Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche:"Verbrechen und mangelnde Verantwortung werden aufgeklärt"

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Georg Bätzing, Bischof von Limburg und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz tritt dafür ein, dass es Priestern freigestellt wird, ob sie ehelos leben wollen. (Foto: Arne Dedert/dpa)

Das verspricht die deutsche Bischofskonferenz nach der Veröffentlichung der Münchner Missbrauchsstudie - und räumt ein: die Kirche ist "in einer großen und vielfältigen Krise".

Nach der Veröffentlichung der Münchner Missbrauchsstudie sehen die katholischen Bischöfe in Deutschland die Kirche "in einer großen und vielfältigen Krise". So steht es in einer Erklärung des Ständigen Rates der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, die am Dienstag veröffentlicht wurde. "Verbrechen und mangelnde Verantwortung werden aufgeklärt, auch wenn der Prozess schmerzhaft ist", heißt es weiter. Um der Wahrheit Willen sei es notwendig, dass "wir Bischöfe uns der Verantwortung stellen, die uns und unsere Vorgänger im Wesentlichen alle gleich betrifft".

"Wir sehen die hohen Austrittszahlen, wir erleben den extremen individuellen wie öffentlichen Vertrauensverlust. Wir spüren auch die Entmutigungen und Enttäuschungen bei unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, bei den Gläubigen, bei engagierten und treuen Gliedern der Kirche, die sich an vielfältigen Stellen im christlichen Sinne für die Menschen und die Kirche einsetzen. Wir brauchen Erneuerung", heißt es in dem Schreiben der 27 Bischöfe weiter. "Die Aufarbeitung der eigenen Schuld - unabhängig und frei von falschen Rücksichten - setzen wir kontinuierlich fort und ziehen die systemischen Konsequenzen, um solche Verbrechen zu verhindern."

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Der frühere Erzbischof von München und Freising schreibt, es sei falsch gewesen, Pfarrer H. weiter in der Seelsorge einzusetzen. Der Priester hatte über Jahrzehnte hinweg viele Kinder sexuell missbraucht.

Als wesentlichen Baustein einer solchen Erneuerung bezeichnen die Bischöfe den von ihnen zusammen mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) 2019 ins Leben gerufenen Synodalen Weg. Ein Ziel sei, "systemische Ursachen von Missbrauch künftig auch durch strukturelle Veränderungen zu verhindern". Dies gehe nicht ohne Kontroversen, räumen die Bischöfe ein. "Aber wir sind zuversichtlich, zu gemeinsamen Lösungen zu kommen." Die nächste Vollversammlung des Synodalen Wegs findet vom 3. bis 5. Februar in Frankfurt statt. Die Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs müsse ein gesamtgesellschaftliches Anliegen sein, fügen die Bischöfe hinzu. Das solle durch die eigenen Aufarbeitungskommissionen unterstützt werden.

Die Bischöfe verwiesen in ihrer Erklärung auf die Leitlinien der Bischofskonferenz zur Bekämpfung des Missbrauchs sowie ihre Präventions- und Interventionsarbeit, die international anerkannte Standards erreichten. Darüber hinaus zeigten sie sich dankbar für die "enge und gute Zusammenarbeit" mit dem Unabhängigen Beauftragten der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig.

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