Euro-Münzen:Die erste Kartenrunde mit dem neuen Geld

Euro-Münzen: Da gehen noch ein paar Spiele. Oder sind das alles doch nur Zehnerl?

Da gehen noch ein paar Spiele. Oder sind das alles doch nur Zehnerl?

(Foto: Robert Haas)

Ein Münchner erinnert sich, wie er den Euro beim Schafkopf einem ersten Test unterzog. Manche Probleme, die bis heute bestehen, zeigten sich schon damals.

Von Harald Freiberger

Der 17. Dezember 2001 war ein Montag, das Wetter in München war "bedeckt mit Schnee", wie der Historische Kalender ausweist. Nach Feierabend machte sich der damals 41-jährige Bauingenieur Peter Brückner auf den Weg zu seiner Sparkassen-Filiale, in der eine Neuheit angeboten wurde: die ersten Euro-Münzen. Die Europäische Zentralbank hatte die Idee, Banken schon 14 Tage vor der eigentlichen Einführung sogenannte Starter Kits zur Verfügung zu stellen, um die Bürger an das neue Geld zu gewöhnen. Es waren in Plastiktütchen eingeschweißte Euro-Münzen im Wert von 20 Mark, umgerechnet 10,23 Euro.

Peter Brückner, der in Wirklichkeit anders heißt, holte sich vier solcher Tütchen, und er hatte damit seinerseits eine Idee: Er wollte die neue Währung gleich einem Praxis- und Materialtest unterziehen und trommelte seine drei Kartenfreunde zusammen, mit denen er regelmäßig Schafkopf spielte. Und so fand am Abend des 17. Dezember 2001 im Hinterzimmer der Kneipe "Klenze 17" der wohl erste Schafkopf-Abend mit dem neuen Geld statt.

Schafkopfen ist ein Spiel, bei dem die Teilnehmer hinter einer bunten Plastikschüssel mit Münzen sitzen, aus der die Verlierer nach jeder Partie die Gewinner auszahlen. Jeder der vier Freunde bekam die 10,23 Euro in seine Schüssel gefüllt, und los ging es. "Zuerst mussten wir aber noch den Tarif klären", erinnert sich Brückner. Wie soll man den Euro-Kurs von 1,95583 umrechnen? Die vier Kartenspieler einigen sich darauf, leicht aufzurunden. Ein normales Spiel kostete vorher zehn Pfennig, nun fünf Cent, ein Solospiel 50 Pfennig, nun 30 Cent.

Im Nachhinein ist Brückner immer noch erstaunt darüber, wie treffend der erste Eindruck war. "Wir hatten ziemliche Probleme, die Münzen zu unterscheiden, vor allem das Zehn-Cent- vom 20-Cent-Stück", sagt er. Die typische Handbewegung an dem Abend sei es gewesen, dass Mitspieler eine Münze in die Hand nahmen, vor die Augen führten und drehten - eine Bewegung, die er heute noch oft an der Supermarktkasse beobachtet. "Wir hatten damals die Hoffnung, dass man sich schon daran gewöhnen wird, aber die Münzen sind auch heute noch schwer zu unterscheiden."

Brückner erinnert sich daran, dass der Abend sehr gut für ihn lief. Er bekam ein ausgezeichnetes Blatt, sein Plastikschüsselchen wurde voll und voller, am Ende konnte es die neuen, glänzenden Münzen kaum mehr fassen. "Ich sagte damals im Scherz: Das ist das Schöne am Euro, dass eine volle Schüssel gleich doppelt so viel wert ist." Einer der Mitspieler dagegen verlor so viel, dass ihm die 10,23 Euro aus dem Starter Kit nicht reichten. Er musste seine Mitspieler am Ende in D-Mark auszahlen. "Ich hätte nicht gedacht, dass der Euro so eine weiche Währung ist", scherzte er.

Wo es Gewinner gibt, gibt es immer auch Verlierer. So deutete sich am ersten Abend, an dem die Bevölkerung in Kontakt mit dem neuen Geld kam, im Hinterzimmer eines Münchner Gasthauses schon an, welche Probleme die gemeinsame Währung mit sich bringen würde.

Manche Dinge veränderten sich glücklicherweise aber nicht, wie Peter Brückner auch schon am 17. Dezember 2001 feststellte. Er hatte immer die Angewohnheit gehabt, gewonnene Münzen per Aufsetzer in seine Schüssel zu bugsieren. Das machte er auch mit dem Euro, und in den meisten Fällen klappte es. "Hüpfen tut er genauso gut wie die Mark", meinte er.

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