Lesung:Sprache der Steinzeit

Ulrike Draesner stellt im Lyrik Kabinett München ihren ambitionierten Band "Doggerland" vor.

Ulrike Draesner, Bayerische Buchpreisträgerin 2020, stellt einen neuen Lyrikband in ihrer Heimatstadt München vor. (Foto: Gerald Zörner)

Dies ist ein ungewöhnlicher Gedichtband, selbst für Leser, die Irritationen bei zeitgenössischer Lyrik gewohnt sind. Wie eigenwillig die Form ist, wird deutlich, sobald man Ulrike Draesners "Doggerland" (Penguin) öffnet: Den Band muss man um 90 Grad drehen, um den Text lesen zu können. Der Text selbst ist dreigliedrig, besteht aus einem Mittelteil und zwei Randspalten. Damit nicht genug der Herausforderungen, denn beginnt man zu lesen, hängt man schnell fest in einem Netz verschiedener Sprachen. Wie kommt man da am besten heraus? Indem man sich einlässt auf den Sog der Sprache - und idealerweise auf den Sog, den die Schriftstellerin selbst erzeugt, wenn sie im Lyrik Kabinett vorliest. Draesner, 2020 mit dem Bayerischen Buchpreis ausgezeichnet, wird ihr ambitioniertes Projekt dort auch sicher näher erklären. Im Buch formuliert sie die Fragestellung so: "Der mittelsteinzeitliche Mensch: Woran erinnerte er sich, schaute worauf? Tundra und Steppe, Birke und Haselnuss, die sich erwärmende Zeit." Klingt überraschend aktuell.

Ulrike Draesner: Doggerland, Freitag, 22. Okt., 19 Uhr, Lyrik Kabinett , Amalienstr. 83a; eine Woche später nachzuhören auf dichterlesen.net

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