Fußball und Umwelt:Einfach mal zum Nachbarn jetten

Leicester City v Manchester United - Premier League

Fragwürdige Anreise und Leistung von Manchester United mit Stürmer Cristiano Ronaldo.

(Foto: Alex Pantling/Getty)

100 Meilen zum Auswärtsspiel? Manchester United wählt eine exzentrische Reiseroute nach Leicester: per Privatjet, zehn Minuten Flugzeit. Die Queen macht vor, wie es besser geht.

Von Barbara Klimke

An Bruno Fernandes hat es nicht gelegen, dass sich Manchester United am Wochenende schwer in die Bredouille manövrierte: Der portugiesische Mittelfeldspieler hatte vorbildlich den Elektro-Porsche genommen, um sich pünktlich zum Abflug zum Manchester Airport zu bewegen. Dort bestieg er mit der Mannschaft den Privatjet, der den englischen Rekordmeister zum Auswärtsspiel bringen sollte. So weit, so gewöhnlich. Nur ging es nicht nach Schottland auf die Äußeren Hebriden. Sondern zum Premier-League-Duell nach Leicester. Kaum einhundert Meilen Luftlinie entfernt.

Zehn Minuten Flugzeit dauerte die Reise, so rechnete das Boulevardblatt Sun spöttisch vor: Das Team von Trainer Ole Gunnar Solskjaer habe kaum Zeit gehabt, den Sicherheitsgurt anzulegen, da nahm der Flieger nach der Landung schon wieder seine Parkposition auf dem East Midlands Airport ein. Ein derart exzentrischer Kerosinverbrennungskurztrip bringt heutzutage jedes Unternehmen in Erklärungsnot - vor allem dann, wenn es sich wie Manchester United einer Werbepartnerschaft mit einem Erzeuger erneuerbarer Energien rühmt: Die "Ermutigung der globalen Fanbasis zu einem positiven Umweltwandel" liege United sehr am Herzen, ist auf der Homepage des Klubs zu lesen.

Dass Manchester United die Partie in Leicester dann 2:4 (1:1) verlor, hat die Stimmung nicht gehoben. Ausnahmestürmer Cristiano Ronaldo blieb ohne Tor, und der Klub liegt nun vier Punkte hinter Spitzenreiter Liverpool. So brachte die umstrittene Dienstreise nichts als Verdruss.

Die Queen zeigt, wie es besser geht

Normalerweise, so hatte der englische Rekordmeister dem Sender BBC noch vor Anpfiff erklären müssen, werde eine Kurzstrecke wie jene 175 Kilometer über die Autobahn Richtung Süden nach Leicester selbstverständlich mit dem Bus zurückgelegt; nur hätten besondere "Umstände" einen Reiseänderung nötig gemacht. Laut Sun war die Autobahn M6 am Freitag, am Tag vor dem Auswärtsspiel, kurzfristig gesperrt. Allerdings zeigt ein Blick in den Straßenatlas, dass womöglich auch der kaum längere Umweg über Alternativrouten, die M1 (über Sheffield) oder die A50 (Stoke-on-Trent), möglich gewesen wäre. Zudem liegt Leicester an einem Bahnknotenpunkt, Reisezeit per Zug vom Bahnhof Manchester Piccadilly, samt Umsteigen: zweieinhalb Stunden.

Aus gegebenem Anlass hat Manchester United der BBC auch versichert, dass der Klubs sich seiner Umweltverantwortung schon sehr lange bewusst sei: So sei es gelungen, den CO₂-Ausstoß seit 2008 um 2700 Tonnen zu reduzieren.

Andererseits: Dass auch im Profifußball mehr möglich wäre, steht außer Frage. Die Queen, das nur am Rande, fährt im Unterschied zu Cristiano Ronaldo und Co. in England schon länger Bahn.

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