Nemanja Motika beim FC Bayern:Er trägt das Herz auf der Zunge

v.li.: Nicola della Schiava (TSV Rain am Lech, 31) Nemanja Motika (Bayern München, FCB, 16) im Zweikampf, Duell, duel,

Die Kugel im Blick: Nemanja Motika (re.) hat in der laufenden Regionalligasaison schon 13 Treffer erzielt und rechnet damit, schon bald einen Profivertrag beim FC Bayern zu unterschreiben.

(Foto: Sven Leifer/foto2press/Imago)

Nemanja Motika ist ein serbischer U-19-Nationalstürmer beim Nachwuchs des FC Bayern - und verfügt über großes Selbstvertrauen: Er will Leroy Sané und Kingsley Coman herausfordern.

Von Christoph Leischwitz

Nemanja Motika durfte im Laufe dieser Woche nicht öffentlich sprechen, aber er hat nach all der Aufregung um seine Person immerhin noch einmal ein Tor für sich sprechen lassen. Für die U 19 Serbiens gelang ihm nämlich am vergangenen Sonntag ein Treffer beim 4:0-Erfolg gegen Bosnien-Herzegowina. Nebenbei sei an dieser Stelle kurz erwähnt, dass der gebürtige Berliner einst in der U 16 für die deutsche Nationalmannschaft gespielt hatte, kurz nachdem er an den Campus des FC Bayern München gewechselt war. Motika wird erst im kommenden März 19 Jahre alt, im Liga-Alltag spielt er aber schon lange bei den Erwachsenen mit und hat für den FC Bayern München II schon 13 Tore erzielt und auch schon sechs Treffer aufgelegt.

Trotz alledem kann man nicht mit Gewissheit sagen, dass der Angreifer am Freitagabend im Spitzenspiel bei Wacker Burghausen in der Startelf stehen wird. Zumal Cheftrainer Martín Demichelis den Torgaranten schon mehrmals auf der Bank schmoren ließ, entweder aus sportlichen Gründen oder weil er manchmal den nötigen Respekt vermissen lasse, wie aus den Aussagen des Trainers herauszuhören war.

Nun hat Motika kürzlich einem Sportportal in seiner serbischen Heimat ein Interview gegeben, das sein großes Selbstvertrauen unterstreicht. Er sprach darüber, dass er sich schon mit Leroy Sané und Kingsley Coman messen könne, und ja, dass er den Flügelstürmern die Stammplätze streitig machen wolle. Denn er habe ja auch schon gesagt bekommen, dass er bei den Bayern bald einen Profivertrag unterschreiben solle. Kein Wunder also, dass es um den gesprächigen Viertliga-Torgaranten erst einmal still wurde in den vergangenen Tagen.

Es läuft ja eigentlich ziemlich prima für Bayerns zweite Mannschaft. Nicht weniger als 55 Tore hat das Team schon geschossen. Das war in diesem Umfang nicht unbedingt zu erwarten, nachdem die U 23 vor allem deshalb aus der dritten Liga abgestiegen war, weil schlicht ein guter Stürmer fehlte. Nach dem Gang in die Regionalliga lautete dann trotzdem die Ansage: Wir holen keinen Routinier, der die jungen Spieler zurück in den Profifußball schießt, das sollen sie selbst hinbekommen. Nun sind gleich mehrere in die Lücke gestoßen, Motika freilich mit Abstand am erfolgreichsten. Besonders auffällig ist seine Kaltschnäuzigkeit im Torabschluss, obwohl er in einer extrem jungen Mannschaft zu den Jüngsten gehört.

Die Frage ist lediglich, ob man sich auf die Erfolge in der Regionalliga Bayern wirklich etwas einbilden kann. Die Mannschaften, die unter Profibedingungen trainieren, heben sich in der aktuellen Saison besonders klar von den Amateurteams ab. Die ersten vier der Tabelle, neben Bayern also Bayreuth, Schweinfurt und die semiprofessionell strukturierten Burghauser, haben zusammengerechnet einen Toreschnitt von 3,15. Bayern II hat auch erst ein Spiel verloren. Andererseits steht Motika statistisch nicht besser da als Robin Ungerath. Der Angreifer von Wacker Burghausen hat ebenso 13 Treffer erzielt, der 22-Jährige kickte vor vier Jahren noch in der Kreisliga, und gerüchteweise soll auch er bald die Möglichkeit haben, einen Profivertrag unterschreiben zu können, außerhalb von Burghausen.

Burghausens Trainer Leonhard Haas sieht sich und sein Team gegen Bayern in der Außenseiterrolle

Etwas einbilden könnte man sich vor allem dank der Leistung in direkten Duellen, wenn es gilt, die Aufstiegskontrahenten abzuschütteln. In Schweinfurt ist den Bayern das bereits gelungen, beim 6:3-Auswärtssieg erzielte Motika gleich vier Tore. Der Sieg war angesichts der zahlreichen Schweinfurter Torchancen allerdings etwas zu deutlich ausgefallen. "Da brauchen wir nicht zu lügen: Die nächsten beiden Spiele sind brutal wichtig", sagt nun Trainer Martín Demichelis, denn nach dem Burghausen-Spiel empfangen die Bayern am kommenden Dienstag die aktuell punktgleiche Mannschaft der SpVgg Bayreuth.

Burghausen positioniert sich vor dem Spiel als Außenseiter. "Wir werden alles versuchen, um vielleicht doch für eine Überraschung zu sorgen", sagt Trainer Leonhard Haas. Demichelis wiederum verweist darauf, dass in der Länderspielpause zahlreiche seiner Akteure unterwegs gewesen seien und wohl müde zurückkehrten. Schwer zu sagen, ob dies für Motika bedeutet, dass er um 19 Uhr in der Wacker-Arena erst einmal zuschauen muss. Es könnte ja auch Malik Tillman treffen, der in den vergangenen Tagen für Deutschlands U 21 in der EM-Quali gleich zwei Tore in zwei Partien erzielte. Die Bayern haben jedenfalls die Qual der Wahl.

Wer immer aus dem starken Kader zum Anpfiff auf der Bank Platz nehmen muss, er wird dort neben einem neuen Mitarbeiter sitzen. Am Donnerstag gab der Verein bekannt, dass sich Torwarttrainer Walter Junghans wegen einer Knie-OP für längere Zeit in den Krankenstand begeben muss; sein Nachfolger für die U 23 wird der 41-jährige Jaroslav Drobný. Der ehemalige tschechische Nationaltorhüter hat 202 Bundesliga-Spiele absolviert, die meisten davon für Hertha BSC.

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