Vogel des Jahres:Hopf hoch!

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In Aristophanes' Komödie "Die Vögel" ist er der König, was sonst: der Wiedehopf, Vogel des Jahres 2022. (Foto: Paul Gläser/picture alliance/dpa/NABU/Cewe)

War ja irgendwie klar, dass der Wiedehopf die Wahl zum "Vogel des Jahres" gewinnt, so wie er aussieht. Über einen mäßigen Sänger, der seine Feinde mit Gestank verjagt.

Von Nadeschda Scharfenberg

Am Ende ist es doch wieder so gewesen, dass sich der Kandidat mit dem auffälligsten Styling durchgesetzt hat und die sympathische, aber etwas blasse Konkurrentin das Nachsehen hatte. Der Wiedehopf ist per Publikumsvoting zum "Vogel des Jahres" gekürt worden, wie der Naturschutzbund (Nabu) am Donnerstag live auf Instagram verkündete, die Mehlschwalbe wurde Zweite.

Zuvor hatte es noch geheißen, die beiden Vögel lieferten sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen (müsste es nicht eigentlich Hopf-an-Kopf-Rennen heißen?), doch schließlich war das Ergebnis deutlich: 31,9 Prozent für den Wiedehopf, der damit den Vorjahressieger Rotkehlchen beerbt, und nur 24,4 Prozent für die Mehlschwalbe. 142 798 Stimmen waren insgesamt abgegeben worden, auf den Plätzen drei bis fünf landeten der Bluthänfling, der Feldsperling und der Steinschmätzer.

Der Wiedehopf ist zweifelsohne ein Prachtkerl mit seiner orangefarbenen Federhaube, die er kurz nach der Landung und bei Erregung aufstellt. Die Weibchen stehen den Männchen übrigens in nichts nach, das ist dem Wiedehopf zugute zu halten, dass dort, anders als bei vielen anderen Vogelarten, optische Gleichberechtigung herrscht.

Nutznießer des Klimawandels

Kulturell ist er umfangreich gewürdigt worden, in Aristophanes' Komödie "Die Vögel" ist er der König , im Kinderlied von der Vogelhochzeit bringt er der Braut den Blumentopf, und, ach ja, eine Wiedehopf-Briefmarke der Deutschen Post gab es auch mal. Seine Prominenz hat er eindeutig seinem Äußeren zu verdanken, denn er ist weder ein kunstvoller Nestbauer - laut Nabu formt er manchmal lediglich eine Mulde, in die die Eier gelegt werden -, noch ein großer Sänger. Der Balzruf des Männchens ist ein dreisilbiges "upupup", daraus leitet sich auch der lateinische Name des Wiedehopfs ab: Upupa epops.

Im Umgang mit Feinden ist der Wiedehopf nicht zimperlich, wenn Gefahr droht, scheiden Weibchen und Jungvögel ein übel riechendes Sekret aus. Trotz dieser ausgefeilten Verteidigungstaktik gilt die Art als gefährdet, weniger als 500 Paare brüten in Deutschland, was vor allem eine Folge der intensiven Landwirtschaft ist. Doch der Bestand wächst wieder, denn der Zugvogel mag es gerne warm. Er könnte tatsächlich zum Nutznießer der Klimakrise werden.

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