Hauptbahnhof München:Eine Tiefgarage für Fahrräder

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Ein Vorbild für die Münchner Freiheit? Fahrradabstellplätze am Pasinger Bahnhof. (Foto: Catherina Hess)

Wo früher am Hauptbahnhof Autos parkten, soll nun Platz für 1160 Fahrräder geschaffen werden - im Tiefgeschoss des U-Bahnhofes. Das wird nicht gerade billig.

Von Andreas Schubert

Wer mit dem Fahrrad zum Hauptbahnhof fährt, hat es nicht leicht, einen vernünftigen Stellplatz zu finden. Seit das Empfangsgebäude neu gebaut wird, gibt es kaum mehr offizielle Radlparkplätze, weshalb rund um den Bahnhof vogelwild geparkt wird. Räder sind an Bauzäune oder an die Abgänge zum U-Bahnhof gekettet oder stehen einfach am Bürgersteig den Fußgängern im Weg. Bei einer Erhebung vor sechs Jahren hat die Stadt mehr als 1700 abgestellte Räder im Umgriff des Hauptbahnhofs gezählt. Und wenn der S-Bahn-Halt der zweiten Stammstrecke Anfang der 2030er Jahre fertig ist und vermutlich zehn Jahre später noch der U-Bahnhof der U9 dazukommt, werden mindestens 3000 Fahrradstellplätze gebraucht - wahrscheinlich sogar mehr.

Nun liegt eine Machbarkeitsstudie für eine Radltiefgarage unter dem Bahnhofplatz vor. Sie könnte im Bauwerk der U-Bahn-Linie U1/U2 entstehen. Im zweiten Untergeschoss ist eine Fläche, die den Stadtwerken München (SWM) gehört und die bis zum Beginn der Bauarbeiten der Deutschen Bahn als Tiefgarage für 75 Autos genutzt wurde. Drei Varianten wurden geprüft, bei der von der Verwaltung favorisierten sollen künftig rund 1160 Radlstellplätze entstehen. An diesem Mittwoch sollen der Planungs- und der Mobilitätsausschuss des Stadtrats darüber entscheiden, ob eine vertiefte Planung für die Tiefgarage aufgenommen wird.

Jeder Stellplatz kostet 18 000 Euro

Die Radltiefgarage hätte einen direkten Zugang zum U-Bahnhof und wäre über eine Rampe erreichbar, die eine Neigung von 9,2 Grad aufweist. Das ist schon ziemlich steil, zehn Grad wären nicht mehr empfehlenswert. Doch laut Studie ist die Neigung zumutbar. Wem das Befahren der Rampe trotzdem zu steil oder kurvig ist, kann das Rad schieben oder den Lastenaufzug benutzen. Knapp 21 Millionen Euro soll die neue Bike-and-Ride-Anlage laut Machbarkeitsstudie kosten, also fast 18 000 Euro pro Stellplatz.

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In dieser Summe enthalten ist ein Posten in Höhe von rund sechs Millionen Euro als Ausgleich für die zusätzlichen Kosten, die den Stadtwerken entstünden. Unter anderem stünde dem Betreiber des Autoparkhauses eine Ablöse zu, dessen Pachtvertrag auch nach Abschluss der Bauarbeiten am Hauptbahnhof gültig wäre. Die reinen Baukosten lägen bei circa 13,6 Millionen Euro, sie sollen durch Mittel aus der Stellplatzablöse finanziert werden. Zehn Prozent der Kosten soll die Deutsche Bahn tragen. Die Verwaltung sieht die sehr viel höheren Kosten als gerechtfertigt an, da die Garage ein bedeutsamer Baustein der "Verkehrsdrehscheibe Hauptbahnhof" darstelle und ein anderer, günstigerer Standort nicht zur Verfügung stehe.

Bisher steht noch nicht fest, ob die Nutzer der Garage eine Parkgebühr zahlen müssen - und wenn ja, wie viel. Diese Option will sich die Stadt noch offen halten. Auch an der Arnulfstraße plant die Stadt ein Parkhaus für 1300 Räder. In der Unterführung Arnulf-/Seidlstraße könnten weitere 350 Räder Platz finden. Die Bahn selbst baut, wie von der Stadt vorgeschrieben, 360 Stellplätze.

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