Stadtentwicklung:Schöner shoppen

Stadtentwicklung: Einen anderen Branchenmix wünschen sich die Stadtplaner für die Lochhauser Straße in Puchheim.

Einen anderen Branchenmix wünschen sich die Stadtplaner für die Lochhauser Straße in Puchheim.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Fachleute präsentieren Ideen für Umgestaltung der Lochhauser Straße in Puchheim

Von Peter Bierl, Puchheim

Die Lochhauser Straße sei ein Ort, an dem man "nicht lange bleiben mag". Vier Jahre ist es her, dass Joachim Vossen, Leiter des Instituts für Stadt- und Regionalmanagement, dieses vernichtende Urteil über Puchheims Einkaufsmeile gefällt hat. Zu viele Büros und Arztpraxen in bester Lage, zu kleine Läden mit wenig Verkaufsfläche, ein schlechter Branchenmix, die Schaufenster entweder schlecht dekoriert oder versteckt hinter Hecken und Autos. Diese Mängelliste, illustriert mit Fotos, hatte Vossen nach einem Rundgang dem Publikum im Rathaus präsentiert. Keiner der etwa 40 Zuhörer widersprach.

Die Stadt möchte diesen Zustand ändern. Vossen war wieder nach Puchheim gekommen, um im Ausschuss für Stadtentwicklung zusammen mit Constanze Bock von der Dragomir Stadtplanung und Ulrich Glöckl von der Bogenberger Beratung und Planung GmbH über den Stand der Untersuchungen für die Umgestaltung des Zentrums zu berichten. Die Mitarbeiter der Fachbüros haben im Frühjahr von Betrieben und Anwohnern mehr als 450 Ideen eingesammelt, wie der Bereich zwischen Bahnhof und Bäumlstraße verbessert werden könnte.

Die meisten Antworten beklagten eine mangelnde Aufenthaltsqualität und fehlendes Grün, forderten ein höherwertiges Sortiment in den Läden, mehr Sicherheit für Radfahrer und Sitzbänke. Die Frontbereiche zur Straße müssen neu geordnet werden, weil bislang ein "Durcheinander" aus Gehwegen, Zufahrten, Hecken und Hinweisschildern dominiert, bilanzierte Bock. Es gebe einiges zu tun, eine Aufwertung könne aber nur gelingen, wenn die Eigentümer der Gebäude und Grundstücke einbezogen werden und mitmachen.

Glöckl diskutierte Möglichkeiten für eine Neugestaltung des Straßenraumes. Mit 130 öffentlichen und 308 privaten Parkplätzen gebe es genügend Platz für Autos. Man könnte in einem Teilstück auf einer Straßenseite die Parkplätze streichen und auf der Fläche einen Sicherheitsstreifen für Radler schaffen, allerdings seien die Kosten hoch, warnte er. Auch eine Einbahnstraße scheint suboptimal. Die Hälfte der Autos könnte zwar verschwinden, würde aber dafür in anliegenden Straßen fahren. Insgesamt hält Glöckl den Verzicht auf einige Parkplätze sowie ein Tempolimit für geeignete Maßnahmen. "Die Tempo-20-Zone gefällt mir sehr gut", äußerte er über das Teilstück, wo dieses Limit vor einem Jahr eingeführt wurde. Den Bereich am Bahnhof würde Glöckl als verkehrsberuhigte Zone ausweisen.

Vossen sah durchaus Potenzial in der Lochhauser Straße, die Dominanz des Dienstleistungssektors beschere dem Zentrum eine hohe Besucherfrequenz, der AEZ-Markt und der Bahnhof fungierten als Magneten. Hochproblematisch sei jedoch die Gestaltung, die "eklatanten Lücken", die einen Einkaufsbummel entlang einer Schaufensterfront verhinderten, und die Qualität des Einzelhandels ließe "zu wünschen übrig", monierte Vossen. Manche Läden seien zwar sehr schön und modern gestaltet, andere aber schlicht eine Katastrophe.

Dieses erste Zwischenergebnis gehört zu den sogenannten vorbereitenden Untersuchungen, die im Rahmen der Städtebauförderung notwendig sind. Den Antrag, in dieses Programm aufgenommen zu werden, hatte die Stadt bereits 2019 gestellt. Um den Niedergang des Handels und eine Abwanderung der Kunden ins Online-Segment zu verhindern, wurde ein Sonderfonds der Bund-Länder-Städtebauförderung unter dem Titel "Innenstädte beleben" geschaffen, aus dem die Kommunen eine Förderung von bis zu 80 Prozent für Konzepte bekommen können.

Im Juli bekam die Stadt Puchheim daraus insgesamt 144 000 Euro zugeteilt. Notwendig ist dafür neben Untersuchungen und Konzepten, dass lokale Gremien beteiligt sind.

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