Er habe "keine Funkverbindung zu der Zentrifuge", sagte Julian Nagelsmann. Deswegen könne er nicht prognostizieren, wann das Testergebnis vorliege. Er habe nur gehört, dass diese Zentrifugen voll sein müssten, die Gewichtsverteilung muss passen, sonst "eiern" sie. Und ob sie voll sind, das hänge natürlich davon ab, wie viele Tests gerade im Labor seien.
Die Tatsache, dass der Trainer des FC Bayern in der obligatorischen Pressekonferenz vor dem Bundesliga-Spiel gegen den FC Augsburg über Details der PCR-Testauswertung sprechen muss, ist ein untrügliches Indiz dafür, welches Thema gerade wieder an der Säbener Straße dominiert. "Es nervt und beschäftigt einen. Keiner fragt etwas zu Augsburg, wir reden nur über die Pandemie", sagte Nagelsmann. Ob es ihn speziell nervt, über die Pandemie und über Joshua Kimmich zu reden, sagte Nagelsmann so natürlich nicht.
Corona:Politik prüft 2G-Regel für Profisportler
Die Länderchefs sind der Auffassung, dass 2G-Regeln im Stadion für Zuschauer und Sportler gelten sollten. Ob das Vorhaben rechtlich umsetzbar ist, ist allerdings noch offen.
Der noch nicht geimpfte Nationalspieler musste dem Bayern-Training fernbleiben, weil er in seinem privaten Umfeld Kontakt mit einem Corona-Verdachtsfall hatte. Die PCR-Auswertung dieses Verdachtsfalls lief noch, als Nagelsmann die Situation erklären musste, darum sein Kurzreferat. Am Donnerstagabend lag das Ergebnis des Tests noch nicht vor.
"Ich bin als Trainer angestellt und nicht als Pandemie-Beauftragter", sagt Nagelsmann
Die Situation bei Kimmich ist klar: Wer nicht geimpft ist, muss als Kontaktperson ersten Grades in Quarantäne. Mindestens sieben Tage. Bei jedem neuen Kontakt wieder. Das passierte Kimmich bei der Nationalmannschaft, als Niklas Süle positiv getestet wurde, und angesichts der Inzidenzen in München ist es rein mathematisch wahrscheinlich, dass es wieder passieren wird.
Da stellt sich natürlich die Frage, wie ein Verantwortlicher das findet, wenn wichtige Spieler vermeidbar ständig ausfallen. "Ich bin als Trainer angestellt und nicht als Pandemie-Beauftragter", sagte Nagelsmann auf der einen Seite. Er gehe mit den ungeimpften Spielern auch ganz normal um. Auf die Nachfrage, ob den Spielern klar sei, dass ihre Entscheidung gegen die Impfung das Risiko erhöhe, ein wichtiges Spiel zu verpassen - und dass Trainer und der Verein dann die Leidtragenden wären? Nagelsmanns Antwort: "Das ist Fakt. Und ich habe schon den Anspruch, dass die Spieler, die nicht geimpft sind - auch ohne dass ich ihnen das klarmache -, das verstehen. Es ist auch nicht so schwer zu verstehen." Vermutlich kann man als Trainer kaum deutlicher werden.
Meinung Joshua Kimmich:Nichtimpfung mit Kurzzeitfolgen
Muss er länger in Quarantäne? Darf er das Mannschaftshotel betreten? Joshua Kimmich ist zum Symbol dafür geworden, wie eine ungeimpfte Minderheit die geimpfte Mehrheit im Alltag vor Probleme stellt. Da muss er jetzt durch.
Immerhin dürfen alle Spieler vor dem Augsburg-Spiel ins Hotel, das war einige Zeit lang auch nicht klar, aber eine Ausnahme für Berufstätige erlaubt es. Jedenfalls Stand jetzt, die Regeln ändern sich ja sehr schnell. Niklas Süle, dessen Vertrag ausläuft und über dessen Zukunft am Donnerstagmorgen wieder in mehreren Medien spekuliert wurde, wird noch ausfallen. Er hatte trotz doppelter Impfung eine symptomatische Corona-Infektion, auch Josip Stanisic wurde positiv getestet. Kingsley Coman fehlt leicht angeschlagen, aber wegen muskulärer Beschwerden, nicht wegen Corona.
Und dann gab es noch die Meldung, dass das Vereinsmitglied Michael Ott, der vor der Jahreshauptversammlung einen Antrag stellte, den Sponsorenvertrag mit Qatar Airways bitte zu beenden, den Verein per einstweiliger Verfügung zwingen will, den Antrag zuzulassen. Julian Nagelsmann hat schon recht. Keiner fragt gerade nach Augsburg.