Das gab es noch nie in der amerikanischen Justiz: Einem Sammler und Mäzen wird bis an sein Lebensende verboten, jemals wieder antike Kunstwerke zu kaufen. Mit diesem Bann wurde eben der Geschäftsmann und Mäzen Michael Steinhardt, 81, belegt, der eine der größten privaten Antikensammlungen der Welt besitzt. Außerdem musste er sich verpflichten, 180 gestohlene antike Stücke im Wert von rund 70 Millionen Dollar an ihre Herkunftsländer zurückzugeben. Das gab die Bezirksstaatsanwalt von Manhattan am Montag bekannt.
Cyrus Vance, der zuständige New Yorker Staatsanwalt, sparte in seiner Pressemitteilung nicht mit harschen Worten: Steinhardt habe "jahrzehntelang einen räuberischen Appetit auf geplünderte Artefakte an den Tag gelegt, ohne sich um die Rechtmäßigkeit seiner Handlungen, die Legitimität der von ihm gekauften und verkauften Stücke oder den schweren kulturellen Schaden zu kümmern". Der für die Untersuchung zuständige Special Agent Ricky Patel fügte hinzu: "Für Steinhardt waren diese wertvollen Artefakte lediglich Waren, Dinge zum Sammeln und Besitzen. Er zeigte keinerlei Respekt dafür, dass diese Schätze das Erbe von Kulturen auf der ganzen Welt darstellen, denen sie - oft während Konflikten und Unruhen - gestohlen wurden.
In Europa haben Händler und Sammler geplünderter und geschmuggelter antiker Werke wenig zu befürchten
Die Untersuchung von Michael Steinhardts Sammlung begann vor vier Jahren mit einer Statue aus dem Libanon, die er an das New Yorker Metropolitan Museum of Art ausgeliehen hatte. Die Staatsanwaltschaft kam zu dem Schluss, dass die Statue wie auch zahlreiche weitere Stücke in Steinhardts Sammlung unrechtmäßig ausgeführt worden sind.
Anders als in Europa, wo Händler und Sammler geplünderter und geschmuggelter antiker Werke wenig zu befürchten haben, verfolgt die New Yorker Staatsanwaltschaft diese Delikte zunehmend aggressiv. "Razzien der Behörden gehören mittlerweile zum Alltag in Museen, in Galerien und auf Kunstmessen", so der auf Kunstraub spezialisierte Washingtoner Anwalt Willi Korte gegenüber der SZ.