Dachauer Symposium:Fotografie im Nationalsozialismus

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Veranstaltungsort des Dachauer Symposiums ist das Max-Mannheimer-Studienzentrum. Gäste von außerhalb können dort auch übernachten. (Foto: Toni Heigl)

Das diesjährige Dachauer Symposium beschäftigt sich mit der Frage nach der Macht von Bildern in der NS-Zeit

Von Walter Gierlich, Dachau

Bilder können wirkmächtig sein. Man denke nur daran, wie sehr dem CDU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet in seinem Wahlkampf die Fotos geschadet haben, die ihn grinsend inmitten der Flutkatastrophe gezeigt haben. Oder auch, wie weltweit Menschen auf die Straße gingen, nachdem sie die Bilder von der Ermordung George Floyds durch einen Polizisten gesehen hatten. Doch die politische Relevanz von Fotos wurde nicht erst heute im Zeitalter des Internets erkannt. Insbesondere die Nationalsozialisten nutzten sie schon vor beinahe hundert Jahren für Propaganda, wie beispielsweise inszenierte Posen Hitlers auf Fotos aus den 1920er-Jahren zeigen oder später Filme von Leni Riefenstahl. Es war die Zeit, als das Fotografieren immer weitere Verbreitung fand und Hobby-Knipser ihren Alltag zu Hause und später Erlebnisse im Krieg ablichteten. Auch jüdische Fotografen dokumentierten ihr Leben mit all seinen Diskriminierungen, stellten aber ebenso ihren Selbstbehauptungswillen dar. Selbst Gefangenen in den Konzentrationslagern gelang es, unter Lebensgefahr Fotos ihrer schrecklichen Haftbedingungen zu machen.

Kein Wunder also, dass sich seit Längerem Historiker verstärkt des Themas annehmen. Beim Dachauer Symposium für Zeitgeschichte 2021 geht es um Bilder, genauer gesagt um die "Fotografie im Nationalsozialismus". Unter der wissenschaftlichen Leitung von Michael Wildt, Zeitgeschichtler an der Humboldt-Universität Berlin, dessen Arbeitsschwerpunkt die Zeit des Nationalsozialismus ist, soll an zwei Tagen eine Zwischenbilanz gezogen und gefragt werden, welche Erkenntnisse man aus dem Umgang mit den Fotografien in der Vermittlung so wie in der Forschung ziehen könne.

Wie Sybille Steinbacher (Goethe-Universität Frankfurt und Fritz-Bauer-Institut), seit 2012 Projektleiterin der wissenschaftlichen Reihe, in der Ankündigung des diesjährigen Symposiums weiter mitteilt, wird auch die Frage eine Rolle spielen, wie mit NS-Fotos im Internet umgegangen werden sollte, vor allem: "Was lässt sich gegen Bildfälschungen und verzerrende Interpretationen tun?"

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Ziel der Reihe der Dachauer Symposien ist es, aktuelle Forschungen zur Geschichte und Nachgeschichte der NS-Zeit vorzustellen, zu diskutieren und darüber nachzudenken, wie und warum der Nationalsozialismus unsere Gegenwart nach wie vor berührt. Das Symposium richtet sich nicht nur an Historiker und andere Spezialisten, sondern an eine möglichst breite Öffentlichkeit, der dabei eine Möglichkeit der Information und der Diskussion geboten werden soll.

Das Symposium beginnt am Freitag, 15. Oktober, um 13 Uhr als Präsenzveranstaltung im Max-Mannheimer-Studienzentrum. Der erste Tag endet mit einem offenen Workshop zu Fotografie von 18.30 bis 19.30 Uhr. Am Samstag, 16. Oktober, geht es von 9.15 bis 12.30 Uhr weiter. Den Abschluss des Symposiums bildet eine von Michael Wildt und Sybille Steinbacher moderierte Podiumsdiskussion über die Frage "Brauchen wir eine Enzyklopädie der Bilder?"

Im Max-Mannheimer-Haus sind auch Übernachtungen möglich. Anmeldungen sind möglich unter www.mmsz-dachau.de/studienprogramme/dachauer-symposium/. Dort finden Interessenten auch Informationen über die Termine und Preise. Besucher mit Wohnsitz in der Stadt Dachau bezahlen keine Teilnahmegebühr.

© SZ vom 13.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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