Preisvergleich:Mit dem Starterkit bekommt man heute deutlich weniger

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10,23 Euro bekamen Bürger im Dezember 2001 für 20 Mark - aufgeteilt auf insgesamt 20 Münzen. (Foto: Thomas Imo/imago)

Der Andrang auf die Euro-Starterkits war groß, als die neue Währung eingeführt wurde. Doch wie weit käme man mit den 20 Münzen heute? Zwei virtuelle Einkäufe zum Vergleich.

Von Johannes Bauer

Mit Spitznamen ist es so eine Sache. Man kann sie sich nicht aussuchen und sind sie erst einmal im Umlauf, wird man sie so schnell nicht mehr los. So ging es vor 20 Jahren auch dem Euro. Noch bevor er überhaupt als Zahlungsmittel zugelassen war, bekam er den Spitznamen "Teuro" verpasst. So nannte ihn ein Kabarettist, als im Dezember 2001 in Frankfurt mit großem Tamtam die ersten Euro-Starterkits verteilt wurden. Den damaligen Berichten zufolge soll das anwesende Publikum die nicht sonderlich originelle Wortneuschöpfung eifrig beklatscht haben.

Vermutlich war der Kabarettist nicht der Erste, der den Euro so nannte, mit Sicherheit war er nicht der letzte. Auch heute sprechen Menschen noch vom Teuro, vor allem, wenn sie mit der D-Mark aufgewachsen sind. Früher war alles besser - und günstiger!

Aber stimmt das überhaupt?

Zwei virtuelle Morgen-Einkäufe mit dem Euro-Starterkit können da ein paar Antworten liefern, einer vor 20 Jahren nach der Einführung des Euro und einer heute. Wie weit ist man damals mit den 10,23 Euro aufgeteilt in 20 Münzen gekommen und wie weit käme man damit jetzt?

Wer rechtzeitig aufsteht, kann noch in Ruhe frühstücken. Schon auf dem Weg zum Bäcker fällt auf, wie stark die Preise seit Einführung des Euro gestiegen sind. Für zwei Semmeln zahlte man 2002 noch um die 50 Cent, heute sind es mindestens 80 Cent. Nimmt man noch eine große Tageszeitung mit, muss man noch mal 3,10 Euro mehr auf die Münzschale legen (2002: 1,30 Euro).

Auf dem Rückweg vom Bäcker merkt man, dass der Kühlschrank daheim ziemlich leer ist. Schnell noch zum Discounter, um zumindest das Nötigste einzukaufen. Eine Packung Butter kostet mit einem Preis von etwa 1,50 Euro heutzutage knapp 50 Prozent mehr als noch zur Einführung des Euro. Die Milch liegt seit 20 Jahren hingegen recht stabil bei 70 bis 80 Cent pro Liter.

Zum Glück hat man die Packung Kaffee noch im Schrank stehen, sonst hätte man sein Euro-Starterkit noch vor dem Frühstück aufgebraucht. Immerhin, das halbe Kilo Bohnenkaffee ist mit einem Anstieg von etwa vier Euro auf rund 4,50 Euro ebenfalls recht preisstabil.

Bei der Fahrt zur Arbeit muss man deutlich drauflegen

Mist! Jetzt ist man schon so spät dran, um noch entspannt zur Arbeit radeln zu können. Besser die Bahn nehmen. Hier muss man heutzutage einiges drauflegen. Kostete eine einfache Fahrt mit den Münchner Verkehrsbetrieben 2002 gerade mal zwei Euro, so sind es mittlerweile 3,50 Euro, also fast doppelt so viel.

Im imaginären Starterkit von heute liegen nur noch drei traurige Münzen, ein 20-, ein Zwei- und ein Ein-Cent-Stück. Von diesem Betrag kann man sich fast nichts mehr kaufen. Vor 20 Jahren dagegen hätte man für das karge Frühstück, die Zeitung und die Fahrt zur Arbeit nur 5,60 Euro gezahlt und damit auch bei den heutigen Preisen noch genug Geld übrig, um sich mit den Kollegen auf ein Feierabendbier zu verabreden.

Auch heute bekäme man wohl noch Beifall, wenn man auf den Teuro schimpfen würde. Zur Wahrheit gehört neben der Verteuerung vieler alltäglicher Güter und Leistungen aber auch ein anderer Wert, der zeigt, dass der Spitzname dem Euro auch Unrecht tut: das monatliche Bruttoeinkommen. Das stieg von durchschnittlich 2175 Euro (2002) um immerhin 42 Prozent auf 3095 Euro pro Monat im Jahr 2020. Oder anders gesagt: Früher war zwar vieles billiger, man hatte aber auch schlicht weniger Geld in der Tasche.

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