Energiewende:Sonne tanken an der Autobahn

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Die ersten Pfosten für die große Photovoltaik-Anlage entlang der Lindauer Autobahn bei Geisenbrunn sind gesetzt: In einem 200 Meter breiten Korridor sollen auf eineinhalb Kilometern Länge rund 36 000 Module auf den Feldern installiert werden und dann 4450 Haushalte mit Strom versorgen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

In Gilching entsteht an der A 96 die derzeit größte Freiflächen-Photovoltaikanlage im Landkreis Starnberg. Wann es losgeht und wie viele Haushalte von dort aus mit grünem Strom versorgt werden sollen.

Von Christian Deussing, Gilching

Hunderte von Pfosten für die Module sind bereits in den Ackerboden südlich der Autobahn bei Gilching gerammt. Bald werden die ersten der 53 Lkw-Ladungen mit Solarzellen aus Vilshofen für die größte Freiflächen-Photovoltaikanlage im Landkreis Starnberg angeliefert. In einem Korridor von 200 Metern sollen auf eineinhalb Kilometern Länge etwa 36 000 Module auf diesen Feldern installiert werden, wozu 75 Wechselrichter und sechs Trafostationen errichtet werden. Bis zum 31. Mai dieses Jahres soll die gigantische Anlage nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) ans Bayernwerk Netz gehen und jährlich fast 18 Millionen Kilowattstunden (kWh) Ökostrom an etwa 4450 Haushalte in Gilching liefern, wie die Generalplaner Thomas Tronsberg und Robert Sing von der Betreibergesellschaft "Sonnenenergie Gilching GmbH & Co. KG" mitteilen.

Die Modulleistung auf der sieben Hektar großen Fläche an der Lindauer Autobahn betrage 16 220 Kilowattpeak (kWp), die Gesamtkosten werden sich laut Planungsbüro auf elf Millionen Euro belaufen. Das Projekt sei ein "großer Schritt und wichtiger Baustein für die Energiewende, für die es auch noch andere geeignete Flächen in unserer Region gibt", erklärt Starnbergs Landrat Stefan Frey (CSU), der das Vorhaben der Gemeinde Gilching stets unterstützt hat. Auch deren Bürgermeister Manfred Walter (SPD) freut sich und betont: "Schön, dass nach so langer Bauleitplanung nun das Solarzellen-Projekt beginnen kann." Hierfür musste der Gilchinger Gemeinderat einem geänderten Flächennutzungsplan zustimmen, weil Freiflächen-Photovoltaik im Außenbereich bislang kein privilegiertes Vorhaben ist. Das gilt auch für die fünf weiteren, ausgewiesenen Photovoltaik-Sonderflächen nördlich der Lindauer Autobahn, doch für dieses etwa 35 Hektar große Gebiet ist noch kein Bebauungsplan entwickelt worden. In diesem Bereich besteht noch Konfliktpotenzial, denn der Ortsteil Geisenbrunn ist dort nicht so weit entfernt. Jetzt warte man erst mal ab, wie die Solarstrom-Anlage südlich der A 96 funktioniere, so der Bürgermeister. Walter glaubt fest an einen Erfolg der Ökostrom-Anlage, die künftig mit Sonnenkraft sauberen Strom für knapp zwei Drittel der Gilchinger Haushalte erzeugen könnte. Das entspreche der Leistung von drei Berger Windrädern, sagt Generalplaner Sing.

Projektleiter Bernhard Kirchhofer. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Sein Ingenieurbüro aus Landsberg, das auf erneuerbare Energie in der Region spezialisiert ist, hatte die möglichen Flächen entlang der Autobahn bei Gilching als "gut bis sehr gut geeignet" identifiziert und das Sonnenergie-Projekt erstmals vor gut zwei Jahren dem Gemeinderat präsentiert. Dabei verwies der Bauingenieur darauf, dass vorbelastete Flächen wie an Autobahnen potenziell für Solarprojekte in Frage kämen. Das gelte auch für Korridore entlang von Bahntrassen, genauso wie für ehemalige Deponien und Kiesgruben oder bereits versiegelte Flächen. Wichtig seien zudem nahe gelegene Netzanschlüsse und geeignete Bodenverhältnisse, um derartige Anlagen wirtschaftlich betreiben zu können, weiß Sing.

Der Planer und sein Geschäftspartner Tronsberg sind mit zehn Prozent auch Miteigentümer der neuen Photovoltaik-Anlage. Dazu kommen zehn örtliche Grundeigentümer mit 60 Prozent, darunter überwiegend Landwirte. Den Rest halten die Gemeindewerke Gilching (KU), die als Kommanditist an der Betreibergesellschaft beteiligt sind. Die Mindestvergütung für den erzeugten Solarstrom betrage 5,18 Cent pro Kilowattstunde, berichtet Sing außerdem.

Im Bereich der Anlage sollen etwa 1,5 Hektar Ackerland in magere Wiesen mit autochthonem - also einheimischem - Saatgut für Ausgleichsflächen umgewandelt werden, erläutert der Planer. Zudem könnten Schafe auf dem eingezäunten Areal grasen, einen Interessenten gebe es dafür bereits. Das Planungsbüro will eine Bautafel aufstellen und Führungen durch den künftigen Solarpark organisieren.

© SZ vom 22.01.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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