SZ-Kolumne "Bester Dinge":Auf die Mütze

(Foto: Kristy Sparow/Getty Images)

Die Sturmhaube, auch Balaklava genannt, ist zum Trend geworden. Auch modisch werden Kinder also endlich ernst genommen.

Von Elisa Britzelmeier

Man hat sich in der Pandemie an einiges gewöhnt, darunter, dass man Gesichter nur noch zur Hälfte sieht. Während noch abzuwarten bleibt, was das für leidige Verschleierungsdebatten nachhaltig bedeutet, könnte die Vermummungsgewöhnung schon mal einen Trend dieses Winters erklären: den zur Sturmhaube.

Die in erster Linie praktische Mütze bedeckt Kopf, Hals und Teile des Gesichts und wird auch Balaklava genannt, was - Achtung, aufgewacht aus dem Plätzchenkoma - nichts mit Süßgebäck zu tun hat, sondern von einem Ort auf der Krim kommt, einem kalten Kriegsschauplatz im 19. Jahrhundert. Britische Soldaten trugen damals zum ersten Mal Vollgesichtsmützen, die nur die Augen freiließen. Karriere machte die Balaklava dann bei Spezialeinsatzkommandos, auf der Skipiste und den Köpfen von Bankräubern, sie war politisch im Einsatz bei Pussy Riot, bevor Designer und Influencer sie in den letzten Jahren zum It-Piece erhoben und Promis wie Beyoncé und Billie Eilish ausgefallene Exemplare vorführten.

Schön, könnte man jetzt sagen, dass die Sturmhaube nun einen friedlicheren, entmilitarisierten Anstrich bekommt, oder, wie CNN es ausdrückt, dass die sozialen Medien überquellen von "Tausenden jugendlichen Gesichtern, die gerahmt werden von etwas, das aussieht wie eine zu groß gewachsene Stricksocke". Apropos zu groß gewachsen: Für Zipfelbob-Fahrer und andere Kinder gehört die Balaklava ja längst zur Standardausrüstung am Rodelhügel. Man kann sich von Kindern also auch modisch einiges abschauen. Jeder Trend fängt nun mal klein an.

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