General Electric:Die Ära der Mischkonzerne ist vorbei

Lesezeit: 2 min

Aus eins mach drei: Der traditionelle US-Konzern General Electric (GE) hat angekündigt sich aufzuspalten. (Foto: DADO RUVIC/REUTERS)

Immer mehr Firmen spalten sich auf - eine kluge Entscheidung. Unternehmen, die vieles machen, aber nichts so richtig, werden in Zukunft kaum noch eine Chance haben.

Kommentar von Caspar Busse

Jetzt also auch General Electric: Im vergangenen Jahrhundert war der amerikanische Konzern lange eines der wertvollsten Unternehmen der Welt - und der Inbegriff des erfolgreichen Mischkonzerns, dem viele Manager in aller Welt nacheiferten. Eisenbahnen, Haushaltsgeräte, Gasturbinen und Kraftwerke, Medizintechnik, Flugzeugmotoren, Filmstudios und Finanzdienstleistungen - GE, einst vom genialen Glühbirnen-Erfinder Thomas Edison mitgegründet, war in sehr vielen Bereichen aktiv. Die breite Aufstellung bringe Stabilität, Kontinuität und mögliche Synergien, so die Hoffnung - lange Zeit hat das auch funktioniert.

Doch jetzt verkündete GE-Chef Lawrence Culp, dass er den einst so stolzen Konzern in seine Einzelteile zerlegen werde. Künftig soll es je eine unabhängige Firma für Medizintechnik, für Energie und für Luftfahrt geben. Es ist das Ende einer großen Ära - und kein Einzelfall: Toshiba, lange eines der großen Vorzeigeunternehmen Japans, und der amerikanische Pharmahersteller Johnson & Johnson haben ebenfalls gerade eine Aufspaltung verkündet. Siemens ist diesen Schritt bereits im vergangenen Jahr gegangen - und wird nun mit guten Zahlen und Zuspruch von Investoren belohnt. Daimler, in Sachen Tradition in einer Liga mit GE und Siemens, ist nach intensiven Monaten der Vorbereitungen am 10. Dezember so weit. Von da an sollen das Autogeschäft unter dem klingenden Namen Mercedes-Benz und die Lkw-Sparte Daimler voneinander unabhängig agieren. Und es gibt noch mehr Beispiele.

In Zeiten hoher Unsicherheit braucht es schnelle und flexible Unternehmen

Das Konzept des breit aufgestellten Mischkonzerns hat bei vielen ausgedient - und das ist richtig so, auch wenn die Entscheidungen oft schmerzhaft sind. Unternehmen, die vieles machen, aber eben dann nichts so richtig, werden in Zukunft kaum noch eine Chance haben. Zu rasant ist der Wandel in vielen Bereichen, zu groß die Gefahr, sich zu verzetteln und dann den Anschluss zu verlieren, zu stark auch der Druck von Investoren, die lieber Geld in ein Geschäft stecken, nicht in einen Bauchladen verschiedener Aktivitäten.

Die schnellen, flexiblen und wendigen Firmen sind in dieser Zeit hoher Unsicherheit den großen, behäbigen und schweren Tankern überlegen. Der frühere Siemens-Chef Joe Kaeser wies immer wieder darauf hin, dass die Dinosaurier ausgestorben sind. Angesichts des Zwangs zum Neustart und großer Veränderungen, nicht zuletzt auch durch die Pandemie, müssen jetzt neue Konzepte her.

Die Herausforderungen für die Unternehmen sind in der Tat gewaltig, so groß wie selten zuvor. Da ist kurzfristig die Corona-Pandemie, die die Welt nach wie vor im Griff hat und zeigt, wie fragil Wirtschaftsbeziehungen sein können. Die internationalen Lieferketten sind in Gefahr, teilweise unterbrochen, ein Schlag für die weltweite Arbeitsteilung. Auf der ganzen Welt gibt es etwa einen ernsten Engpass bei Halbleitern, viele Unternehmen, nicht nur die großen Autohersteller, müssen ihre Produktion unterbrechen, es zeigt sich die hohe Abhängigkeit von Asien und den USA. Und das passiert ausgerechnet zu einer Zeit, in der die Nachfrage nach vielen Produkten ungewöhnlich hoch ist, diese aber nicht gestillt werden kann.

Gleichzeitig hat die Pandemie gnadenlos aufgezeigt, wie entscheidend die Digitalisierung ist. Unternehmen, die hier den Trend verschlafen und nun Nachholbedarf haben, spüren das schmerzhaft. Dazu kommt ein grundsätzlicher Wandel vieler Geschäftsmodelle. Die Autoindustrie etwa muss sich in kurzer Zeit vom klassischen Verbrennerfahrzeug verabschieden und auf Elektromobilität umschwenken. Die Energiebranche muss auf erneuerbare Energien setzen, die Stahlindustrie auf emissionsarme Produktion umstellen. Und der Weg zur notwendigen CO₂-Neutralität ist für viele Unternehmen auch noch weit.

Das alles erfordert volle Kraft, kleinere und fokussierte Firmen sind dafür oft besser gerüstet. Doch das alleine reicht nicht. Die "neuen" Unternehmen müssen die Herausforderungen auch aktiv und vor allem schnell angehen. Abwarten ist keine Option.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: