällte Bäume in Speziallagern konservieren, wie Urban forderte, und erst auf den Markt bringen, wenn sich ein Ende der Krise abzeichnet.

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