Krüner Kiosk:Krün ist die Hoffnung

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"Diesen Plan hatte ich schon zehn Jahre lang": Tobias Bauer und sein Krüner Kiosk unweit des Westparks kommen im Viertel gut an. (Foto: Robert Haas)

Darauf hat das Viertel gewartet: Tobias Bauer hat seinen Kiosk unweit des Westparks schnell als Nachbarschaftstreff etabliert. Vor allem freitags kommt es dort zu richtigen Warteschlangen.

Von Oliver Klasen

"Im Krieg, in der Liebe und beim Kiosk ist alles erlaubt", sagt Tobias Bauer, Betreiber des neuen Krüner Kiosk unweit des Westparks. Neues ausprobieren, nicht nur Laufkundschaft bedienen, sondern ein echter Nachbarschaftstreff sein, das ist die Idee. Bauer, 36, in Regensburg geboren, 20 Jahre Gastroerfahrung, war Betriebsleiter in einem Café in Nürnberg, dann mit einem Geschäftspartner jahrelang auf Messen als Café-Caterer unterwegs, bis die Coronavirus-Pandemie kam. Alle Aufträge plötzlich weg, große Krise, aber auch eine Chance. "Einen Kiosk aufzumachen, diesen Plan hatte ich schon zehn Jahre lang", sagt Bauer. Den am Krüner Platz hat er über eine Immobilienseite gefunden, monatelang innen umgebaut, außen ein leuchtendes Schild aufgestellt und die Holzfassade dunkelgrün gestrichen.

Vor gut drei Wochen war Eröffnung, an jenem Samstag, an dem die Wiesn eröffnet worden wäre, hätte denn in diesem Jahr eine Wiesn stattgefunden. Es gab Eis, Bratwurst und selbstgemachte Waffeln, eine Band spielte auf, und weil bei bestem Wetter ständig Dutzende Menschen vor dem Kiosk und um ihn herum standen, kam das Ganze einem Nachbarschaftstreff schon ziemlich nahe. "Die Leute im Viertel sind maximal dankbar, dass es hier endlich etwas gibt", sagt Bauer. Tatsächlich sind Cafés, Bars und Restaurants südlich des Westparks rar - typisches, Wohnviertel eben, viel Grün, aber wenig Gastronomie.

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Ob Cappuccino und Croissant am Morgen oder Feierabenddrink am Abend, beides lässt sich entweder im Sitzen unter runden grünen Schirmen genießen oder stehend an der Theke, die übrigens aus echtem Eichenholz gezimmert ist, wie Bauer erklärt, "eine Würdigung an den großen Baum hinter dem Kiosk, eine der ältesten Eichen, die es in München überhaupt gibt". Jeden Mittag gibt es ein warmes Tagesgericht, häufig Eintopf, freitagmittags regelmäßig Currywurst, was "bisher jedes Mal zu einer Warteschlange geführt hat, die so lang ist wie am Eröffnungstag", sagt Bauer.

"Ich möchte Produkte verkaufen, die mir selber Spaß machen", erklärt er. Also kommt die Milch von einem Bioland-Milchhof in Freising, das Bio-Steckerl-Eis aus dem Dachauer Hinterland und fünf offene Weine ausgesucht von einer befreundeten Sommelière.

Im Winter will Bauer die Sitzgelegenheiten neben dem Kiosk wegräumen und durch Stehtische ersetzen. Es soll Glühwein und Bratwurst geben, fast wie auf einem Weihnachtsmarkt. Könnte gut sein, dass das auch wieder ein paar Nachbarn und Passanten anlockt.

Adresse: Ehrwalder Straße 30, 81377 München, Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 7 bis 20 Uhr, Samstag und Sonntag 10 bis 20 Uhr.

© SZ vom 12.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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