SZ-Interview:"Schreiben hat mir immer Spaß gemacht"

Lesezeit: 4 min

Pandemie-bedingt hat die Preisverleihung der "Raute" nur hybrid stattfinden können. Luca Kosina, ehemalige Redakteurin des Freisinger "Camerjäger", konnte aber über Videokonferenz daran teilnehmen. Ihre Reportage "Über Nacht das Fliegen lernen" wurde von der Jury besonders gelobt. (Foto: oh)

Die Freisinger Schülerzeitung "Camerjäger" hat schon mehrere Preise gewonnen, mit zwei Beiträgen zum Thema Träumen haben nun auch die beiden ehemaligen Mitarbeiter Luca Kosina und Adrian Gromann abgeräumt

Von Anaïs Agudo Berbel

2021 hat der Camerjäger, die Schülerzeitung des Freisinger Camerloher-Gymnasiums, den Schülerzeitungspreis "Die Raute" der Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) in der Kategorie "Journalistischer Einzelbeitrag" gewonnen. Die beiden ehemaligen Redakteure Luca Kosina und Adrian Gromann hatten jeweils eine Reportage zum Thema "Träume" geschrieben, die von der Stiftung besonders gelobt wurden. Das Thema sei auf ganz unterschiedliche Art aufbereitet worden und, begleitet von ausdrucksstarken Bildern, gelungen erzählt, so die HSS. Die Geschichten seien bewegend, stilsicher und flüssig zu lesen, urteilten die Juroren weiter.

Veronika Eckl ist die Betreuungslehrerin des Camerjäger und erklärt, dass das Heft, aus dem die Beiträge stammen, schon 2019 erschienen sei. Durch Corona sei die Preisverleihung verschoben worden und in der Zwischenzeit habe der Camerjäger bereits zwei neue Hefte herausgebracht. Neben "Der Raute" hat der Camerjäger 2021 auch den "Blattmacher-Wettbewerb" der Süddeutschen Zeitung gewonnen und ist als beste gymnasiale Schülerzeitung Deutschlands beim Schülerzeitungswettbewerb der Länder ausgezeichnet worden. Ein Gespräch mit den beiden "Raute"-Gewinnern:

Wieso habt Ihr Euch für das Thema Träume entschieden?

Luca Kosina: Die Themenentscheidungen entstammen meistens einem Brainstorming der Redaktion. Am Ende wird das Thema, das die meisten am besten fanden, ausgewählt. In dem Jahr war eben "Träume" dieses Thema.

Habt Ihr denn eigene Träume und wenn ja welche?

Adrian Gromann: Jetzt als Erstes ist das für mich natürlich mal, die Schule fertig zu machen. Es wäre dabei schon ein Ziel von mir, auch mit einem Schnitt abzuschließen, mit dem ich dann, auch wenn ich zurückblicke, zufrieden bin. Ansonsten bin ich jetzt gerade dabei, auch im Zusammenhang mit den Fächern, die ich für die Oberstufe wähle, mir ein bisschen mehr Gedanken darüber zu machen, was ich später in meinem Leben einmal erreichen möchte. Gerade habe ich davon aber noch keine genaue Vorstellung.

Luca Kosina: Man kann bei Träumen an verschiedene Konzepte denken, zum Beispiel kann ich Träume haben, die nicht spezifisch nur für mich sind, sondern sozusagen für die Welt. Das wären dann Dinge, die ich nicht kontrollieren könnte. Aber wenn es jetzt um das geht, was ich mir für mich wünsche, beziehungsweise wenn ich das so wie Adrian interpretiere, was ich später einmal machen will, dann wäre es Wissenschaft.

Adrian, Du bist noch in der Schule. Bist Du noch beim Camerjäger dabei?

Adrian Gromann: Ich bin in der zehnten Klasse am Camerloher. Dieses Jahr bin ich nicht mehr beim Camerjäger, einfach aus dem Grund, dass ich das zwei Jahre lang gemacht habe. Im ersten Jahr hab ich auch gleich den Artikel geschrieben, der gewonnen hat, und das zweite Jahr hat mir auch noch gut gefallen. Dieses Jahr bin ich bei den "Medienscouts", das ist ein Wahlfach, in dem wir für die jüngeren Jahrgangsstufen, meistens fünfte bis siebte Klasse, Kurse vorbereiten. Dabei zeigen die Scouts den jüngeren Schülern, wie man sich im Internet und in den sozialen Medien richtig verhält.

Wie ist denn die Arbeit im Camerjäger organisiert, sind die Aufgaben alle streng verteilt oder kann jeder alles ausprobieren?

Adrian Gromann: Man wird sich erst mal als Redaktion einig, welches Heftthema man machen möchte. Danach macht sich jeder Redakteur darüber Gedanken, wie auch ich damals bei meinem Artikel, worüber er gerne schreiben würde und was zu dem Thema, für das sich die Redaktion jetzt entschieden hat, passt. Und dann schreibt jeder seinen Artikel, vielleicht gibt es auch Verbesserungsvorschläge, aber im Prinzip geht da jeder ein bisschen in die Einzelarbeit.

Am Ende des Jahres wird gelayoutet. Da darf jeder seine Seite selber layouten, ich hab meine Seite damals auch selbst gestaltet. Das Einzige, was jedes Jahr gleich ist, sind bestimmte Rubriken. In unserem Heft gibt es zum Beispiel die Rubrik "Kam'n Style", da interviewt man jedes Jahr einen Schüler und einen Lehrer über seinen Style. Es ist egal, welches Heftthema es gibt, diese Rubrik ist jedes Jahr dabei.

Wie habt Ihr euch in der Zeit arrangiert, als Ihr euch nicht treffen konntet, wie hat das funktioniert?

Adrian Gromann: Ja, da war ich am Anfang schon noch ein bisschen dabei. Wir hatten hauptsächlich Videokonferenzen, da wurden dann verschiedene Themenpunkte abgehakt. Man hat die einzelnen Leute gefragt, wie die Arbeit an dem Artikel ist, man hat sich gemeinsam noch Verbesserungen überlegt oder gemeinsam die Deadlines ausgemacht, bis wann der Artikel fertig sein muss. Und dann hatte man einmal pro Woche eine Videokonferenz.

Teilweise konnte ich allerdings nicht mehr daran teilnehmen, weil ich für die Schule lernen musste. Zu Beginn war das noch über eine andere Internetplattform, aber dann sind wir auf Teams umgestiegen. Dann haben wir uns in der Videokonferenz zusammengesetzt und einfach alles besprochen, wie eben auch in der normalen Redaktionssitzung.

War das eine große Herausforderung, dass Ihr Euch nicht treffen konntet oder hat es die Arbeit verändert?

Adrian Gromann: Nicht so sehr, also bei der Einzelarbeit am Artikel hat sich nichts verändert, man arbeitet da ja ohnehin alleine. Aber sich jetzt mit den Leuten per Videoschalte zu unterhalten, das war natürlich schon noch einmal eine andere Atmosphäre als in der richtigen Redaktionssitzung. Das war ja aber eigentlich bei allen so im Lockdown, der Kontakt war einfach anders. Er war zwar da, aber eben über die Kamera, im Unterricht zum Beispiel war das ja genauso.

Schreibt Ihr auch privat oder habt Ihr später einmal vor, beruflich in die Richtung Journalismus zu gehen?

Luca Kosina: Ich studiere ja schon und bin, zumindest bisher, nicht in die Richtung gegangen.

Was studierst du denn jetzt?

Luca Kosina: Kognitionswissenschaft und Philosophie.

Adrian Gromann: Also das eigentliche Schreiben von Texten hat mir schon immer Spaß gemacht und das ist auch immer noch so. Ich weiß nicht, ob ich jetzt sagen kann, dass ich das auch als Job machen würde, vielleicht ergibt sich das ja auch irgendwann mal von selbst. Etwas Autorenmäßiges könnte ich mir schon vorstellen, aber dass ich dann sozusagen als Journalist die Aufgabe habe, täglich einen Artikel zu schreiben, denke ich, liegt mir nicht so sehr. Schreiben an sich kann ich mir schon vorstellen, aber eher im Zusammenhang mit einem eigenen Buch.

© SZ vom 24.01.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: