Belarus:Signal an Kiew

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Machthaber Lukaschenko spricht nun auch von der "russischen Krim".

Von Silke Bigalke

Jahrelang hat sich Alexander Lukaschenko bitten lassen. Nun hat er Wladimir Putin endlich den Gefallen getan und von einer "russischen Krim" gesprochen. Nur wenige Staaten weltweit erkennen die annektierte Halbinsel als russisch an. Dass der Machthaber in Minsk nun dazugehört, ist für Putin besonders bedeutsam - nicht nur weil es zeigt, wie groß dessen Abhängigkeit vom Kreml geworden ist.

Lukaschenko kann sich längst nur noch dank russischer Kredite und durch Putins Zusage an der Macht halten, ihm notfalls militärisch zu helfen. Man kann sich fragen, welchen Gewinn Putin daraus zieht, denn Lukaschenko ist für ihn politisch unzuverlässig und das wirtschaftlich schwache Belarus als Partner eher eine Last. Doch das Nachbarland und dessenin Machthaber nützen dem Kreml aus anderen Gründen: Erstens betrachtet er Belarus als eine Art Puffer zwischen Russland und dem Westen. Je tiefer der Graben ausfällt, den Lukaschenko zwischen Minsk und der EU aufreißt, desto besser für Putin. Zweitens galt Belarus stets als Musterbeispiel einer früheren Sowjetrepublik mit guten Beziehungen zu Moskau. Dass sich Lukaschenko nun auch in Sachen Krim auf Putins Seite stellt, ist ein starkes Zeichen an andere.

Vor allem ist es ein Signal an Kiew. Dort wachsen die Sorgen vor einem offenen russischen Eingreifen im Donbass. In einem der Szenarien, die man nun in Kiew und Washington diskutiert, könnten russische Soldaten von drei Seiten angreifen: von der Krim, aus Russland - und aus Belarus. Es wird noch gestritten, wie realistisch diese Szenarien sind. Unbestreitbar ist aber, dass Russland Belarus - den Nachbarn der Ukraine - immer stärker an sich bindet. Lukaschenko weiß, welch wertvollen Hebel er durch die Anerkennung der Krim aus der Hand gegeben hat. Er werde die Halbinsel bald selbst besuchen, schob er gleich hinterher: "Das ist auch meine Krim." Vielleicht sollte sein Kontrollverlust dadurch kleiner aussehen. Angehört hat es sich, als wären Russland und Belarus schon heute eins.

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