Den FC Bayern beschäftigen erneut Ermittlungen der Justiz in Bezug auf Vorgänge in seinem Nachwuchsleistungszentrum. Wie der WDR am Montagabend berichtete, läuft ein Verfahren gegen mehrere ehemalige und aktuelle Vorstandsmitglieder der FC Bayern AG. Es geht demnach um mögliche Verstöße gegen das Mindestlohngesetz bei der Bezahlung von Jugendtrainern. Ermittelt werde vom Hauptzollamt München im Auftrag der Staatsanwaltschaft München I.
Ein Sprecher des Hauptzollamts sagte auf SZ-Anfrage, sich zu einem laufenden Verfahren nicht zu äußern. Auch eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft erklärte, keine Auskünfte geben zu können.
Dem WDR zufolge sind vom Verfahren Vorstandschef Oliver Kahn, Sportvorstand Hasan Salihamidzic der stellvertretende Vorstandschef Jan-Christian Dreesen und Vorstandsmitglied Andreas Jung genauso betroffen wie der ehemalige Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und das ehemalige Vorstandsmitglied Jörg Wacker. Es sei übliche Praxis bei Aktiengesellschaften, dass sich Ermittlungen zunächst gegen den Vorstand richten, erklärte der Sprecher des Hauptzollamts. Der FC Bayern äußerte sich nicht.
Mehrere ehemalige Jugendtrainer des Vereins sollen nun als Zeugen aussagen
Mehrere ehemalige Jugendtrainer hatten gegenüber "Sport Inside" gesagt, im Rahmen ihres 450-Euro-Jobs deutlich mehr als die erlaubten zehn Stunden gearbeitet zu haben. Nach den Berichten des WDR-Magazins über die im Profifußball offenbar weit verbreitete Bezahlpraxis war auch der FC Augsburg ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten; in dem Fall dauert die Auswertung von beschlagnahmten Unterlagen noch an. Im Fall des FC Bayern sollen nun mehrere ehemalige Jugendtrainer als Zeugen aussagen. Das deckt sich mit SZ-Informationen.
Nach Ermittlungen wegen eines ebenfalls vom WDR aufgedeckten Rassismus-Falls im Jahr 2020 ist es bereits der zweite justiziable Vorfall binnen kurzer Zeit auf dem sogenannten Bayern-Campus. Damals hatte sich der Klub von mehreren Mitarbeitern getrennt. Der hauptbeschuldigte frühere Trainer akzeptierte zuletzt einen Strafbefehl wegen Volksverhetzung.