Tüftler:Der kleine Lückenfüller

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Problemlöser to go: Die erste Keile des Wackeltisch-Sortiments

(Foto: WackelTisch.com)

Wackelnde Tische im Restaurant und Café? Müssen nicht sein, sagte sich Erfinder Wilfried King aus Ochsenhausen und schuf in seiner Werkstatt Abhilfe.

Von Max Scharnigg

Es ist ein Ärgernis, so alt wie die Wirtshauskultur: Wackelnde Tische, die Essen und Trinken zu einem Balanceakt machen. Obwohl schon Millionen von Bierdeckel dagegen eingesetzt wurden, tritt das Problem immer wieder auf, nicht zuletzt auf den vielen neuen Freischankflächen, die während der Lockdowns entstanden sind. Der Ingenieur Wilfried King hatte das Improvisieren vor Ort eines Tages satt - ein Anruf.

SZ: Wackelnde Tische im Restaurant und Café gehören eben einfach dazu, Herr King, sehen Sie das anders?

Wilfried King: Also, mich hat das schon immer geärgert, das ganze Leben schon. Da hat sich einfach noch nie jemand Gedanken gemacht und richtig mit dem Thema beschäftigt. Aber auf die Idee, selbst für Abhilfe zu sorgen, bin ich erst im Juni gekommen.

Welcher Tisch war der Auslöser?

Das war in einem Café in Biberach, in dem man schön draußen sitzen kann. Dort machen sie die Cappuccino-Tassen sehr voll, und bei einem wackelnden Tisch muss man dann enorm aufpassen, dass nichts danebengeht. Da kam mir die Idee für einen kleinen Keil zum Mitnehmen. Ich bin daheim in die Werkstatt im Keller und habe gleich angefangen. Plastik kam nicht infrage, es musste ein kleiner Holzkeil sein.

Ein Holzkeil ist aber keine neue Erfindung.

Das nicht, der Clou liegt woanders. Erstens ist er so klein, dass man ihn problemlos in der Hosentasche mitnehmen kann, sogar in dieser Minitasche bei Jeanshosen vorne, und zweitens gibt es dazu ein Etui aus Leder. Das hat zwei Funktionen: Es liegt auf dem Tisch und erinnert mich daran, beim Verlassen des Restaurants den Keil wieder mitzunehmen. Sonst würde man ihn ja hundertprozentig vergessen. Zweitens ist der Boden nicht immer sauber, also schützt das Etui auch die Tasche, in der man den Keil herumträgt.

Patent schon angemeldet?

Einen Gebrauchsmusterschutz, das ging auch gleich durch. Ein richtiges Patent geht für einen einfachen Keil natürlich nicht. Ich habe auch schon Patente angemeldet, für andere Sachen, das ist aber sehr teuer. So ein weltweiter Patentschutz kostet für 20 Jahre etwa 200 000 Euro, das lohnt sich oft nicht.

Das ist also nicht Ihre erste Erfindung?

Ich habe zuletzt zum Beispiel eine Zapfanlage zum glasweisen Abfüllen von Prosecco erfunden. Auch in meiner Zeit als Entwicklungsingenieur konnte ich viele Ideen umsetzen. Aber das sind alles sehr komplexe Projekte gewesen. Jetzt wollte ich mal etwas ganz Einfaches machen, etwas, das das Leben der Menschen sofort verbessert.

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Die Hülle soll helfen, den Keil nach dem Einsatz nicht zu vergessen.

(Foto: WackelTisch.com)

Warum erfinden manche Menschen neue Sachen und ganz viele andere geben sich mit dem zufrieden, was es schon gibt?

Also, ich habe mich schon immer mit der Umsetzung von Ideen beschäftigt. Ich bin in einer Schreinerei aufgewachsen, wurde erst mal gelernter Werkzeugmacher bei der Uhrenfabrik Junghans, später Versuchsingenieur bei Liebherr. Und ich stamme aus dem Schwarzwald, das ist eine Gegend, aus der traditionell viele Tüftler kommen - ich glaube, das liegt an den langen Wintern in den dunklen Schwarzwaldtälern, da hat man Zeit zum Nachdenken.

Beschreiben Sie jetzt bitte, wie Sie den idealen Keil konzipiert haben.

Er musste eine gewisse Breite haben, damit er stabil aufliegt und nicht umkippt. Aber auch nicht zu breit, er soll ja in jede Tasche passen. Zehn Millimeter habe ich als Maximalhöhe des Keils festgesetzt, das reicht für 99 Prozent der Problemstellen aus. Als Holz kam nur Hartholz infrage, denn weiches Holz würde bald splittern, manche Tischfüße haben ja auch Stahlkanten. Heimische Buche ist ideal. Das Etui aus Leder lasse ich zwei Orte weiter bei einer Manufaktur fertigen, das war ein Glücksfall, dass es so was hier noch gibt, denn erst das Lederetui macht den Tischkeil zu einem richtig wertigen Produkt.

Sie sägen die Keile aber nicht selbst aus?

Nein, das macht eine Werkstatt für behinderte Menschen. Die waren gleich ganz begeistert, als ich ihnen das Projekt erklärt habe, die ersten tausend Keile habe ich jetzt schon. Es war durch das Hartholz gar nicht so einfach, dort den Produktionsablauf einzurichten.

Der Keil kostet mit Etui 22 Euro. Glauben Sie, dass viele Menschen das investieren für ein vergleichsweise flüchtiges Problem?

Och, das ärgert so viele Menschen, wenn die alle einen kaufen würden, hätte ich ausgesorgt. Das Feedback hier ist jedenfalls echt gut, zum Beispiel auch von Unternehmen, die sich das als Werbegeschenk vorstellen können. Feuerzeug und Kugelschreiber sind ja nicht mehr sehr zeitgemäße Werbegeschenke. Außerdem könnte man in die Hülle auch den Firmennamen gravieren. Na, mal sehen, jetzt kann es jedenfalls losgehen, die Homepage geht in diesen Tagen online, das Produkt ist ab sofort verfügbar, und das Etui gibt's in drei Farben. Ich erwarte viel Feedback.

Mehr Info und bestellen unter wackeltisch.com.

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