Salzburger Autobahn:Umstrittener Fernfahrer-Rastplatz im Hofoldinger Forst wird gebaut

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Auf der A 8 gibt es nicht genügend Plätze, auf denen Lkw-Fahrer Pausen einlegen können. Im Bild die Raststätte Hofoldinger Forst. (Foto: Claus Schunk)

Trotz Kritik von Naturschützern entstehen zwischen Brunnthal und Otterfing mehr als hundert Lkw-Stellplätze und Sanitäranlagen. Die Anliegergemeinden hätten sich eine stärkere Entlastung gewünscht.

Von Angela Boschert, Brunnthal

Jetzt ist es Fakt: Für mehr als hundert Lkw und zusätzliche Schwertransporter entsteht an der Autobahn A 8 südlich von Sauerlach und Brunnthal ein neuer Parkplatz. Die Regierung von Oberbayern hatte dem Bau der sogenannten PWC-Anlage Otterfing auf Höhe von Kilometer 20,6 bereits im Sommer zugestimmt. Jetzt hat auch der Landkreis Miesbach mitgeteilt, nicht gerichtlich gegen die Planung vorzugehen.

Man habe "nach ausführlicher Abwägung entschieden, den Planfeststellungsbescheid nicht zu beklagen", teilte das Landratsamt Miesbach auf Anfrage mit. Die Gemeinde Otterfing hatte gebeten, die Erfolgsaussichten einer Klage zu prüfen. Allerdings kamen aus Brunnthal, Otterfing, Vaterstetten und Grasbrunn, wo die Pläne im Oktober zur Einsicht auslagen, keinerlei Einwände mehr. 2016 hatten insbesondere Otterfinger Bürger und der Bund Naturschutz leidenschaftlich gegen den Lkw-Parkplatz argumentiert.

Sämtliche Einwände seien geprüft und soweit wie möglich berücksichtigt worden, teilte die Regierung in einer Pressemitteilung mit. Auf einer Fläche von insgesamt 3,7 Hektar würden Naturschutz- und waldfachliche Kompensationsmaßnahmen veranlasst. Der bisherige "Parkplatz Otterfing", welcher 1,5 Kilometer weiter nördlich auf Brunnthaler Gebiet liegt, wird aufgegeben und als Ökoausgleichsfläche aufgeforstet.

Der bisherige "Parkplatz Otterfing" wird aufgegeben und soll aufgeforstet werden. (Foto: Sebastian Gabriel)

Der neue Lkw-Parkplatz wird auf der Westseite der Salzburger Autobahn etwa fünf Kilometer südlich von Sauerlach und dem Brunnthaler Ortsteil Hofolding entstehen. Er liegt zum Teil auf Brunnthaler Flur. Bis zu 106 Lkw sollen sich rechts und links einer Fahrgasse parallel zur Autobahn wie zu einer Doppelharfe aufstellen. Auf einem 360 Meter langen Streifen können Großraum- und Schwertransporter parken. Ein drei Meter hoher Lärm- und Sichtschutzwall schützt die übernachtenden Brummi-Fahrer vor dem Autobahnbetrieb. Toiletten und zwei selbstreinigende Duschen komplettieren den Parkplatz zu einer sogenannten PWC-Anlage ohne Gaststätte.

Bereits 2008 fehlten je Fahrtrichtung 150 Stellplätze

Mit dem Projekt wird dem Mangel an Lkw-Stellplätzen zwischen dem Autobahnkreuz München-Süd und dem Inntaldreieck begegnet. Je Fahrtrichtung fehlen rund 150 Stellplätze, wie die Bundesanstalt für Straßenwesen bereits im Jahr 2008 errechnet hat. Erste Planungen reichen in das Jahr 2012 zurück, ein Vergleich verschiedener Möglichkeiten brachte 2016 den Beschluss, den jetzigen Standort zu realisieren.

Wegen der zahlreichen Einwände werde nun erst Ende 2023 mit dem Bau begonnen werden können, wenn zwei andere Parkplatzprojekte in der Nähe des Irschenbergs abgeschlossen sind, sagte Josef Seebacher, Pressesprecher der Autobahn GmbH des Bundes. Im Ganzen müsse mit etwas über einem Jahr Bauzeit gerechnet werden. "Es ist eigentlich nur das, was man bei der Tank- und Raststätte Holzkirchen nicht bauen konnte", sagte Seebacher. Und ergänzt: "Die Fernfahrerduschen sind ein Novum, die gibt es bislang nicht."

Otterfings Bürgermeister Michael Falkenhahn (SPD) findet die Sanitärsituation dennoch "etwas schwach dimensioniert". Auch halten er und sein Gemeinderat einen Ausbau von nahegelegenen Raststätten für sinnvoller, an denen es auch Restaurants gebe, etwa in Vaterstetten oder Holzkirchen. Er betont aber, dass man die Notlage der Brummifahrer verstehe, die regelmäßig Pausen einlegen müssten.

Sauerlachs Bürgermeisterin Barbara Bogner (Unabhängige Bürgervereinigung) begrüßt den neuen Lkw-Parkplatz zwischen Hofolding und Holzkirchen als "dringend notwendig", fürchtet aber wie Falkenhahn, er werde für die Gemeinde Sauerlach und das Gewerbegebiet nur eine begrenzte Entlastung bringen: "Diejenigen, die sich bei Discountern versorgen, werden wohl zum Einkauf weiterhin die Sauerlacher Ausfahrt nutzen und manche von ihnen dann auch einen Schlafplatz im Gewerbegebiet oder an gemeindlichen Straßen suchen."

Der für den Hofoldinger Forst zuständige Revierförster Karl Einwanger kritisiert die Entscheidung. Für den Bau des Parkplatzes müsse Bannwald abgeholzt werden, der hier eine immense Schutz- und Ökofunktion habe. Der flächenmäßige Ausgleich an anderer Stelle sei kein Ersatz, zumal ein jüngerer Wald Generationen brauche, bis er die Funktionen wieder erfüllen könne.

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