BayernLB in der Finanzkrise:Schwer verdauliche Happen

Erst wollte niemand bei der BayernLB etwas von den Milliardenproblemen wissen - dann kam die Wahrheit scheibchenweise ans Tageslicht. Nun muss sogar der Bund helfen. Eine Chronik der Ereignisse.

Die BayernLB zapft als erste Bank den 500 Milliarden Euro schweren Rettungsfonds der Bundesregierung für die Finanzbranche an. Mit dem Geld will sie durch die Krise kommen, die ihr bisher Belastungen von weit über fünf Milliarden Euro beschert hat. Ein Überblick über den Weg der BayernLB durch die Finanzkrise.

BayernLB in der Finanzkrise: Die BayernLB zapft als erste Bank den 500 Milliarden Euro schweren Rettungsfonds der Bundesregierung an.

Die BayernLB zapft als erste Bank den 500 Milliarden Euro schweren Rettungsfonds der Bundesregierung an.

(Foto: Foto: dpa)

Sommer/Herbst 2007: Die BayernLB will nicht als Opfer der US-Hypothekenkrise gesehen werden. Sie dementiert Berichte über Lasten im Milliardenbereich - es gebe lediglich geringe Ausfallrisiken.

Ende November 2007: Die bayerische Regierung erteilt Fusionsgesprächen mit anderen Landesbanken eine klare Absage, obwohl die Sparkassen als Miteigentümer der BayernLB einen Zusammenschluss mit der größeren LBBW aus Stuttgart favorisieren.

Dezember 2007/Januar 2008: Landesfinanzminister Erwin Huber beziffert den Abschreibungsbedarf auf bis zu 100 Millionen Euro.

Februar 2008: Die Ereignisse überschlagen sich: Während Huber im Parlament noch verkündet, die BayernLB habe keine neuen Erkenntnisse, bereitet die Bank die Veröffentlichung vorläufiger Zahlen vor. Demnach liegen die Belastungen bei 1,9 Milliarden Euro. Huber ist brüskiert und drängt BayernLB-Chef Werner Schmidt zum Rücktritt. Nachfolger wird Finanzvorstand Michael Kemmer.

April 2008: Kemmer räumt ein, dass sich die Belastungen sogar auf 4,3 Milliarden Euro belaufen. Einen Verlust schließt er für 2008 nicht aus. Dennoch käme eine Finanzspritze nicht in Frage. Stattdessen spricht sich der BayernLB-Chef für die Auslagerung riskanter Wertpapiere aus.

Juni 2008: Kemmer konkretisiert den Sparkurs: zusätzliche 100 Millionen Euro sollen eingespart werden. Deshalb ist die Streichung von bis zu 350 Stellen geplant.

August 2008: Kemmer erklärt die akute Krise für überwunden. Nach einem Vorsteuerverlust von 770 Millionen Euro im ersten Quartal steht im zweiten Quartal ein Gewinn von 140 Millionen zu Buche. Die Belastungen aus der Finanzkrise summieren sich auf 4,9 Milliarden Euro.

September 2008: Wegen der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers drohen der BayernLB weitere Ausfälle von rund 300 Millionen Euro.

Oktober 2008: Die BayernLB will als erste Bank Hilfen aus dem Rettungsfonds der Regierung in Anspruch nehmen: Der Bund wird die Bayern LB mit 5,4 Milliarden Euro unterstützen. Die BayernLB plant außerdem eine Kapitalerhöhung in Höhe von einer Milliarde Euro.

Der Verlust vor Steuern summierte sich im dritten Quartal auf eine Milliarde Euro, im Gesamtjahr rechnet Kemmer mit einem Minus von drei Milliarden Euro. Die Gefahr ist allerdings noch nicht gebannt: Die BayernLB muss um Milliardensummen fürchten, die sie in Island angelegt hat. Deutschlands zweitgrößte Landesbank hat sich angeblich mit 1,5 Milliarden Euro auf der Atlantikinsel engagiert.BayernLB-Chef Michael Kemmer rechnet allein aus dem Island-Engagement mit Abschreibungen von 800 Millionen Euro.

Erwin Huber trat unterdessen als Konsequenz der Fehlspekulation, von seinem Posten als Verwaltungsratchef zurück.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: