Corona in Bayern:Wieso dauert das Boostern in den Heimen so lange?

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Nur etwa zwei Drittel der Menschen in Heimen haben ihre dritte Spitze bekommen. (Foto: dpa-tmn)

Schon vergangenes Jahr gelang es nicht, die verletzlichsten Menschen bestmöglich zu schützen. Für das zweite Pandemiejahr hätte die Politik die richtigen Schlüsse ziehen können. Hat sie aber nicht. Mal wieder.

Kommentar von Andreas Glas, München

Drei Monate - so fix ging das zu Beginn des Jahres. Ende März, nur drei Monate nach Impfstart, meldete die Staatsregierung, dass 80 Prozent der Menschen in Alten- und Pflegeheimen bereits zwei Spritzen bekommen haben. Es geht also, die Politik hat das selbst bewiesen. Umso fassungsloser steht man nun, Mitte November, vor dieser Frage: Wieso dauert es so lange, in den Heimen ein drittes Mal zu impfen? Es ist zum Heulen.

Wieder sind drei Monate vergangen, seit die Auffrischungsimpfungen begannen. Doch ihre dritte Spitze haben nur etwa zwei Drittel der Menschen in Heimen bekommen. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat eingeräumt, dass die Politik der Lage hinterherläuft. Er muss jetzt schleunigst dafür sorgen, dass der Selbstkritik auch eine Selbstkorrektur folgt.

Jeder zweite Corona-Tote, der im ersten Pandemiejahr in Bayern registriert wurde, lebte in einem Heim. Schon damals war es nicht gelungen, die verletzlichsten Menschen bestmöglich zu schützen. Erst nach und nach hatte die Staatsregierung die Testkapazitäten auf die Heime konzentriert - und musste sich vorwerfen lassen, die Gefahr dort unterschätzt zu haben. Für das zweite Pandemiejahr hätte die Politik also die richtigen Schlüsse ziehen können. Hat sie aber nicht. Mal wieder.

Statt gleich im August die mobilen Teams in die Heime zu schicken und die Drittimpfungen offensiv anzuschieben, mussten die Betreiber die Teams erst beim Freistaat anfordern. Die staatlichen Impfteams seien nur "ergänzend vorgesehen", sagte Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) im Sommer über seine Strategie, die vor allem darauf setzte, dass die Hausärzte sich um die Heime kümmern. Aber die Ärzte haben genug zu tun, zumal zwischenzeitlich ja die Impfzentren heruntergefahren wurden. Die Defensive der Staatsregierung rächt sich jetzt.

Es reicht nicht, wenn der Freistaat den Heimen nur das "Angebot" macht, ein Impfmobil zu schicken, wie Holetschek es formuliert. Der Staat muss aktiv werden. Alle Impfmobile müssen raus in die Heime. Es ist höchste Zeit.

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