Klimakatastrophe:Socken aus Treibhausgas

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Illustration: Santiago Taberna (Foto: N/A)

Oder was kann uns sonst jetzt helfen? Autobahnen aus Altpapier, Schiffe die Schattenwolken aus Meereswasser machen? Fünf Ideen, die nach dem enttäuschenden Klimagipfel in Glasgow ein bisschen Mut machen.

Von Georg Cadeggianini und Nina Himmer

Radlstrom

Was haben Radwege und Solarpaneele gemeinsam? Es ist gut, wenn sie Sonne abbekommen. In Utrecht verläuft der längste Solarradweg der Welt: Unter dem durchsichtigen Belag liegen Kollektoren, die Sonnenlicht in Strom umwandeln. Mit den 330 Metern Teststrecke dort können etwa 40 Familien versorgt werden. Bis zum Jahr 2040 will Utrecht energieneutral sein. Für Häuser, Ampeln und Industrie dort soll dann kein Strom mehr von außen benötigt werden. Dafür braucht es noch viele Ideen - und jede Menge Radwege.

CO2-Socke

Warum das CO2 nicht einfach verstricken? Lasst uns Socken draus machen! Tatsächlich ist es Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Aachen gelungen, einen Kunststoff zu entwickeln, der bis zu einem Fünftel aus CO₂ besteht. Normaler Kunststoff wird aus Erdöl hergestellt. Doppelvorteil der Aachener Variante: Wir sparen das Erdöl, das manche Socken, Matratzen und andere Sachen bei der Herstellung benötigen. Plus: Wir nutzen CO2, statt es in die Atmosphäre zu ballern. Nachteil: Noch ist die CO2-Socke weder marktreif, noch können derzeit bei der Herstellung tatsächliche Abgase genutzt werden. Gibt also noch einiges zu tun in Aachen ... Die Finnen experimentieren derweil mit einer ganz eigenen Lösung, bei der sie ein Pulver herstellen, das Treibhausgase bindet und das man einfach aufessen können soll.

Schattenschiff

Könnten Korallen schwitzen, wäre das Great Barrier Reef die größte Sauna der Welt: Das Wasser vor der Küste Australiens ist wegen des Klimawandels so warm, dass immer mehr Korallen sterben - und mit ihnen der Lebensraum, den sie Meerestieren bieten. Um das Riff zu schützen, haben Forschende eine Art Wolkenmaschine entwickelt: Umgebaute Fähren ankern dafür vor der Küste und saugen mit trichterförmigen Turbinen Meerwasser auf. Das Wasser wird so fein zerstäubt und in die Luft gesprüht, dass Wolken aufsteigen und das Sonnenlicht dämpfen. So liefern die künstlichen Wolken etwas mehr Schatten für die Korallen. Das hilft, ist aber umstritten: Müsste man nicht eher etwas gegen den Ursprung des Problems tun?

Altpapierautobahn

Straßen aus Papier? Was nach einem Bastelprojekt des kleinen Bruders klingt, ist in Spanien Realität: Auf drei Teststrecken der Autobahn wird dort gerade ein neuer Straßenbelag ausprobiert. Er besteht aus Altpapier, das nicht recycelt werden kann. Es wird dafür verbrannt und gepresst und hat dann ähnliche Eigenschaften wie Beton - nur eben ohne die schädlichen Emissionen, die in der Zementindustrie anfallen. Wenn das Projekt erfolgreich ist, könnte es den CO2-Ausstoß im Straßenbau um bis zu 75 Prozent verringern. Daumen drücken!

Klimakonzert

Coldplay heißt übersetzt "kaltes Spiel" - und die britische Band macht ihrem Namen alle Ehre, denn zur Erhitzung des Planeten will sie nicht beitragen: Bei einem Auftritt ließ sie kürzlich den benötigten Strom von 60 Radfahrerinnen und Radfahrern erzeugen, die sich vor der Bühne kräftig abstrampelten. Auch die nächste Tour wird klimafreundlich: Es soll keine Plastikflaschen zu kaufen geben, für jede verkaufte Konzertkarte wird ein Baum gepflanzt, und die Fans werden auf einem Spezialboden vor der Bühne beim Hüpfen und Tanzen Energie erzeugen, die für das Konzert genutzt wird. Eine Lösung für alle Probleme gibt es aber noch nicht. Die Band reist trotzdem mit Privatjet an ...

© SZ vom 20.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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