Zverev gewinnt ATP Finals:Schlusspunkt auf krachende Art

ATP Finals

Funkelnder Abschluss: Alexander Zverev genießt die Siegerehrung - klar, er hat ja auch das Jahresendturnier der ATP Tour gewonnen.

(Foto: Guglielmo Mangiapane/Reuters)

Alexander Zverev krönt sein exzellentes Jahr mit dem Titel bei den ATP Finals in Turin. Im Endspiel dominiert er klar den Russen Daniil Medwedew - zuvor hatte er im Halbfinale bereits Novak Djokovic besiegt.

Von Gerald Kleffmann

Nur einmal geriet Alexander Zverev an diesem Abend in die Defensive. Aber aus freiwilliger Entscheidung. Er gewann vor dem Match die Wahl - und bestimmte, dass Daniil Medwedew als Erster servieren und er rückschlagen müsse. Sein Gegner in diesem Endspiel war der Weltranglisten-Zweite aus Russland, der Titelverteidiger der ATP Finals, die an diesem Sonntag ihr erstes Finale in Turin erlebten, nach dem Umzug des Jahresendturniers aus London. Zverev, der Weltranglisten-Dritte und Sieger dieser Veranstaltung vor drei Jahren, machte dann genau da weiter, wo er im Halbfinale gegen Novak Djokovic am Samstag aufgehört hatte.

Der 24-Jährige diktierte die Ballwechsel sehr oft, fabrizierte wenig Fehler, nutzte Chancen zu direkten Punktgewinnen und blieb von Anfang bis Ende so fokussiert und cool, als ordne er Briefmarken in einem Album. Nach gerade einmal 1:15 Stunden hatte er mit 6:4, 6:4 triumphiert, mit einem Ass setzte er auf krachende Art den Schlusspunkt unter eine beeindruckend starke Leistung.

"Es ist großartig", sagte er nach der Partie strahlend, kurz zuvor hatte er die Freude herausgeschrien: "Wir werden das als Familie zusammen feiern." Sein Bruder Mischa ist sein Manager, sein Vater Alexander senior sein Trainer. Zverev beendet damit ein herausragendes Jahr 2021 mit einem letzten großen Titel; es ist sein 19. Titel als Profi. Sechs Turniere gewann er in dieser Saison, herausragend natürlich der Sieg bei den Olympischen Spielen in Tokio.

"Das war ein überragendes Match von dir", sagt Medwedew bei der Siegerehrung

In der Mehrzweckhalle namens Pala Alpitour im Piemont demonstrierte er, in welchen Bereichen er sich noch mal weiterentwickelt hat. Sein Aufschlag, gerne wankelmütig gewesen, hat sich stabilisiert, Djokovic stufte Zverev nun gar als einen der besten Aufschläger im Tennis ein. Mit der Vorhand zieht Zverev auch direkter durch, steht ungemein nah an der Grundlinie, will der Aktive sein. Die Zeiten, als er sich weit nach hinten zurückzog auf dem Platz, sind vorbei.

Nitto ATP World Tour Finals - Day Eight

Aggressive Vorhand: Alexander Zverev hat sich in dieser Saison wieder einmal enorm verbessert. Inzwischen zählt nicht nur seine beidhändige Rückhand zu seinen Stärken.

(Foto: Julian Finney/Getty)

Ein 12:1-Punkte-Lauf im ersten Satz brachte ihn früh auf Kurs, und als er den ersten Durchgang souverän eingefahren hatte, verzog er kaum eine Miene. Mit Zwischenerfolgen, auch das ist dieser nochmals verbesserte Zverev, gibt er sich nicht zufrieden. Medwedew hatte Zverev in der Gruppenphase noch mit 7:6 im dritten Satz besiegt. Dieses Finale war dann, umso überraschender, komplett einseitig. Medwedew liegt Zverevs Spiel eigentlich nicht, von elf Matches gewann der US-Open-Champion sechs, die letzten wichtigen Duelle zudem der beiden auch.

Doch diesmal konnte der 25-Jährige aus Moskau seine gewiefte Grundlinienstrategie nicht aufziehen. Sonst schickt er die Gegner gerne nach links und nach rechts und zurück. Das ließ Zverev nicht mit sich machen - und scheuchte Medwedew seinerseits über den Hartplatz. Der lächelte später wie Djokovic am Tag zuvor: Sie wussten, Zverev war zu gut. "Das war ein überragendes Match von dir", sagte er versöhnlich bei der Siegerehrung, an Zverev gerichtet.

Spielt Novak Djokovic in Melbourne, wo es nun eine Impfpflicht gibt? "Wir werden sehen", sagt der Weltranglisten-Erste

Eine Debatte dürfte derweil Djokovic noch in nächster Zeit begleiten. In Melbourne (17. bis 30. Januar 2022) dürfen nun ganz offiziell, wie Craig Tiley, der Turnierdirektor des ersten Grand-Slam-Turnieres des Jahres, verkündete, nur geimpfte Tennisprofis spielen. Djokovic hatte sich im vergangenen Sommer zwar mit dem Coronavirus bei seiner schwer in die Kritik geratenen Show-Serie namens Adria Tour infiziert (und alles gut überstanden). Doch ein Vakzin hat er offenbar bislang nicht verabreicht bekommen, zum Status mauert er weiterhin. Nun meinte er zur Frage, ob er, der achtmalige Australian-Open-Champion, bei seinem unbestritten besten Major-Event starten wird, nur: "Wir werden sehen. Wir werden warten müssen und sehen."

Offenbar ringt er noch mit einer Entscheidung und grübelt weiter. Er wäre der Titelverteidiger und würde beim Verzicht alle Punkte (2000) in der Weltrangliste verlieren, die er für seinen vergangenen Triumph erhalten hat. "Wir würden Novak liebend gern hier sehen, aber er weiß, dass er geimpft sein muss, um zu spielen", sagte Tiley weiter.

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