"NSU 2.0":Ermittlungen gegen Ex-Polizisten eingestellt

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Die Staatsanwaltschaft in Frankfurt am Main hatte im Zusammenhang mit den "NSU 2.0"-Drohschreiben die Ermittlungen gegen ein Ehepaar aus Landshut aufgenommen. Nun wurde das Verfahren eingestellt. (Foto: Boris Roessler/dpa)

Der Verdacht gegen den Mann und seine Ehefrau habe sich nicht erhärten lassen, sagte eine Sprecherin der Frankfurter Staatsanwaltschaft.

Die Frankfurter Staatsanwalt hat die Ermittlungen gegen einen Ex-Polizisten aus Bayern und seine Ehefrau im Zusammenhang mit den "NSU 2.0"-Drohschreiben eingestellt. Das bestätigte eine Sprecherin der Behörde am Freitag. Zuvor hatte die Frankfurter Rundschau berichtet. Der Verdacht gegen das Ehepaar habe sich nicht erhärten lassen, hieß es.

Das Paar aus Landshut in Niederbayern war im Juli vergangenen Jahres vorübergehend festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft verdächtigte die beiden, sechs beleidigende und volksverhetzende E-Mails, die das Kürzel "NSU 2.0" enthielten, verschickt zu haben. Es wurde nicht ausgeschlossen, dass es sich um Trittbrettfahrer handelte. Als mutmaßlicher Verfasser von Dutzenden Schreiben der Drohserie gilt ein 53 Jahre alter Mann aus Berlin, der im Mai festgenommen worden war. Mittlerweile hat die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben. Wann der Prozess beginnt, steht noch nicht fest.

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Nach jahrelanger Ermittlung verhaftete die Polizei einen arbeitslosen Computertechniker, der hinter den Drohmails unter dem Namen "NSU 2.0" stecken soll - dabei war sie ihm gleich zu Anfang ganz nahe.

Von Florian Flade und Ronen Steinke

Erste Adressatin der mit "NSU 2.0" unterschriebenen Schreiben war die Frankfurter Rechtsanwältin Seda Başay-Yildiz gewesen, die im Verfahren gegen die rechtsextreme Terrorzelle NSU Angehörige der Mordopfer in der Nebenklage vertreten hatte. Die Juristin und ihre Familie wurden in rund 20 Schreiben über Monate hinweg mit dem Tod bedroht. Im Rahmen der Ermittlungen stellte sich heraus, dass die persönlichen Daten der Anwältin kurz vor dem ersten Drohschreiben von einem Computer in einem Frankfurter Polizeirevier abgefragt worden waren.

Auch die Daten der Linken-Politikerin Janine Wissler und der Kabarettistin Idil Baydar, die ebenfalls "NSU 2.0"-Drohschreiben erhielten, waren von hessischen Polizeirechnern abgefragt worden. Während der hessische Innenminister Peter Beuth (CDU) die Polizei nach der Festnahme des mutmaßlichen Verfassers der Schreiben als entlastet ansah, sehen die bedrohten Frauen noch zahlreiche offene Fragen und Aufklärungsbedarf.

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