SZ-Audioreihe, Folge 3:Vereinbarkeit heißt nachts arbeiten

Lesezeit: 1 min

Von Starnberg nach Berlin: Bundestags-Neuling Carmen Wegge (SPD) berichtet, wie sie Mandat und Kleinkind unter einen Hut bringt.

Von Carolin Fries, Starnberg/Germering

Eine junge Mutter gehört nicht als Abgeordnete nach Berlin. Das hat die 32-jährige Carmen Wegge im vergangenen Wahlkampf öfter gehört. Als die Sozialdemokratin für den Wahlkreis Starnberg, zu dem aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck auch Germering gehört, kandidierte, war Tochter Lyra zwei Monate alt. Als Wegge im September schließlich in den Bundestag gewählt wurde, zehn Monate alt. Was antwortet man da? Dass "politische Teilhabe von Frauen in jeder Lebenslage möglich sein muss", zum Beispiel.

Wegge und ihr Mann jedenfalls teilen sich die Betreuung der gemeinsamen Tochter "paritätisch auf", wie Wegge in der dritten Podcast-Folge "Von Starnberg nach Berlin" erzählt. Für die 21 Sitzungswochen im Jahr, die Wegge in Berlin ist, bleibt das Kind daheim beim Vater. Denn im deutschen Bundestag gibt es zwar eine Kita, "aber nur für den dauerhaften Besuch". Zum Vermissen komme sie gar nicht - viel zu viele Termine. Zuhause in München betreut schließlich die Juristin das Kind, denn auch ihr Mann arbeitet inzwischen wieder in Vollzeit.

Dann finden Besprechungen mit ihrem Büro-Team auch mal bei einem Spaziergang mit Kinderwagen statt oder und die Tochter kommt eben kurzerhand einfach mit auf Termine. Vor allem aber arbeitet die junge SPD-Bundestagsabgeordnete dann nachts - wenn das Spielzeug im Wohnzimmer aufgeräumt ist und niemand meckert, wenn Mama am Computer sitzt. Ob sie auch mal Pause macht? "Bis Weihnachten nicht", lautet die Antwort der Politikerin. Ein schonungslos ehrlicher Bericht über Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Zum Auftakt ging es um weiße Sneaker im Plenarsaal. Folge 2 ist ein Slam-Text zur konstituierenden Sitzung.

© SZ vom 25.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: