Initiativ-Bewerbung: Anschreiben:Unerwartet, aber nicht unerwünscht

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Initiativ-Bewerber machen es richtig: Vielen Firmen sind unaufgeforderte Bewerbungen willkommen. Was Personalchefs im Bewerbungsschreiben erwarten.

Nicola Holzapfel

Es gibt Jobs. Und es gibt mehr als in den Stellenmärkten der Tageszeitungen und den Job-Portalen stehen. Viele Jobsuchende schicken daher so genannte Blind- oder Initiativ-Bewerbungen los, also Bewerbungen die sich auf keine konkreten Stellen-Ausschreibung beziehen.

"Initiativ-Bewerbungen machen auf jeden Fall Sinn" sagt der Personalberater Claus Peter Müller-Thurau. "Aber die Leute machen das häufig falsch." Bewerber sollten beispielsweise auf keinen Fall anonyme Anschreiben verschicken, sondern vorher einen Ansprechpartner erfragen.

Anna-Maria Engelsdorfer, Beraterin im Hochschulteam des Münchner Arbeitsamts geht noch einen Schritt weiter: Sie rät Bewerbern dazu, zuerst bei den Personalabteilungen anzurufen und zu fragen, wie die Chancen stehen. "Bewerbungen, die unaufgefordert verschickt werden, kommen zu 99 Prozent wieder zurück", sagt die Berufsberaterin.

Auch Kai Burr, Personalleiter beim Burda-Verlag München empfiehlt Interessenten, auf den Firmen-Webseiten nach offenen Stellen zu schauen und vorher anzurufen. Interessante Bewerbungen legt er sich in die Wiedervorlage. "Bei manchen Positionen weiß ich, dass es über kurz oder lang wieder eine Fluktuation oder eine Schwangerschafts-Vertretung geben wird. Da bin ich dann froh, wenn ich schon gute Bewerbungen habe."

"Wir suchen die richtigen Leute"

Bei dem Kosmetik-Riesen L'Oréal sind im vergangenen Jahr allein in Deutschland 13.500 Bewerbungen eingegangen - 60 Prozent mehr als im Vorjahr. "Rund 40 Prozent davon waren Initiativ-Bewerbungen", sagt der Recruitment-Verantwortliche Dennis de Munck.

70 bis 80 Hochschulabsolventen will L'Oréal dieses Jahr einstellen, beispielsweise in den Bereichen Marketing, Vertrieb und Controlling. Dabei sind dem Unternehmen unaufgeforderte Bewerbungen willkommen. "Wir schauen auf die Kompetenzen der Bewerber und nicht darauf, ob es zufällig eine offene Stelle gibt. Wir suchen die richtigen Leute. Blind-Bewerber haben bei uns die gleichen Chancen", sagt de Munck.

Allerdings gelinge es vielen nicht, sich stark genug darzustellen: "Manche sagen. 'Hier ist mein Lebenslauf, geben Sie mir bitte Bescheid'." Bewerber müssten schon deutlicher zeigen, wo ihre Stärken liegen und auf ihre Erfahrungen und Kompetenzen verweisen.

Keine 08/15-Bewerbungen

"Bitte keine Massenanschreiben", heißt es beim Münchner BMW-Konzern, wo man grundsätzlich Initiativ-Bewerbungen gegenüber aufgeschlossen ist. Mit regelrechten Serien-Bewerbungen vermasseln sich offensichtlich viele Bewerber ihre Chancen. Dabei erwarten die Personalchefs, dass sich Interessenten über ihr Unternehmen informieren.

"Ich bekomme immer wieder 08/15-Bewerbungen, wo ich sehe, da wird einfach an einen großen Verteiler geschickt", sagt Kai Burr von Burda. "Das macht einen schlechten Eindruck. Es sollte schon ein Bezug da sein, der zeigt, warum sich der Kandidat gerade bei uns bewirbt."

Personalberater Müller-Thurau rät Jobsuchern, die Firmen-Webseiten anzusurfen und regelmäßig den Wirtschaftsteil der Tageszeitungen zu lesen, um über einzelne Arbeitgeber und Branchen Bescheid zu wissen.

Dennis de Munck von L'Oréal legt Jobsuchern nahe, sich ein Netzwerk aufzubauen. Das würde ihnen die Möglichkeit geben, sich über Inhalte und Key-Erfolgsfaktoren von Jobs, auch in verschiedenen Branchen, zu informieren und auch die richtigen Ansprechpartner herauszufinden. "Wer für eine Bewerbung Zeit und Energie investiert, zeigt, dass er stark motiviert ist. Vor allem bei der heutigen Quantität von Bewerbungen ist das wichtig." Er erwartet, dass die Bewerberzahlen in diesem Jahr noch einmal um etwa 20 Prozent zunehmen.

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