Hochhäuser in München:Warum eigentlich nicht nochmal abstimmen?

Hochhäuser in München: Die beiden roten Höhenballons, die im vergangenen September vom Gelände der Paketposthalle in Neuhausen aufsteigen, sollen demonstrieren, wie sich die an diesem Standort diskutierten Hochhäuser in die Silhouette der Stadt einfügen.

Die beiden roten Höhenballons, die im vergangenen September vom Gelände der Paketposthalle in Neuhausen aufsteigen, sollen demonstrieren, wie sich die an diesem Standort diskutierten Hochhäuser in die Silhouette der Stadt einfügen.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

2004 ging der Bürgerentscheid zu Hochhäusern denkbar knapp aus, nun gibt es erneut einen Vorstoß. Das hat zwar etwas von "Und täglich grüßt das Murmeltier" - die andauernden Debatten aber auch.

Von Anna Hoben

Hochhäuser waren und sind nie einfach nur Gebäude, sondern immer auch Symbole. Für technischen Fortschritt, für wirtschaftliche Macht - und nicht zuletzt für modernes, großstädtisches Leben. Die Frage, wie viel Hochhaus München verträgt, beschäftigt die Stadt seit Jahrzehnten und gipfelte zuletzt 2004 in einem Bürgerentscheid. Kein Haus soll über die 100-Meter-Marke hinauswachsen, so entschieden die Bürger damals. Und außerhalb Münchens bestätigte der Beschluss vielen ihr Bild von der provinziellen Landeshauptstadt. "Während sich andere Metropolen rund um den Globus mit beeindruckenden Skylines schmücken, wollen es die Münchner lieber traditionell und gemütlich", schrieb der Spiegel damals.

Die Wahl ging 2004 denkbar knapp aus: 50,8 Prozent sprachen sich gegen aus ihrer Sicht zu hohe Hochhäuser aus. Die Wahlbeteiligung lag übrigens gerade einmal bei 21,9 Prozent. Das Thema, das die Münchnerinnen und Münchner aktuell so stark bewegt, bewegte damals deutlich weniger Menschen als drei Jahre zuvor der Ratsentscheid zum Stadion in Fröttmaning oder auch neun Jahre später die Olympia-Entscheidung.

Dass nun der CSU-Mann Robert Brannekämper als Initiator eines neuen Bürgerbegehrens auftritt, macht die geplanten Türme an der Paketposthalle in Neuhausen, aber auch Hochhäuser in München generell wieder mal zu einem Symbol: dem einer Großstadt-CSU, die dringend nach einer Richtung sucht. Denn mit dem Ansinnen stellt Brannekämper sich gegen den Kurs der Stadtratsfraktion, die Hochhäuser befürwortet. Die Art, wie Brannekämper bei der Vorstellung seines Vereins am Mittwoch die Stadtratsfraktion für eben diesen Kurs abwatschte, bietet zusätzlichen Zündstoff.

Abgesehen davon: Warum sollten die Bürger eigentlich nicht erneut grundsätzlich entscheiden, ob sie Hochhäuser wollen in ihrer Stadt? Ein zweiter Hochhaus-Entscheid in München hätte zwar etwas von "Und täglich grüßt das Murmeltier". Das haben die andauernden Debatten aber auch. Es wäre, einerseits, interessant zu sehen, ob das Thema mittlerweile mehr Menschen zur Abstimmung bringt als damals. Andererseits und vor allem: wie sie entscheiden würden. München ist heute eine andere Stadt als 2004.

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