Coronavirus:Wie kann man Post-Covid bei Kindern besser erkennen und behandeln?

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Ein Projekt will sicherstellen, dass eine gute Versorgung von Langzeitschäden bayernweit sichergestellt ist. Eine wichtige Rolle spielen dabei spezialisierte Kliniken in München und Regensburg.

Von Ekaterina Kel

Verstehen, diagnostizieren und behandeln - diese drei Schlüsselworte der Medizin scheinen so selbstverständlich. Aber besonders bei der Begegnung mit einer neuen Krankheit muss man die Wege erst wieder neu gehen. So wie beim Post-Covid-Syndrom. Bei Kindern und Jugendlichen kann es besonders schwer zu fassen sein, weil die Patienten ihre Symptome oft nicht zuordnen können - häufig verläuft Covid-19 bei Kindern und Jugendlichen leicht oder ganz symptomfrei. Wenn man nichts von einer Infektion weiß, wieso sollte man seine ständige Müdigkeit, seine Schmerzen, seine Kurzatmigkeit mit Post-Covid in Verbindung setzen?

Mehr Versorgung, aber auch mehr Forschung ist nötig, damit solche Fälle immer schneller und besser erkannt und erfolgreich behandelt werden können. Dazu ist nun ein neues Projekt namens Post-Covid Kids Bavaria an den Start gegangen. Die Kinderklinik Schwabing, eine Kooperation der München Klinik und des Universitätsklinikums rechts der Isar, ist eine der wichtigsten Orte der Initiative. Zusammen mit der Hedwigsklinik der Barmherzigen Brüder in Regensburg und einigen anderen Kliniken in Bayern bekommen die Mediziner 1,7 Millionen Euro vom bayerischen Gesundheitsministerium, um das Post-Covid-Syndrom bei Kindern und Jugendlichen besser zu erforschen und auch besser behandeln zu lernen.

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Bei Post-Covid gäbe es noch viel zu lernen, sagt Michael Kabesch, Chefarzt an der Kinderklinik in Regensburg. Neben einer Langzeitstudie über Coronavirus-Infektionen bei Kindern und Jugendlichen will er mit dem Fördergeld ein Netzwerk aufbauen, um eine möglichst flächendeckende Versorgung aller bayerischen Kinder zu gewährleisten - unabhängig davon, ob sie in der Großstadt oder auf dem Land leben. Dafür seien schon jetzt viele niedergelassene Kinder- und Jugendärzte, aber auch Hausärzte in Fortbildungen sensibilisiert worden, um mögliche Post-Covid-Symptome bei ihren Patienten zu erkennen.

Da die Versorgung dieser Patienten meistens mit viel Aufwand verbunden ist und Expertise aus verschiedenen Disziplinen erforderlich macht, sollen die niedergelassenen Ärzte die Kinder und Jugendlichen mit Verdacht auf Post-Covid zu den richtigen Kliniken schicken, die sich darauf spezialisieren. Auch dieses Netzwerk befindet sich schon im Aufbau: Es wird klar geregelt, wer welche Klinik kontaktieren soll.

Die Kliniken wiederum bekommen im Laufe der Zeit ein immer klareres Bild von dem Syndrom, den typischen Symptomen, den möglichen Behandlungen. Es sei eben auch ein "lernendes System", so Kabesch. In besonders komplizierten Fällen sollen möglichst fachübergreifend Therapiemöglichkeiten angeboten werden können, und zwar ausgehend von einer zentralen Anlaufstelle. Es sei auch wichtig, dass Eltern und Kinder sich gut aufgehoben fühlten.

Bei vielen Kindern und Jugendlichen ist es nicht einfach, zwischen den Folgen einer Covid-Infektion und jenen des Lockdowns zu unterscheiden

Eine Schwierigkeit des Post-Covid-Syndroms sei die Breite des Symptome, sagt Uta Behrends, stellvertretende Klinikdirektorin der Kinderklinik Schwabing. Ihr Forschungsgebiet ist die Infektionsimmunologie bei Kindern und Jugendlichen, ein Anliegen sei es ihr, dass die Mediziner lernten, komplexe postvirale Krankheitsbilder noch besser zu versorgen. Die rutschten in der Medizin noch zu häufig durch.

Ein Grund bei Post-Covid: Vordergründig stimmten alle Werte beim Patienten, mit herkömmlichen Methoden könne man nichts nachweisen, aber der Patient fühlt sich trotzdem sehr schlecht. In solchen Fällen spiele auch die chronische Fatigue bei Long- oder Post-Covid eine Rolle. Dafür wolle man lernen, mit einer strukturierten Abfrage noch besser die Symptome und den Verlauf einzuordnen.

Oft sei zusätzlich auch psychosoziale oder psychologische Hilfe nötig. Denn bei vielen Kindern und Jugendlichen sei es nicht immer einfach, zwischen Folgen einer Covid-Infektion und Folgen des Lockdowns zu unterscheiden, so Behrends. Man müsse lernen, noch viel genauer hinzuhören.

© SZ vom 16.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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