Ausstellung in Karlsfeld:Der Karlsfelder aus Amerika

Lesezeit: 3 min

Es ist ein vielfältiges Werk, das Richard Maurer hinterlassen hat. Er hat auch Emil, dem legendären Krokodil vom Karlsfelder See, ein Denkmal gesetzt. (Foto: privat)

Das Heimatmuseum zeigt eine Ausstellung mit 100 Werken des Künstlers Richard Maurer, der 1955 in die USA ausgewandert und im Vorjahr dort gestorben ist. Karlsfeld aber blieb er stets verbunden.

Von Anna Schwarz, Karlsfeld

Seine Kontakte nach Karlsfeld sind nie abgerissen. Anfang der 1950er Jahre lebte Richard Maurer als Jugendlicher nur rund fünf Jahre in der Gemeinde. 1955 wanderte er mit seiner Familie nach New York aus und zog später nach Prescott in Arizona - doch seine Freundschaften im Landkreis Dachau pflegte er weiter. Im vergangenen August ist der Schreiner und Künstler im Alter von 86 Jahren gestorben. Seit Anfang Januar zeigt das Heimatmuseum Karlsfeld eine Sonderausstellung mit seinen Werken. Der Titel: "Richard Maurer: Bilder vom Karlsfelder aus Amerika". Rund 100 seiner Kunstwerke, die sein bewegtes Leben illustrieren, und weitere Fundstücke aus Arizona sind zu sehen.

Die Geschichte des Auswanderers beginnt 1935 in seiner ehemaligen Heimat Neu-Werbass in der Batschka, einer Stadt im heutigen Serbien. Richard Maurer war Donauschwabe und wurde als Zehnjähriger mit seiner Familie in das Vernichtungslager Jarek, ebenfalls im heutigen Serbien, verschleppt: "Dort ist seine Schwester in seinen Armen gestorben - wohl an Unterernährung", hat die Karlsfelder Heimatforscherin Ilsa Oberbauer in Maurers Memoiren nachgelesen, die als Grundlage für die Ausstellung dienten. Über die Zeit im Vernichtungslager schrieb Maurer etwa: "Man kann es vergeben, aber nie vergessen." Die Schrecken des Lagers habe er ebenfalls in seinen Bildern verarbeitet, sagt Oberbauer: "Eines zeigt zum Beispiel eine Frau, die ihr Gesicht mit einem halben Schleier versteckt und ganz bedrückt und traurig schaut."

Erinnerungen an seine Kindheit sowei viele Natur- und Blumenstudien hat Maurer geschaffen. (Foto: Toni Heigl)

Richard Maurer, sein Bruder und seine Eltern überlebten das Lager und schafften es später bis nach Karlsfeld. In Dachau habe er schließlich eine Schreiner-Lehre gemacht, erzählt Oberbauer: "Ich bin überzeugt, dass er hier eine gute Zeit hatte. Denn er hat den Kontakt zu alten Freunden im Landkreis immer gehalten", und sie ergänzt: "Später hat er zum Beispiel oft den Karlsfelder See gemalt. Dort sind wohl viele der Freundschaften entstanden." Auch das Gilmer-Schloss auf dem MAN-Gelände und Szenen aus dem Dachauer Moos gehörten zu seinen Motiven. Ilsa Oberbauer hat bereits die ersten Besucher durch die Karlsfelder Sonderausstellung geführt und erzählt von deren Reaktionen: "Die waren erstaunt, wie feingliedrig Richard Maurer malen konnte, vor allem in seinem hohen Alter!"

Der Maler hinterlässt auch viele Bilder von Bauwerken wie der Ludl-Kapelle. (Foto: Toni Heigl)

In New York lernte Maurer schließlich seine erste Frau bei einem donauschwäbischen Treffpunkt kennen, später ließ sich die junge Familie mit zwei Töchtern in Prescott, Arizona, nieder. Maurer arbeitete weiterhin als Schreiner und engagierte sich für das Sharlot-Hall-Museum in Prescott, wo Besucher die Geschichte Arizonas entdecken können. Dafür baute er etwa Teile der Museumseinrichtung. Dadurch entstand auch die Verbindung zu Ilsa Oberbauer, die sich damals für ihr hiesiges Heimatmuseum einsetzte. Maurer und sie telefonierten regelmäßig, schrieben sich Briefe, und er schickte seine Kunstwerke nach Karlsfeld. Unter anderem zeigten seine Aquarelle seine Wahlheimat Arizona: Denn als Angler war Richard Maurer viel in der Natur unterwegs und hat sie genau erkundet: "Er hat uns auch Tonscherben von Indianersiedlungen geschickt und eine 15 Zentimeter lange Wurzel, die wie das Ungeheuer von Loch Ness aussieht", lacht Oberbauer, alles ist in der Sonderausstellung zu sehen. Maurer hatte viel Humor: "Er hat zum Beispiel sprechende Frösche in Dirndl und Lederhosen gemalt" oder setzte dem Krokodil "Emil vom Karlsfelder See" ein künstlerisches Denkmal. Seine Liebe zur Natur zeigte sich auch in einer Vielzahl von Blumenstudien, einem wahren "Blütenrausch" und seiner kleinen Mineraliensammlung. Außerdem malte er beschauliche Sequenzen aus seiner ehemaligen Heimat Neu-Werbas in der Batschka mit Ansichten des dörflichen Umfelds und der Weidelandschaft der Puszta mit malerischen Ziehbrunnen.

Es ist bereits die zweite Ausstellung über Richard Maurer, die das Heimatmuseum organisiert. 2003 wurden einige seiner Bilder am ersten Museumsstandort im alten Haus der Karlsfelder Bauernfamilie Freis gezeigt: "Dort hat er auch immer Milch geholt", lacht Oberbauer. Damals reiste Maurer sogar aus Arizona an. 2018 kam er das letzte Mal nach Karlsfeld, um das Siedlerfest zu besuchen, auch davon sind Fotos in der Ausstellung zu sehen.

Die Sonderausstellung im Heimatmuseum im Alten Rathaus ist am Sonntag, 16. Januar, geöffnet und noch bis kommenden Mai jeden 1. und 3. Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr zu sehen. Die Besucher müssen geimpft oder genesen sowie geboostert sein - oder einen aktuellen Test mitbringen.

© SZ vom 14.01.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: