Initiative in Kirchseeon:Gratis ins Hallenbad

Initiative in Kirchseeon: Neben den ganz Kleinen dürfen in Kirchseeon bald auch Mitarbeiter in Sozialberufen gratis baden.

Neben den ganz Kleinen dürfen in Kirchseeon bald auch Mitarbeiter in Sozialberufen gratis baden.

(Foto: Christian Endt)

Die Marktgemeinde verteilt Gutscheine an Pflegekräfte und Erzieher - als Wertschätzung und als Anreiz, in der Gemeinde zu arbeiten.

Von Andreas Junkmann, Kirchseeon

Dass Not tatsächlich erfinderisch macht, hat nun einmal mehr der Markt Kirchseeon bewiesen: Um einen Anreiz für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bereich Pflege und Erziehung zu schaffen, öffnet die Gemeinde für diesen Personenkreis kostenfrei das örtliche Hallenbad. Die Hoffnung ist, dass sich dadurch die ein oder andere Fachkraft in Kirchseeon ansiedelt und somit zur Entlastung der angespannten Pflege- und Erziehungssituation beiträgt. Womöglich werden sich die Sozialkräfte das Schwimmbecken aber teilen müssen, denn geht es nach der Mehrheit im Gemeinderat sollen auch Ehrenamtliche der Freiwilligen Feuerwehren am Ort gratis im Hallenbad schwimmen dürfen.

Geregelt werden soll der Einlass für die berechtigten Personengruppen über Gutscheine. Demnach sollen die örtlichen Kindertagesstätten und Pflegeeinrichtungen jeweils 100 Berechtigungskarten im Wert von je 50 Euro für ihre Mitarbeiter bekommen. Diese können dann am Eingang eingelöst werden. Wie die Gemeinde in einer Stellungnahme vorrechnet, könnte das Hallenbad mit einer Gutscheinkarte etwa 16 Stunden lang besucht werden. Für den Markt Kirchseeon selbst ist diese Regelung weit mehr als nur eine symbolische Geste, immerhin entgehen der ohnehin eher knappen Haushaltskasse dadurch Einnahmen in Höhe von rund 10 000 Euro - ein Fehlbetrag, der sich laut Kämmerei aber durchaus darstellen lasse. Zumal der mögliche Nutzen die Kosten aufwiegt.

Davon zumindest waren alle Gemeinderatsmitglieder in der Sitzung am Montagabend überzeugt. "Da die Betreuungssituation derzeit eh sehr angespannt ist und alle Einrichtungen händeringend nach Personal suchen, könnte dies ein kleiner Anreiz sein, im Markt Kirchseeon zu arbeiten", heißt es dazu von der Verwaltung. Laut Bürgermeister Jan Paeplow (CSU) könne man dadurch gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Neben der Steigerung der Attraktivität von Kirchseeon als Arbeitsort, könne man gerade diesem Corona-gebeutelten Personenkreis eine besondere Wertschätzung zuteil werden lassen.

Dieses Argument griff auch Paul Hörl (CSU) auf, als er dafür plädierte, den Kräften der Feuerwehren ebenfalls freien Eintritt ins Bad zu gewähren. "Wir können ein Zeichen setzen für die Leute, die sich in der Gemeinde engagieren", so der Fraktionssprecher. Dazu gab allerdings Christian Eringer (UWG) zu bedenken, dass Feuerwehrleute ohnehin bereits von der bayerischen Ehrenamtskarte profitieren würden, mit der man ebenfalls Ermäßigung in vielen Freizeiteinrichtungen bekommen würde. Eringer stellte deshalb die Frage, ob es da noch zusätzliche Vergünstigungen auf Kosten des Marktes brauche. Dieser Ansicht war zumindest die Mehrheit im Gremium. Mit drei Gegenstimmen gaben die Gemeinderäte der Verwaltung den Auftrag, ebenfalls eine Regelung für die Feuerwehrleute zu erarbeiten.

Für Pflegekräfte und Erzieher könne der kostenlose Badbesuch indes nur ein erster Schritt sein, wie Thomas Kroll (SPD) sagte. "Wir brauchen ein Konzept, wie wir dem Fachkräftemangel entgegenwirken können", so der Fraktionssprecher, der für weitere Maßnahmen plädierte, um den Standort Kirchseeon attraktiv zu machen. Dass es nicht nur in der Marktgemeinde Probleme gibt, ergänzte Natalie Katholing (Grüne), die als Krankenschwester in der Ebersberger Kreisklinik arbeitet: "Es wird immer schlimmer. Wir haben einen wahnsinnigen Abgang an Pflegekräften." Viele Betten in der Klinik seien inzwischen gesperrt, weil es zu wenig Mitarbeiter gebe. Als Hauptgrund machte Katholing die akute Wohnungsnot aus. Der kostenlose Eintritt ins Freibad sei daher zwar eine "super Geste, aber auch ein bisschen wie das Klatschen, das wir bekommen haben".

Doch auch die Wohnraumproblematik will der Markt Kirchseeon laut Bürgermeister Paeplow nun verstärkt angehen. Derzeit lasse man gerade eine Art Warteliste für Pflegekräfte und Erzieher erstellen, mit Hilfe derer die Gemeinde bezahlbare Wohnungen an diese Personengruppe vermitteln will.

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