Landkreis Ebersberg:Ortsverbände der Grünen bekommen immer mehr Zulauf

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Im Landkreis Ebersberg steigen die Mitgliederzahlen. In einer Gemeinde hat sich deren Zahl innerhalb von zwei Jahren gar verdoppelt.

Von Daniel Limmer, Vaterstetten

Kaum eine Partei konnte sich bei Wahlen in den letzten Jahren so oft zu den Gewinnern zählen wie die Grünen. Nun sind sie Teil der Bundesregierung, stellen in Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck den Vizekanzler und haben mit dem Auswärtigen Amt in Person von Annalena Baerbock ein weiteres Schlüsselressort inne. Doch nicht nur bundespolitisch sind die Grünen auf der Überholspur. In den Orts- und Kreisverbänden ist ebenfalls ein deutlicher Aufschwung spürbar.

So auch in Vaterstetten. Der Grünen-Ortsverband konnte seine Mitgliederzahl seit Sommer 2019 auf 50 verdoppeln. Der Aufschwung der Bundespartei ist spürbar, aber nicht der einzige Grund für den Zuwachs. "Ich denke, dass die grünen Themen allgemein in der Gesellschaft angekommen sind", sagt Gemeinderat Felix Edelmann, der auch für die Öffentlichkeitsarbeit des Ortsverbands mit zuständig ist. "Viele Menschen können sich mit unseren Werten identifizieren." Vor allem im Bereich Klimaschutz. Das Thema, das wahrscheinlich die meisten - vor allem jüngeren - Neumitglieder zu einem Engagement bei den Grünen bewegt habe, so der 21-Jährige.

Viele traten vor der Kommunalwahl bei

Sein älterer Bruder Florian Edelmann ist einer davon. Seit Ende Oktober ist er Mitglied bei den Grünen und schon voll in die Arbeit des Ortsverbands eingebunden, im Arbeitskreis Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit. "Ich habe schon länger das Gefühl, dass ich etwas bewegen muss", so der 25-Jährige, der auch schon vor seinem Parteieintritt bei Aktionen der Grünen in Vaterstetten mit dabei war.

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Ortsverbände sind eben die Basis einer Partei, die erste Anlaufstelle für Mitglieder. Im Zuge der Kommunalwahl kam auch Felix Edelmann das erste Mal mit den Grünen in Kontakt. "Ich bin zunächst als Parteiloser für die Grünen Vaterstetten angetreten", verrät er. Das Umfeld passte und so entschied er sich nach der Wahl für den Parteieintritt. Es sei schon spürbar, "dass sich unsere vielen neuen Mitglieder besonders hier vor Ort einbringen und engagieren wollen", so Edelmann.

Wie ist die Bilanz in anderen Ortsverbänden?

Die Kommunalwahl im März 2020 war auch der Anlass für die Gründung eines Grünen-Ortsverbands in Hohenlinden. Ortsvorsitzender Sebastian Roth zählt zu den Initiatoren. "Wir hatten schnell 15 Mitglieder. Ein ziemlicher Blitzstart", erinnert er sich. Drei sind seitdem noch dazugekommen. Die Hälfte ihrer Mitglieder, schätzt Roth, seien rein aus kommunalpolitischem Interesse dabei. Das gilt auch für die vielen parteilosen Unterstützer, die der Ortsverband hat. Die Grünen seien für viele der dringend notwendige Gegenpol zur sonst konservativ dominierten Gemeindepolitik, erklärt Roth.

Den Ortsverband in Ebersberg gibt es schon länger. Aber auch dieser konnte die Mitgliederzahl in den vergangenen zwei Jahren vergrößern, von 31 auf 39. Ein Zuwachs von rund 25 Prozent. Ortsvorsitzende Claudia Peter war selbst "positiv überrascht", wie sie sagt, als sie die Zahlen nachschlug. Die Gründe, auch hier vielfältig. Kommunalwahl, Bundestagswahl und Windkraft-Volksbegehren, "das spielt alles mit rein", so Peter.

Auch in Markt Schwaben, Zorneding und Grafing ist der Trend positiv. Der Ortsverband in Markt Schwaben konnte seine Mitgliederzahl gegenüber 2019 von 14 auf 20 anheben, der Zornedinger von 13 auf 18, und in Grafing freut man sich über 17 Mitglieder, die in den vergangenen beiden Jahren dazugekommen sind. Den Hauptanteil daran habe die Kommunalwahl - da ist man sich in allen drei Ortsverbänden einig. Die Kandidierenden ohne Parteibuch entscheiden sich dann eben doch recht schnell für den Beitritt, so wie es auch beim Vaterstettener Felix Edelmann der Fall war.

Der Zuwachs in den einzelnen Ortsverbänden spiegelt sich natürlich auch in den Zahlen des Kreisverbands wider. 309 Mitglieder zählen die Grünen im Landkreis Ebersberg aktuell. 2019 waren es 281. Ein Wachstum von 18 Prozent, und das, obwohl es viele Wegzüge gegeben habe, berichtet die stellvertretende Landrätin und Sprecherin des Grünen-Kreisvorstands Angelika Obermayr. "Wahlen sind natürlich immer ein Schub für die Mitgliederentwicklung." Der Zulauf bei den Grünen Vaterstetten sei aber schon "herausragend." Das bleibt auch in den Gremien des Kreisverbands nicht länger unbemerkt. "Mittlerweile sind viele von den Vaterstettenern auch hier sehr aktiv", so Obermayr.

Weiterhin ehrgeizige Ziele

Spezielle Aktionen zur Mitgliederwerbung habe es bei den Grünen Vaterstetten nicht gegeben. Den großen Trick konnten sie also keinem ihrer Parteifreunde verraten - es gibt ihn nicht. "Im Kreisvorstand wird aber regelmäßig aus den anderen Ortsverbänden berichtet", erklärt Sebastian Roth. "Da war die Entwicklung der Vaterstettener schon mal ein Thema."

Dort bleibt man weiterhin ehrgeizig. "Ich denke, dass es deutlich mehr als 50 Menschen in Vaterstetten gibt, die sich mit uns Grünen identifizieren können", so Edelmann. Ob man sich also auch in Zukunft über Mitgliederzuwachs freuen kann? Der 21-Jährige ist "guter Dinge".

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