Gerade wegen Corona ein Erfolg:Staunen am Stall

Die Macher der Krippenwege in Ebersberg und Zorneding ziehen jeweils eine sehr positive Bilanz - und planen bereits Neuerungen für den nächsten Advent.

Von Anja Blum, Ebersberg

Gerade wegen Corona ein Erfolg: 68 Mal Maria, Josef und das Jesuskind hat der Ebersberger Krippenweg geboten - aber jedes Mal ein bisschen anders. Hier ist eine Ruinenkrippe mit neapolitanischen Figuren zu sehen.

68 Mal Maria, Josef und das Jesuskind hat der Ebersberger Krippenweg geboten - aber jedes Mal ein bisschen anders. Hier ist eine Ruinenkrippe mit neapolitanischen Figuren zu sehen.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Ebersberger Krippenweg hat mitnichten ein verflixtes siebtes Jahr erlebt, ganz im Gegenteil. Die Ausgabe 2021/22 war für die Organisatoren ein kleines Weihnachtswunder - trotz oder vielmehr sogar wegen Corona: "Hautnah" habe man dieses Mal mitbekommen dürfen, welche Freude die große Krippenausstellung - in diesen schwierigen Zeiten mehr denn je - den Menschen bereitet habe, sagt Thomas Warg, im Team für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Im Jahr zuvor hingegen hatten die Organisatoren über die Resonanz nur Vermutungen anstellen können: Führungen waren 2020/21 wegen der Pandemie verboten, alle Besucher mussten den Krippenweg auf eigene Faust erkunden. Höchst zufrieden ist man auch in Zorneding, wo in diesem Winter erstmals ein Krippenweg stattgefunden hat. Das Angebot sei auf "sehr großes, positives Feedback gestoßen", schreiben die Aussteller rund um Initiator Thomas Pittroff: Der Krippenweg habe zahlreiche Gemeindemitglieder aller Generationen zu Spaziergängen angeregt und so ein bisschen Licht in die dunkle Jahreszeit gebracht. Und dieses soll auch in Zukunft weiter leuchten: Auch in der kommenden Adventszeit wird es in Zorneding "ganz sicher" einen Krippenweg geben, und in Ebersberg plant das Team bereits die nächsten Neuerungen.

Gerade wegen Corona ein Erfolg: Thomas Pittroff, Organisator des ersten Krippenwegs in Zorneding, plant schon die nächste Ausgabe.

Thomas Pittroff, Organisator des ersten Krippenwegs in Zorneding, plant schon die nächste Ausgabe.

(Foto: Christian Endt)

Mit dabei waren viele Geschäftsleute, aber auch öffentliche Institutionen und Privatpersonen

68 Stationen waren in Ebersberg geboten, nicht ganz so viele, nämlich 28, in Zorneding. Aber dort war handelte es sich ja auch um eine Premiere. In der Kreisstadt waren die Krippen unter dem organisatorischen Dach des Bundes der Selbständigen (BDS) vor allem in Geschäften zu sehen, in Zorneding vereinte die "Aktion von Bürgern für Bürger" diverse Akteure, von Privatleuten über das Gewerbeforum bis hin zu Kirchen, Kindergarten, Feuerwehr und Rathaus. In beiden Orten dehnte sich der Krippenweg über das ganze Gemeindegebiet aus, samt "Außenstellen". Führungen - offene wie bestellte - gab es nur in Ebersberg, wo drei der Stadtführer sich des weihnachtlichen Themas angenommen hatten, nämlich Thomas Warg, Robert Bauer und Roswitha Hülser. Aber beide Teams setzten über das physische Angebot hinaus auch auf eine starke Onlinepräsenz. Schluss war dann ganz traditionell mit der Ankunft der drei Könige am 6. Januar.

Gerade wegen Corona ein Erfolg: Mit der Ankunft der drei Könige sind die Krippenwege zu Ende gegangen. Diese bunten Papierfiguren gehören zu einer alpenländischen Darstellung.

Mit der Ankunft der drei Könige sind die Krippenwege zu Ende gegangen. Diese bunten Papierfiguren gehören zu einer alpenländischen Darstellung.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Vor dem Advent seien die Ängste groß und die Aussichten trüb gewesen, sagt Warg. Umso mehr freue sich das Ebersberger Team um Stefan Kühnlein nun, den Krippenweg trotzdem nicht abgesagt zu haben und nun eine sehr positive Bilanz ziehen zu können. Donnerstags und sonntags habe es gut besuchte offene Führungen gegeben, nur für Geimpfte und nach Voranmeldung, außerdem hätten viele Gruppen extra Rundgänge gebucht. "Einige Betriebe mussten ihre Weihnachtsfeiern samt Krippenausflug zwar wegen Corona absagen, aber dafür sind dann plötzlich viele Schulen und Kindergärten auf uns zugekommen", erzählt Warg. Diese Zunahme von jungem Publikum spiegelte sich denn auch bei der Kinderschnitzeljagd wider: "Da hatten wir noch nie so viele Teilnehmer wie in diesem Jahr", freut sich Kühnlein, etwa 250 Karten seien ausgefüllt worden. "Und beim regulären Gewinnspiel dürften es so um die 500 Teilnehmer gewesen sein."

Für das kommende Jahr ist ein Online-Rundgang geplant

Überhaupt wird von diesem engagierten Team schier alles möglich gemacht. Als eine inklusive Gruppe nicht nach Ebersberg kommen konnte, kam der Krippenweg kurzerhand zu ihr: Für die offene Behindertenarbeit der AWO Markt Schwaben hat Warg erstmals eine Führung per Videokonferenz veranstaltet. Eine Idee, die vermutlich Schule machen wird: Peter Kraume, der für den Onlineauftritt des Krippenwegs zuständig ist, würde im kommenden Jahr gerne einen Online-Rundgang mit Warg aufnehmen und als Video zur Verfügung stellen. "Das heißt, wir fotografieren und filmen ausgewählte Krippen und Thomas kommentiert, so wie er es auch bei seinen Führungen macht. Bei der AWO Markt Schwaben kam das sehr gut an."

Gerade wegen Corona ein Erfolg: Diese Figuren sind aus Stein, aber von der Papierkunst des Origami inspiriert. Sie kamen wohl bei den Erwachsenen besonders gut an.

Diese Figuren sind aus Stein, aber von der Papierkunst des Origami inspiriert. Sie kamen wohl bei den Erwachsenen besonders gut an.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Messbar ist der Erfolg auch digital

Besonders schön ist, dass sich der Ebersberger Krippenweg offenbar auch überregional einen hervorragenden Ruf erobern konnte: Da alle Gäste der Führungen registriert werden mussten, weiß man, woher sie kamen, aus dem ganzen Münchener Raum nämlich, und sogar aus Abensberg oder Landshut. Ein Radio- und Fernsehbeitrag des Bayerischen Rundfunks werden wohl das Ihrige dazu beigetragen haben. Hinzu kommen natürlich all die Menschen, die die 68 Krippen ohne Begleitung erkundet haben. "Das ist überhaupt immer das Allerschönste, dass in der ganzen Stadt Leute unterwegs sind", sagt Warg. Messbar ist der Erfolg des Ebersberger Krippenwegs aber auch digital: "Die Besuche der Webseite sind im Vergleich zu 2020 um etwa 60 Prozent gestiegen", sagt Onlinefachmann Kraume. Im Social-Media-Bereich sei das wichtigste Netzwerk mittlerweile Instagram. "Hier gab es die meisten Interaktionen. Auf dieser Plattform sind auch unsere Aussteller am aktivsten mit den meisten Stories und Beitragen über ihre eigene Teilnahme am Krippenweg", so Kraume. Für den nächsten Krippenweg plant er bereits eine interaktive Karte mit Pins aller Stationen und möglicherweise sogar Laufrouten.

Der Erfolg der Krippenausstellungen in den Fenstern des Landkreises kommt indes nicht von ungefähr: Natürlich sind an jeder Station Maria, Josef und das Jesuskind zu sehen, doch die Krippen unterscheiden sich in ihrer Machart derart stark voneinander, dass es bei jeder wieder etwas zu staunen und für die Führer zu erzählen gibt. Materialien, Größen und kulturell-geschichtliche Hintergründe könnten wohl nicht vielfältiger sein. Ein Liebling der erwachsenen Besucher zum Beispiel seien von der Origamikunst inspirierte Krippenfiguren aus Stein gewesen, erzählt Warg. Die Kinder hingegen seien besonders von einem "wahren Wimmelbild" mit vielen witzigen Details fasziniert gewesen. An dieser Station habe er auch immer ein kleines Rollenspiel gemacht und gefragt: "Wer willst Du sein?" Maria? Josef? Nein, ganz hoch im Kurs waren tatsächlich eine Schildkröte und ein Affe.

Gerade wegen Corona ein Erfolg: Die Krippe von Evi Reif enthält viele witzige Details - und lässt die Kinderherzen höher schlagen.

Die Krippe von Evi Reif enthält viele witzige Details - und lässt die Kinderherzen höher schlagen.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)
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