Deutsche Telekom:Post-Chef: Zweitjob bei der Telekom?

Wirtschaftsgipfel 2021

Frank Appel ist seit 2008 Vorstandsvorsitzender der Deutschen Post DHL.

(Foto: Friedrich Bungert)

Seit 2008 führt Frank Appel die Deutsche Post, jetzt könnte er auch Chef des Aufsichtsrats der Deutschen Telekom werden - eine Personalie, die Fragen aufwirft.

Von Caspar Busse

Bald 20 Jahre ist Frank Appel, 60, schon im Vorstand der Deutschen Post DHL, seit 2008 Konzernchef. So lange wie er steht keiner an der Spitze eines Dax-Konzerns. Und amtsmüde scheint der gebürtige Hamburger und ehemalige McKinsey-Berater nicht zu sein. Zuletzt betonte Appel immer wieder, der Job mache ihm sehr viel Spaß. Möglich also, dass er seinen Chefvertrag noch mal verlängert.

Gleichzeitig wird Appel nun auch für einen anderen Top-Job gehandelt. Er gilt laut Insidern als Favorit für den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden bei der Deutschen Telekom. Dort wird bereits seit Längerem nach einem Nachfolger für Ulrich Lehner, 75, gefahndet, der das Gremium bereits seit fast 14 Jahren führt und altersbedingt im kommenden Jahr ausscheidet. Mitte Dezember soll eine Vorentscheidung fallen. Deutsche Post und Deutsche Telekom gaben am Sonntag keinen Kommentar ab, das Handelsblatt hatte als erstes berichtet.

Der Post-Chef als Oberaufseher bei der Telekom, also in mächtigen Positionen bei beiden ehemaligen Bonner Staatsunternehmen? Diese Personalie wirft durchaus Fragen auf, etwa diese: Sind diese Jobs überhaupt in Personalunion zu schaffen? Zum einen gibt es durchaus eine räumliche Nähe, die Zentralen der beiden Dax-Unternehmen sind in Bonn nur wenige Hundert Meter voneinander entfernt. Zum anderen wäre denkbar, dass Appel seinen Job als Post-Chef nicht um, wie oft üblich, weitere fünf Jahre verlängert, sondern einen Vertrag mit einer kürzeren Laufzeit erhält, sodass er sich dann später intensiver um die Telekom kümmern könnte. Appels Vorgänger als Post-Chef, Klaus Zumwinkel, hatte die beiden Jobs auch eine Zeit lang gemeinsam ausgeübt.

Appel kennt sich aus mit dem Bund als Großaktionär

Beteiligte betonen, Appel sei gut geeignet für den Aufseher-Job. Zum einen kennt er sich mit ehemaligen Staatsunternehmen aus, Post und Telekom sind einst aus der Bundespost entstanden und danach hintereinander an die Börse gebracht worden. Noch heute ist der Bund direkt und indirekt an den beiden Konzernen beteiligt, mit gut 20 Prozent an der Post und mit über 30 Prozent an der Telekom. Appel kennt sich also aus mit diesem Großaktionär. Die Monopolkommission, die die Bundesregierung in Wettbewerbsfragen berät, hatte zuletzt den Verkauf der Bundesbeteiligungen gefordert. Die beiden Pakete sind an der Börse einen zweistelligen Milliardenbetrag wert.

Zudem wird darauf verwiesen, dass Appel die Post erfolgreich digitalisiert habe und sich zudem mit Konzernen auskenne, die reguliert sind. Sowohl Post als auch Telekom als ehemalige Monopolunternehmen stehen unter besonderer Beobachtung und müssen bestimmte Anforderungen erfüllen. Appel genießt das Vertrauen sowohl der Bundesregierung als auch des Kapitalmarktes. In der Pandemie hatte die Post zuletzt vom Paketboom profitiert, die Aktie ist deutlich angestiegen.

Lehner scheidet mit der nächsten Telekom-Hauptversammlung Anfang April 2022 aus, dann könnte Appel in den Aufsichtsrat gewählt werden und anschließend Vorsitzender des Gremiums werden. Zwischenzeitlich galt mal der frühere BMW-Lenker Harald Krüger als Kandidat, doch offensichtlich hat er abgesagt. Den Aufsichtsrat der Post führt der frühere Chef des Rückversicherers Munich Re, Nikolaus von Bomhard.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: