Nachlass des Fußballers:Maradonas Minivan ist noch zu haben

Nachlass des Fußballers: "Entre Fiorito y el cielo": Für 2150 Dollar als teuerstes Objekt der Auktion fand dieses Ölgemälde einen Käufer, das Maradona angeblich zwischen seinem Heimatviertel Fiorito in Buenos Aires und dem Himmel zeigt.

"Entre Fiorito y el cielo": Für 2150 Dollar als teuerstes Objekt der Auktion fand dieses Ölgemälde einen Käufer, das Maradona angeblich zwischen seinem Heimatviertel Fiorito in Buenos Aires und dem Himmel zeigt.

(Foto: dpa)

Die Auktion mit Hinterlassenschaften von Diego Maradona erweist sich als Flop. Was blendend funktioniert: Ölgemälde - und Kopfbedeckungen!

Glosse von Philipp Schneider

Ach, welch Last doch so ein Erbe mit sich bringen kann. Das ahnte schon Faust, als er in der Tragödie erster Teil in einem hochgewölbten, engen gotischen Zimmer unruhig auf seinem Sessel am Pulte rutschte. Selbstverständlich war es Nacht. "Du alt Geräte, das ich nicht gebraucht. Du stehst nur hier, weil dich mein Vater brauchte (...) Der Trödel, der mit tausendfachem Tand in diese Mottenwelt mich dränget?" Was also tun? Eine Auktion ließe sich starten. Doch wie nun jene der dinglichen Hinterlassenschaften des Fußballers Diego Maradona lehrt, so birgt auch dies eine Gefahr: Wenn's blöd läuft, kommt zwar viel Privates ans Licht. Aber ganz wenig Ertrag ins Portemonnaie.

Fünf Kinder von vier unterschiedlichen Frauen hinterließ der vor einem Jahr verstorbene Weltmeister von 1986: Diego Junior, Dalma, Giannina, Jana und Diego Fernando. Darüber hinaus gibt es sieben weitere Kinder, die behaupten, Maradona sei ihr Vater. Sie alle streiten um das Erbe eines einzigartigen Fußballers. Zumindest eines Teils. Maradona hat ja auch einen Schuldenberg von angeblich 86 Millionen Euro hinterlassen. Deshalb also der Versuch, die Mottenwelt unter den Hammer zu bringen.

Was ganz gut lief bei der Versteigerung, die wegen eines zu erwartenden Ansturms auf die Objekte online durchgeführt wurde: Kopfbedeckungen! Ein Strohhut mit blauem Band, getragen von Maradona, feilgeboten für 50 Dollar, ging weg für 320 Dollar. Außerdem eine Mütze in den Farben Venezuelas, geschenkt von Präsident Nicolás Maduro, ob nun vom großen Diego nur aus Höflichkeit aufgesetzt oder gar nicht: 520 Dollar! Dazu die Gemälde.

Mit Gemälden von Maradona ist es so eine Sache. Die Interessenten schauen genau hin, ob die Legende vom Maler getroffen wird. Was blendend funktioniert: Ölgemälde, 1,70 Meter mal 1,70 Meter, goldener Rahmen, das einen Maradona in Bestform, mit angemessen wehendem Gewande und allerlei Vögeln im Windschatten flitzen lässt. Titel: "Zwischen Fiorito und dem Himmel" - 2150 Dollar. 500 Dollar weniger wurden geboten für ein Bild, auf dem Maradona mit Fidel Castro zu sehen ist, allerdings ohne weitere Vögel. Noch mal 500 Dollar weniger Erlös gab es erstaunlicherweise für eine Fotografie von Marilyn Monroe, obwohl Maradona sie sehr geliebt haben soll, also das Foto und die darauf Abgelichtete.

Der Bauchtrainer von Maradona sieht neuwertig aus

Was gar nicht wegging: Autos und Immobilien. Die Erben blieben sitzen auf einem Appartement mit Gasherd und Plastikstühlen in Mar del Plata, Argentinien, für 65 000 Dollar, bei dem sich schon die Frage stellt, wie dort Maradona standesgemäß logieren konnte. Außerdem auf einem BMW 750i (Bj. 2018, 225 000 Dollar) und einem Hyundai Minivan H1 (Bj. 2015, 38 000 Dollar) mit Schiebetür. Minivan? Ja, Minivan! Tja, und dann gab's ja noch die Fitnessgeräte aus Dubai.

Eine Saison lang begab sich Maradona von 2011 bis 2012 herab, die Mannschaft von Al Wasl zu trainieren. Sie dankte es es ihm, was man nun dank der Auktion weiß, mit der Bereitstellung der "Vibrationsplattform Powerplate, Modell: Die nächste Generation" (500 Dollar) und einem Bauchtrainer (200 Dollar), der von Maradona während seines Dubai-Kapitels selbstverständlich mit sehr viel Hingabe bewegt wurde, jedoch neuwertig aussieht. Die Geräte wechselten nicht den Besitzer.

Und so bleibt als Lehre aus der vermurksten Versteigerung eine Handlungsanweisung, mit der schon Faust seine trüben Gedanken in der Mottenwelt beschloss: "Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen!"

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