Valerie Weber verlässt WDR:Zu radikal?

Valerie Weber beim Pressetermin zur ARD-Themenwoche Zukunft Bildung in der Stadtteilbibliothek Kalk. Köln, 25.09.2019 **

Valerie Weber.

(Foto: Christoph Hardt /imago images/Future Image)

Warum die Programmdirektorin Valerie Weber den WDR vorzeitig verlässt.

Von Stefan Fischer

Valerie Weber wird den WDR vorzeitig verlassen. Davon hat ihr Chef Tom Buhrow, der Intendant der größten ARD-Anstalt, den Rundfunkrat seines Hauses in Kenntnis gesetzt. Zu den Gründen für ihren Weggang und zu ihrer beruflichen Zukunft äußerte sich die 55-Jährige nicht. Auch machte der WDR bislang keine Angaben, wann genau die Programmdirektorin für NRW, Wissen und Kultur ihre Tätigkeit im Kölner Funkhaus beenden wird.

Weber ist auf Betreiben Buhrows im November 2013 zur Hörfunkdirektorin des WDR gewählt worden, was seinerzeit für viel Aufsehen gesorgt hatte: Weber war zuvor Programmdirektorin und Geschäftsführerin bei Antenne Bayern gewesen, kam also vom größten Privatradio Deutschlands und hatte keinerlei öffentlich-rechtlichen Hintergrund. Ihre Wiederwahl fünf Jahre später stand nie in Frage. Mit Beginn ihrer zweiten Amtszeit 2019 wurde Webers Zuständigkeit in der WDR-Führung neu abgesteckt. Durch die crossmediale Ausrichtung des Senders hat sich der Zuschnitt der Direktionen verändert. Seither ist Weber Programmdirektorin für NRW, Wissen und Kultur. Ihr Vertrag wäre noch bis Ende April 2024 gelaufen.

"Mit ihr verlieren wir eine Visionärin für den Public Value des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, eine Kämpferin für agile und neue Strukturen", kommentiert Tom Buhrow den Weggang einer seiner wichtigsten Mitarbeiterinnen. Sein Plan dürfte aufgegangen sein, mit der profilierten Privatradiomacherin eine Frau an eine zentrale Stelle im WDR gesetzt zu haben, die etliche aus seiner Sicht notwendige Dynamiken in der doch sehr behördlich organisierten Anstalt in Gang gesetzt hat. Auch wenn die Zusammenarbeit nun vorzeitig endet.

Aus der Kulturszene kam die Kritik, dass bei der Kulturberichterstattung vieles verflacht sei

Der bisherige Vorsitzende des WDR-Rundfunkrates, Andreas Meyer-Lauber, der soeben aus dem Amt und dem Gremium ausgeschieden ist, lobte in seiner Abschiedssitzung die gebürtige Münchnerin ebenso nachdrücklich: "Valerie Weber hat uns Gremien mit ihrer Innovationskraft und Entschlossenheit beeindruckt. Ob bei Programmänderungen oder Transformationsfragen stand sie dafür, dass auch im größten Medienhaus auf dem Kontinent der Wandel Teil des Alltags wurde. Sie hat große Verdienste um die Modernisierung des WDR."

Diese Modernisierung hat Weber intern und extern aber auch viel Kritik eingetragen. Von jenen, denen sie zu rücksichtslos und radikal ist in ihrem Vorantreiben des digitalen Wandels. Sowie von Teilen der Kulturszene, die in Valerie Weber eine Frau sehen, in deren Verantwortung speziell in der Kulturberichterstattung des WDR vieles entweder verflacht oder aber abgeschafft worden sei. Webers Bilanz in dieser Hinsicht ist gemischt. Die Literatur hat im Programm der Kulturwellen an Bedeutung eingebüßt. Andererseits hat sie dem Hörspiel einen täglichen Sendeplatz um 19 Uhr eingeräumt (der aktuell allerdings wieder zur Disposition steht) und für die Reihe Miniaturen der Zeit ein Dutzend Kompositionsaufträge für zeitgenössische Musik erteilt. Eines hat Valerie Weber immer klargemacht: Die Relevanz einer Sendung bemisst sich für sie stets auch am Zuspruch der Hörerinnen und Hörer.

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