Geplante Türme an der Paketposthalle:Im Münchner Hochhausstreit geht es jetzt um Grundsätzliches

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Die beiden an der Paketposthalle geplanten Türme sollen jeweils 155 Meter hoch werden. (Foto: Herzog de Meuron)

Hoch hinaus oder lieber nicht? Die geplanten Türme an der Paketposthalle provozieren ein Grundsatzvotum. Ein solches ist lange überfällig.

Kommentar von René Hofmann

Viele Eskalationsstufen gibt es nun nicht mehr, zumindest verbal. "Querdenker" nennt Ralf Büschl, der an der Paketposthalle zwei 155-Meter-Türme bauen will, Menschen wie Robert Brannekämper, die München einen generellen Hochhausstopp verordnen wollen. Eine "echte Todsünde": So hatte Brannekämper, der für die CSU im Landtag sitzt, in der vergangenen Woche kritisiert, dass es für die geplanten Zwillingstürme nie einen Wettbewerb gab. Für ihn, das hat er früh in der Debatte deutlich gemacht, sind die beiden schmalen Himmelskitzler nichts anderes als "städtebauliche Parasiten".

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Hinter diese Gefechtslinien kommen beide Seiten nun nicht mehr zurück. Das Gegeneinander der beiden Wortgewaltigen zeigt, wie emotional aufgeladen der Streit inzwischen ist und dass der von der Stadt beschrittene Weg wahrscheinlich nicht ans Ziel führen wird. Der Plan war, die mögliche Gestaltung des Paketpostareals in einem Gutachten unter der Beteiligung von mehr als 120 Bürgerinnen und Bürgern sorgfältig abzuwägen und mit einer breit angelegten Studie weitere mögliche Hochhaus-Standorte auszugucken. Nun läuft es auf ein simples Votum hinaus: Will München künftig Hochhäuser - ja oder nein? Offen ist noch, wie die Antwort ermittelt werden soll. Mit einem Bürgerbegehren, wie es die Gegner anpeilen. Oder mit einem Ratsbegehren, also vom Stadtrat initiiert, wie es nun auch Büschl fordert, der den Prozess gerne abkürzen will. Zeit kostet Geld. Und bei großen Bauprojekten geht es um viel Geld.

Die Dynamik, mit der sich das Gegeneinander zuspitzt, ist beachtlich, denn beide Seiten pokern hoch. Der Konstellation kann kein Kompromiss entspringen, am Ende wird es einen Verlierer geben. Der größte Verlierer wäre allerdings die Stadt - wenn Büschl seine Drohung umsetzt, die denkmalgeschützte Posthalle unbespielt lässt und um sie herum Gewerbegebäude hinstellt. Dann wäre eine große Chance vertan, beeindruckendes Historisches zu erhalten und daneben beeindruckendes Neues zu bauen. Sollte es tatsächlich so kommen, wird die Politik sich die Frage gefallen lassen müssen, wie es so weit kommen konnte. Wieso sie nicht früher geklärt hat, wer über das Gesicht der Stadt bestimmen soll.

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