Abfüllzentrum in Freiham:Gesteigerte Lust auf die Flasche

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Das Logistikzentrum von Augustiner soll erweitert werden. (Foto: Catherina Hess)

Die Augustiner-Brauerei will ihren Standort in Freiham erweitern. Bier gebraut werden soll dort aber nicht, nur abgefüllt.

Von Ellen Draxel

Die Augustiner-Brauerei expandiert. Weil auf dem Stammgelände an der Landsberger Straße der Platz dafür fehlt und das Unternehmen eine weitere verkehrliche Belastung der Innenstadt vermeiden will, ist eine Vergrößerung des Freihamer Standorts geplant. Man wolle damit "den marktentwicklungsbedingt gestiegenen und veränderten Produktionsbedarf abbilden", begründet die Brauerei das Vorhaben. Konkrete Zahlen nennt sie in ihrem Antrag auf Einleitung eines Bebauungsplanverfahrens in Freiham-Süd nicht. Der Expansionsschritt sei "zwingend notwendig, da die Brauerei schon seit längerer Zeit an der Kapazitätsgrenze im Flaschenabfüllbereich arbeitet", erklärten die beiden Geschäftsführer und Gesellschafter Werner Mayer und Martin Leibhard auf Nachfrage. Zudem hätten "die Corona-Krise und die damit zusammenhängenden Gastronomieschließungen bei gleichzeitigem Rückgang des Fassbierabsatzes durch höheren Flaschenbierabsatz diesen Kapazitätsengpass verschärft".

Im Gewerbegebiet Freiham-Süd ist die Augustiner-Bräu Wagner KG bereits seit 2008 ansässig, die Firma unterhält dort ein Außenlager von Gerste, Malz und abgefülltem Bier. Dieses Logistikzentrum soll nun erweitert werden. Beabsichtigt ist der Bau eines dreigeschossigen Flaschenabfüllzentrums, das im ersten Stock über eine Transportbrücke an die schon bestehende Halle anschließen und in einer zweiten Ausbaustufe noch einmal aufgestockt werden soll. 23 Meter Wandhöhe wird dieses Gebäude letztlich haben. Direkt an die Lindauer Autobahn angrenzend sind außerdem ein zweites Logistikzentrum samt Tiefgarage und ein Hochregallager oder alternativ eine dritte Logistikhalle andockend an den Bestand geplant.

Vorerst allerdings soll die künftige Hochregallager-Fläche den firmeneigenen Lastwagen als Parkplatz dienen. Auch Leergut will das Unternehmen dort deponieren. "Es wird aber definitiv und langfristig keine einzige Sorte unserer Biere in Freiham gebraut, sondern ausschließlich zu einem Teil dort abgefüllt", betonen Mayer und Leibhard. Die vorhandenen Flaschenabfüllanlagen am Standort in der Landsberger Straße blieben "selbstverständlich weiterhin vollständig in Betrieb".

Möglich ist die Verwirklichung des Vorhabens in Freiham dank eines Grundstückstauschs mit der Stadt. Denn am Brauereigelände an der Landsberger Straße wäre der Neubau zweier zusätzlicher Abfüllanlagen aus Platzgründen und wegen des Denkmalschutzes laut Kommunalreferat überhaupt nicht realisierbar gewesen. Abgesehen davon, dass "nicht mehr abwickelbarer, zusätzlicher und innerbetrieblicher Verkehr" firmeneigenen Aussagen zufolge "zu starken Einschränkungen der Lieferfähigkeit" des Augustiner-Biers geführt hätte.

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In Freiham dagegen sind die räumlichen Kapazitäten vorhanden, auch wenn dafür der Flächennutzungsplan geändert und ein vorhabenbezogener Bebauungsplan aufgestellt werden muss.

"Die Planung", heißt es lobend in dem Entwurf für einen Einleitungs- und Aufstellungsbeschluss, dem der Bezirksausschuss Aubing-Lochhausen-Langwied am Mittwochabend zugestimmt hat, stelle "eine sehr flächenschonende Variante" für die Erweiterung des Brauerei-Areals dar. Insbesondere durch die Stapelung von zwei Abfüllanlagen könne "die Fläche minimiert und gleichzeitig vermieden werden, dass neben den Standorten in der Innenstadt und in Freiham-Süd ein weiterer Standort im Stadtgebiet aufgebaut werden muss". Außerdem reduziere sich so sowohl der innerstädtische Auslieferungsverkehr als auch der Shuttle-Verkehr von und nach Freiham. Und "das sehr leistungsfähige Straßennetz" in Freiham-Süd mit direktem Anschluss an die Autobahn könne den Zusatzverkehr "voraussichtlich gut abwickeln". Gutachten dazu sollen noch erstellt werden. Diese Synergieeffekte "rechtfertigen" aus Sicht des Planungsreferates vor allem gesamtstädtisch betrachtet "den beträchtlichen Flächenverbrauch und die Neuversiegelung".

Dass Augustiner die Flachdächer der neuen Gebäude mit einer Kombination aus Photovoltaik und Dachbegrünung ausstatten will, um die negativen Auswirkungen der Bebauung auf den Naturhaushalt zu verringern, auch in Form von punktuellen Hügeln, die Insekten eine Überwinterungsmöglichkeit bieten sollen, wird von der Verwaltung goutiert. Aubings Lokalpolitiker allerdings fordern, dass "nach Möglichkeit" auf den Einsatz von Erdgas verzichtet wird. Diesen fossilen Brennstoff möchte die Brauerei nutzen, um zusätzlich zum Fernwärmeanschluss entsprechend hohe Temperaturen für die Flaschenabfüll-Linien, die Prozesstechnik und die Fassabfüllung zu generieren. Die Stadtteilvertreter hingegen würden eine "klima- und umweltschonende Energiebereitstellung" befürworten.

© SZ vom 18.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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